Ist die tägliche Zimmerreinigung in Hotels ein Relikt der Vergangenheit?

| Hotellerie Hotellerie

Im Zuge der Corona-Pandemie mussten viele Hotels ihre Ausgaben kürzen und verringerten deshalb ihre angebotenen Dienstleistungen. Eine der bemerkenswertesten war und ist die Einstellung der täglichen Zimmerreinigung. Der Service, von den Gästen zuvor als selbstverständlich angesehen, wurde nur noch auf Anfrage und in der Regel erst mehrere Tage nach dem Check-in angeboten.

Hilton war eines der ersten Unternehmen, doch viele weitere folgten, indem sie dies entweder öffentlich erklärten oder die Gäste beim Einchecken informierten. Mit der Maßnahme sollten Gäste und Personal vor einer Corona-Infektion geschützt sowie die Ausgaben durch eine Verringerung der Arbeitszeiten des Housekeepings verringert werden. Doch hat die Umstellung echte Auswirkungen auf das Endergebnis? Wie wird es bei steigender Auslastung weitergehen? Was denken die Gäste?

„Die Reduzierung der Reinigungen hat sicherlich einen Vorteil gebracht“, erklärt Michael Doyle, Managing Director des Vermögensverwalters CHMWarnick. „Wenn wir die Housekeepingstunden betrachten und sie mit einer Produktivitätskennzahl gleichsetzen, beträgt die Gesamteinsparung 14 Prozent. Dies ist aber nur ein kurzfristiger Vorteil, die langfristigen Auswirkungen sind nicht da, da wir die Löhne erhöhen mussten, um Personal zu gewinnen. Diese höheren Löhne gleichen die Einsparungen aus."

„Branchenanalysen deuten darauf hin, dass Änderungen im Housekeeping zu Einsparungen von 100 bis 200 Basispunkten führen könnten und dies die Leistung von Hotels beeinträchtigen würde. Der Arbeitskräftemangel und die zusätzliche Ausbildung, die Haushälterinnen jetzt brauchen, nachdem sie die ganze Zeit nicht die Zimmer geputzt haben, verhindern jedoch, dass die Produktivitätsrate höher wird.“ Zudem gebe es auch das Problem der Gästetoleranz, zum Beispiel bei Geschäftsreisenden, so Doyle. 

Jordan Bell von der Beratungsfirma hotelAVE sieht ebenfalls eine Produktivitätssteigerung aufgrund der Änderung. Andere Faktoren könnten jedoch auch eine Rolle spielen: Laut Bell erzielte eine Stichprobe von sieben Objekten im ersten Quartal 2021 eine Produktivitätssteigerung von 10,1 Prozent in allen Positionen des Housekeepings gegenüber dem ersten Quartal 2019.

Er merkte jedoch an: „Wir hören von einer erheblichen Querbelegung aufgrund des Arbeitskräftemangels im letzten Jahr." Angestellte aus anderen Bereichen des Hotels würden an geschäftigen Tagen in die Reinigung eingreifen. Dies habe den Effekt, dass die Produktivit künstlich gesteigert werde, während die gemeldeten Kräfte relativ flach blieben und die Produktivität in anderen Bereichen potenziell beeinträchtigt werde.

Die Arbeit des Housekeepings ist pro verfügbarem Zimmer weltweit nach wie vor rückläufig. Die Daten zeigen jedoch einige Anzeichen eines Wiederauflebens. Obwohl viele Hotels auf die tägliche Reinigung weiterhin verzichten, bieten einige Marken wie zum Beispiel Omni Hotels & Resorts auf Anfrage immer noch eine vollständige Reinigung an. Omni bietet zudem, wie die meisten anderen Hotels auch, die Möglichkeit einer Teilreinigung an, die eine Auffrischung der Handtücher und eine Müllentsorgung beinhaltet.

Im Jahr 2020 begann Omni, Gäste dazu zu motivieren, ganz auf Reinigungsdienste zu verzichten, sagte ein Sprecher. „Letztes Jahr hat Omni das Programm ‚Opt Out to Help Out' eingeführt, das Gästen die Möglichkeit gibt, ihren Gemeinden vor Ort etwas zurückzugeben. Als Gegenleistung für den Verzicht auf Reinigungsdienste spendet Omni eine Mahlzeit an Feeding America.“


Zurück

Vielleicht auch interessant

Die Hotellerie in Dubai führt ein neues, stadtweites Verfahren für den Check-in ein. Dabei können Gäste die Rezeption umgehen und alle Formalitäten vorab digital erledigen. Biometrische Daten werden hierzu nur erfasst. Das System soll Wiederholungsbesucher, etwa per Gesichtserkennung, zuordnen und die digitale Transformation des Emirats vorantreiben.

Steigende Betriebskosten, ein anhaltender Personalmangel und der wachsende Einfluss von Künstlicher Intelligenz (KI) bestimmen die Herausforderungen für die Hotellerie im kommenden Jahr. Das Team der GetAway Group hat zentrale Trends für das Vertriebsjahr 2026 vorgestellt.

Choice Hotels International forciert seine Wachstumsstrategie in der Region Europa, Mittlerer Osten und Afrika (EMEA) und kündigt den Markteintritt auf dem afrikanischen Kontinent an. Die ersten drei Hotels sollen Anfang 2026 in Kenia eröffnet werden.

Der deutsche Tourismus blickt auf einen starken Sommer 2025 zurück. Im Gegensatz zum wachsenden Camping- und Ferienwohnungssektor kämpfte die Hotellerie jedoch mit leichten Rückgängen, Preisdruck und hohen Betriebsrisiken, wie der aktuelle dwif-Fakten-Kompass aufzeigt.

Die Hostel-Kette a&o Hostels übernimmt Schulz Hotels aus Berlin. Die Akquisition ist Teil einer 500 Millionen Euro umfassenden Wachstumsstrategie, die durch Investoren unterstützt wird und das Managementteam der Berliner mit einschließt. Ziel ist die weitere Stärkung der Marktposition und die Beschleunigung der Expansion in Europa.

Die Radisson Hotel Group hat ihre Marke Prize by Radisson mit der Eröffnung von zwei Standorten in Bergen in Norwegen eingeführt. Mit dieser Expansion erhöht die Gruppe ihre Präsenz in der UNESCO-Welterbe-Stadt auf insgesamt fünf Häuser.

Die diesjährige Sommersaison gehört zu den stärksten Saisons in der Geschichte des Deutschland-Tourismus. Camping und Ferienwohnungen legten zu, die Hotellerie lag hingegen knapp unter dem Vorjahreswert.

The Lux Collective hat die nächste Phase der internationalen Expansion bekanntgegeben, die von sieben neuen Vertragsabschlüssen getragen wird. Die Strategie konzentriert sich dabei auf die Weiterentwicklung der Marke LUX*, SALT und SOCIO.

Eine neue Analyse von Colliers zeigt, dass die deutsche Immobilienwirtschaft 2026 vor einer Neuordnung steht. Der Hotelmarkt und Spezialsegmente wie Datenzentren werden durch Konversionen und technologischen Bedarf zu den führenden Wachstumstreibern.

Die Huarong Deutschland GmbH beabsichtigt, den seit Jahren ruhenden Bau des China Hotels in Frankfurt-Niederrad abzuschließen. Die ursprüngliche Eröffnung war für 2022 vorgesehen. Dies berichtet die Frankfurter Neue Presse.