Hotelmarkt Deutschland: Gestärkt aus der Krise hervorgehen

| Hotellerie Hotellerie

Alle wichtigen deutschen Hotelmärkte haben 2021 noch deutlich unter der Pandemie gelitten. Allerdings konnten sechs der neun Top-Städte eine Verbesserung der Auslastung verzeichnen. Christie & Co blickt auf ein ereignisreiches Jahr zurück.

Da im Jahr 2020 aufgrund der Pandemie einige Hoteleröffnungen auf das Jahr 2021 verschoben wurden, öffneten im vergangenen Jahr 87 Hotels in den betrachteten neun Städten. Dies bedeutet einen Anstieg der Hoteleröffnungen um 150 Prozent im Vergleich zu 2020 und eine Erhöhung des Zimmerangebotes um 15.500 Zimmer.

Frankfurt ist mit 18 Neueröffnungen im Jahr 2021 Spitzenreiter und erweiterte den Hotelmarkt um fast 4.200 Zimmer. Die Gesamtpipeline für die nächsten drei Jahre bleibt stark, insbesondere für Hamburg, wo für 2022 ein Anstieg des Zimmerangebots um 10 Prozent erwartet wird. Köln wird die Stadt mit den meisten Hoteleröffnungen sein, mit 17 Hotels und über 3.000 Zimmern sowie weiteren 11 Hotels in den Jahren 2023 und 2024, womit das aktuelle Angebot in den nächsten drei Jahren um 31 Prozent erhöht werden wird. Ob diese Projektentwicklungen aufgrund von Kostensteigerungen oder Ressourcenknappheit tatsächlich im geplanten Zeitraum eröffnet werden können, bleibt abzuwarten.

Hamburg ist eine renommierte Kongress-, Messe- und Musical-Destination und dürfte sich aufgrund des hohen Anteils an inländischen Touristen verhältnismäßig schnell erholen. Wie die anderen deutschen Städte war auch Hamburg in der ersten Jahreshälfte 2021 noch von den strengen Beschränkungen für das Beherbergungsgewerbe betroffen, hatte aber bereits 2021 einen starken Sommer, der mit 1,3 Millionen Übernachtungen im August seinen Höhepunkt erreichte.

Das Ausbleiben von Veranstaltungen, Festivals und Messen im Jahr 2020 führte zu einem deutlichen Rückgang der Ankünfte und Übernachtungen in Berlin. Allerdings stiegen die Zahlen im Jahr 2021 im Vergleich zu 2020 um 13,7 Prozent leicht an. Sowohl das Hotel- als auch das Bettenangebot sind seit 2017 mit einem CAGR von -3,2 Prozent zurückgegangen, was die Auswirkungen der letzten beiden Jahre auf den Berliner Hotelmarkt verdeutlicht. Dennoch umfasst die bestätigte Pipeline ca. 11.000 Zimmer in über 60 Projekten.

Düsseldorf wurde vergleichsweise stark von den Auswirkungen der Covid-19-Pandemie getroffen. Da für den deutschen Hotelmarkt noch bis Mai 2021 strenge Reiseverbote galten, ging die ADR- und RevPAR-Performance mit -10,2 Prozent bzw. 7,6 Prozent weiter zurück. Dennoch ist Düsseldorf eine wichtige Messedestination und die Ausrichtung der Medica mit 46.000 Besuchern, davon 76 Prozent aus dem Ausland, brachte einen Hoffnungsschimmer für die Düsseldorfer Hoteliers und für die Rückkehr von Messen und internationaler Nachfrage in der Zukunft.

Auf Köln entfielen 2,8 Millionen Übernachtungen im Jahr 2021. Besonders die zweite Jahreshälfte war vielversprechend, mit einem Anstieg der Ankünfte um 2,5 Prozent und einer Zunahme der Übernachtungen um 8,1 Prozent im Vergleich zu 2020. Unter den Top-9-Städten in Deutschland hat Köln in der Vergangenheit die nachhaltigste Entwicklung des Hotelmarktes gezeigt, da vor der Pandemie die Nachfrage stärker gestiegen ist als das Angebot. Die insgesamt hohe Nachfragestabilität in den letzten Jahren deutet auf eine recht schnelle Erholung hin.

Zusätzlich zu den bekannten Top-7-Städten betrachtete Christie & Co erstmals auch die wachstumsstarken Städte Dresden und Leipzig in Sachsen. Der Hotelmarkt in Dresden litt sehr unter der Corona-Pandemie: Mit nur 1,1 Millionen Übernachtungen im Jahr 2020 und 2,2 Millionen im Jahr 2021 hat sich die Zahl der Übernachtungen im Vergleich zu 4,7 Millionen im Jahr 2019 mehr als halbiert. Dennoch ist Dresden als Reiseziel überdurchschnittlich gut aufgestellt, um sich schnell von der Covid-19-Pandemie und ihren Folgen zu erholen. Nach den bis Ende Mai 2021 andauernden Einschränkungen erholte sich die Leipziger Tourismusbranche im Sommer relativ schnell und erreichte im August 2021 mit 368.339 Übernachtungen sogar einen neuen Rekord. Ein hoher Anteil an Inlandstouristen wird ein wesentlicher Treiber für den Erholungsprozess sein. Aufgrund der sehr heterogenen Nachfrage ist eine rasche Erholung zu erwarten.

Frankfurt verzeichnete in den letzten Jahren einen stetigen Anstieg der Ankünfte und Übernachtungen, ein Trend, der leider im Jahr 2020 gestoppt wurde. Mit der Pandemie kam die Nachfrage zum Erliegen und die Zahl der Übernachtungen sank um 61 Prozent auf nur 4,1 Millionen im Jahr 2020 und 4,2 Millionen im Jahr 2021. Die Rückkehr der internationalen Geschäftsnachfrage wird für die Erholung des Hotelmarktes entscheidend sein.

Im Jahr 2021 verzeichnete Stuttgart mit 1,6 Millionen Übernachtungen ähnliche Zahlen wie im Vorjahr. Der Verlust von Messebesuchern verstärkte den Druck auf die KPI-Performance weiter und sowohl ADR als auch RevPAR sanken im Vergleich zu 2020 um fast weitere 10 Prozent. In der zweiten Jahreshälfte 2021 zeigte die steigenden Übernachtungen jedoch auch das zunehmende Vertrauen der Reisenden in die Beherbergungsbranche. Der Großteil der Stuttgarter Nachfrage kommt aus dem Inland, was die Erholung des Marktes begünstigen wird.

In der bayerischen Landeshauptstadt München gab es in der zweiten Jahreshälfte 2021 ein erstes positives Zeichen für die Erholung des Hotelmarktes, was sich in einem Anstieg der Gesamtbelegung um 3,9 Prozentpunkte für das gesamte Jahr widerspiegelt. Die Verschiebung der Quellmärkte von Gästen aus Übersee zu europäischen Gästen zeigte sich, da die wichtigste Quelle im ersten Halbjahr 2021 inländische Gäste waren, die 76 Prozent aller Übernachtungen ausmachten.

Zum ersten Mal konzentriert sich Christie & Co auch auf die aufkommenden Trends in der Hotelbranche. Neben dem Wunsch seitens der Nachfrager nach einem digitalen Hotelaufenthaltserlebnis und Long-Stay Produkten oder Serviced Apartments, werden auch die Trends im Hotelimmobiliensektor beleuchtet. Mixed-Used Assets sind das Ergebnis einer modernen Stadtentwicklung, die Wohnen, Arbeiten, Einkaufen, Fitness, Gastronomie, Freizeit und sogar Bildung miteinander verbindet.

Aus Investorensicht ist die Rund-um-die-Uhr-Nutzung nicht nur ein lohnendes Investment, sondern mindert auch das Risiko. In der Folge wird die Ausrichtung auf gemischt genutzte Immobilien immer präsenter. Ein zweiter Trend sind Umnutzungen von Immobilien, da es an geeigneten Projektentwicklungsstandorten mangelt. Die Entwickler suchen zunehmend nach Objekten, die in Hotelprojekte oder gemischt genutzte Immobilien umgewandelt werden können. Aber nicht nur Hotelentwickler sind an einer Umnutzung von Bürogebäuden, Schulen oder anderen Objekten wie Gefängnissen interessiert. Auch Projektentwickler zeigen zunehmend Interesse am Kauf von Hotelimmobilien, um diese in Seniorenheime oder Wohneinheiten umzuwandeln.

Jetzt stehen die Zeichen wieder auf Erholung: „Sowohl Betreiber als auch Investoren befinden sich auf Wachstumskurs und sehen den deutschen Hotelmarkt nach wie vor als attraktives Investment an. Langfristig erwarten wir ein steigendes Transaktionsvolumen auf dem deutschen Hotelmarkt und auch neue Akteure zeigen Interesse an Hotel-Assets in Deutschland“, erläutert Benjamin Ploppa, Director - Head of Hotels Germany bei Christie & Co, den positiven Ausblick.

„Dennoch bleibt abzuwarten, wie sich die jüngsten politischen Ereignisse in der Ukraine und Russland mittel- bis langfristig entwickeln werden. Während auch in vergangenen Krisen das Reise- und Buchungsverhalten verändert war, werden diesmal auch die wirtschaftlichen Folgen weit über die Grenzen der betroffenen Länder hinaus zu spüren sein. So werden sich beispielsweise die höheren Energiekosten auch in Preissteigerungen im Tourismussektor niederschlagen. Die deutschen Hoteliers haben bisher schon ein Höchstmaß an Flexibilität, Solidarität und Menschlichkeit bewiesen und gezeigt, wie man die Herausforderungen annimmt und bewältigt“, so Benjamin Ploppa abschließend.


Zurück

Vielleicht auch interessant

Premier Inn hat einen Mietvertrag für eine Neubauentwicklung in direkter Nachbarschaft des Hamburger Hauptbahnhofs unterschrieben. Auf dem 3.800 Quadratmeter großen Grundstück soll bis 2028 ein Hotel mit insgesamt 295 Zimmern entstehen.

In zwei Monaten beginnt die Fußball-Europameisterschaft in Deutschland. Auch in Hamburg werden fünf Spiele stattfinden. Doch die Nachfrage nach Hotelzimmern ist laut Dehoga noch überschaubar.

In der Gefängniszelle übernachten - das geht ab Juni im «Kittchen» in Wismar. In der ehemaligen Arrestanstalt sind 30 Zimmer entstanden.

YOTEL hat ein neues Haus am Genfer See angekündigt. Die Eröffnung des Hotels mit 237 Zimmern ist für den 18. April geplant. Es ist das 22. Objekt der Hotelgruppe mit Sitz in London. 

Die Motel One Group hat das Geschäftsjahr 2023 mit einem Rekordumsatz von 852 Millionen Euro abgeschlossen, was einen Anstieg von rund 33 Prozent zum Vorjahr bedeutet. Damit war es das erfolgreichste Geschäftsjahr der Unternehmensgeschichte.

RTL berichtete in seinem Investigativ -Format über die Reinigungsbranche. Das „Team Wallraff“ nahm auch das Jufa-Hotel in Hamburg unter die Lupe. Die Hotelgruppe zeigt sich jetzt bestürzt über das Ergebnis der Reportage.

Die SPD-Spitzenkandidatin für die Europawahl, Katarina Barley, hat sich dafür ausgesprochen, die Umwandlung von Wohnungen in Ferienwohnungen etwa für die Online-Plattform Airbnb zu begrenzen. Barley sprach am Montag in Berlin von einer Unsitte, die begrenzt werden solle.

Stehende Ovationen im Europa-Park: Zwei besondere Arbeitgeber sind beim „Hotelier des Jahres 2024“ der ahgz Allgemeine Hotel- und Gastronomie-Zeitung ausgezeichnet worden. Der Special Award ging an das inklusive Konzept Anne-Sophie in Künzelsau. Carmen und Reinhold Würth sowie Jutta und Christian Helferich nahmen den Preis entgegen. Hoteliers des Jahres wurden Natalie Fischer-Nagel & Frank Nagel vom Resort Weissenhaus.

Die beliebte Ferienunterkunft „Villa 54 Grad Nord“ schließt dauerhaft ihre Türen. Dies verkündeten die Betreiber nun auf Facebook sowie auf ihrer Website. Für viele Urlauber kommt die Nachricht überraschend – das Appartementhaus wurde erst in diesem Jahr grundlegend renoviert.

Hilton hat das Anglo American Hotel Florenz, Curio Collection by Hilton, eröffnet. Damit schließt sich das neue Haus den 36 Hotels der Hilton-Marken in Italien an. Auf die Gäste warten 118 Zimmer und Suiten.