Ohne Mama läuft nichts? Wen Familienhotels ansprechen müssen

| Hotellerie Hotellerie

Der Sommerurlaub steht vor der Tür – und mit ihm viele unentschlossene Familien, die kurzfristig buchen. Jetzt bietet sich die Chance für Hotels, gezielt auf die entscheidenden Buchungsmotive einzugehen. Eine zentrale Lektion aus der Beratungsarbeit von Kohl & Partner und aktuellen Studien: Wer Familien gewinnen will, muss in erster Linie die Bedürfnisse der Mütter verstehen – und darauf reagieren.

Denn: In über 80 Prozent der Haushalte treffen Mütter die Urlaubsentscheidungen. Doch sie suchen nicht nur das beste Kinderprogramm, sondern ein Urlaubserlebnis, das auch ihnen Erholung bietet. Die Studie „Die Welt der Mütter“ von kids & fun consulting bestätigt es: Mütter sind die heimlichen Dreh- und Angelpunkte der Urlaubsplanung – und dabei zunehmend gestresst, überfordert und auf der Suche nach echter Entlastung.

Über 90 80 Prozent der befragten Mütter gaben in der Studie an, sich regelmäßig gestresst zu fühlen – ein deutliches Signal, dass der Familienurlaub nicht nur für die Kinder funktionieren muss, sondern vor allem auch auf die Bedürfnisse der Mütter eingehen sollte. Interessant dabei: Mütter wünschen sich nicht einfach eine „Auszeit“, sondern Angebote, die sie entlasten, ohne ihre Rolle als Mutter infrage zu stellen. Es geht um Balance, nicht um Rückzug.

Familienfreundlichkeit neu denken

Familienfreundlichkeit endet nicht bei der Kinderecke oder dem Spielplatz. Es geht um durchdachte Angebote, die für alle Familienmitglieder einen Mehrwert schaffen. Hotels, die es schaffen, Müttern wertvolle Auszeiten ohne schlechtes Gewissen zu ermöglichen – etwa durch entspannte, kreative Kinderangebote, familienfreundliche Essenszeiten oder gemeinsames Wellness – werden als „mütterfreundlich“ wahrgenommen und öfter weiterempfohlen.

Familienurlaub heißt: viele Bedürfnisse unter einen Hut bringen

Ein Familienurlaub bringt komplexe und oft widersprüchliche Bedürfnisse mit sich: Kleinkinder, Schulkinder und Teenager haben unterschiedliche Interessen – ebenso wie die Eltern untereinander, jeder Elternteil für sich allein und die Familie als Ganzes. Erfolgreiche Hotels schaffen den Spagat zwischen gemeinsamen Erlebnissen, individuellen Auszeiten und praktischen Lösungen für den Familienalltag auf Reisen.

Produktentwicklung und Marketing zusammendenken

Die Empfehlung: Familienangebote nicht nur im Prospekt anpreisen, sondern konsequent in der Angebotsgestaltung verankern. Das betrifft Zimmerlayouts genauso wie Zusatzleistungen, Preisgestaltung und Kommunikation. Es braucht echte Erlebnisse mit Planbarkeit, nicht nur Werbeversprechen. Und es braucht Authentizität: Wer auf Social Media mit echten Familienmomenten punktet, erreicht die Zielgruppe deutlich besser als mit austauschbaren Imagebildern.

Die fünf Erfolgsfaktoren für einen erfolgreichen Familienurlaub – laut Kohl & Partner:

  1. Ganzheitliche Familienangebote: Erlebnisse, die die ganze Familie gemeinsam genießen kann – mit möglichst wenig Planungsaufwand für die Eltern.
  2. Entlastung für Eltern: Statt klassischer Kinderbetreuung braucht es Konzepte, die Eltern kurze, wertvolle Auszeiten ermöglichen – ohne Schuldgefühle.
  3. Faire und transparente Preisgestaltung: All-Inclusive-Angebote und klare Preismodelle vermeiden Überraschungskosten und schaffen Vertrauen.
  4. Digitale Sichtbarkeit und gezieltes Marketing: Die Ansprache über Social Media, authentische Erfahrungsberichte und inspirierende Inhalte sind essenziell, um Mütter in ihrer Reiseentscheidung zu erreichen.
  5. Flexible Konzepte für unterschiedliche Familienformen: Nicht nur klassische Familien, sondern auch Alleinerziehende, Patchwork-Modelle und Mehrgenerationenreisen müssen mitgedacht werden.

Konkrete Umsetzung in der Praxis

Kohl & Partner hat das Projekt Gerstl Family Retreat, ein erst diese Woche neu eröffnetes 5-Sterne-Family-Retreat in Südtirol, in der Produktentwicklung begleitet – und genau an diesen Punkten angesetzt: Angebote, die den Familienalltag entlasten, flexible Räume für unterschiedliche Altersgruppen und Kommunikationskonzepte, die Mütter direkt ansprechen. Das Ergebnis: ein zeitgemäßes, durchdachtes Familienkonzept mit Stil, Haltung – und Substanz.

Fazit

Wer Familien gewinnen will, muss die Bedürfnisse der Mütter ernst nehmen. Sie sind nicht nur Kundinnen, sondern die wahren Entscheiderinnen – und der Schlüssel zu einer gelungenen Urlaubsentscheidung. „Solange wir im Familienurlaub nur auf Kinderaugen setzen, übersehen wir, wer wirklich entscheidet und bucht: die Mutter.“


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Die diesjährige Sommersaison gehört zu den stärksten Saisons in der Geschichte des Deutschland-Tourismus. Camping und Ferienwohnungen legten zu, die Hotellerie lag hingegen knapp unter dem Vorjahreswert.

The Lux Collective hat die nächste Phase der internationalen Expansion bekanntgegeben, die von sieben neuen Vertragsabschlüssen getragen wird. Die Strategie konzentriert sich dabei auf die Weiterentwicklung der Marke LUX*, SALT und SOCIO.

Eine neue Analyse von Colliers zeigt, dass die deutsche Immobilienwirtschaft 2026 vor einer Neuordnung steht. Der Hotelmarkt und Spezialsegmente wie Datenzentren werden durch Konversionen und technologischen Bedarf zu den führenden Wachstumstreibern.

Die Huarong Deutschland GmbH beabsichtigt, den seit Jahren ruhenden Bau des China Hotels in Frankfurt-Niederrad abzuschließen. Die ursprüngliche Eröffnung war für 2022 vorgesehen. Dies berichtet die Frankfurter Neue Presse.

Die Hotellerie steht vor einer Phase tiefgreifender Veränderung: Märkte schwanken, Kosten steigen, das Reiseverhalten verschiebt sich spürbar – und technologische Entwicklungen verändern, wie Gäste Reisen planen. In dieser Situation mahnt Philipp Ingenillem, Gesellschafter von Online Birds, zu Weitblick und Haltung. Ein Gastbeitrag.

Im Naturresort & Spa Schindelbruch im Harz ist ein neuer 25 Meter langer Natursteinpool in Betrieb genommen worden. Zur offiziellen Einweihung schwamm der Olympiasieger Lukas Märtens die ersten Bahnen im ganzjährig beheizten Becken. Das Wellnesshotel in Alleinlage gilt als Vorreiter bei der kompensierten CO₂-Bilanz.

In Friedrichshafen am Bodensee könnte ein B&B-Hotel mit 96 Zimmern entstehen. Die Pläne für das Bauvorhaben wurden dem Gestaltungsbeirat der Stadt in einer öffentlichen Sitzung präsentiert. Das Projekt befinde sich derzeit in einer frühen Phase, vergleichbar mit einer Machbarkeitsstudie.

Nach dem Insolvenzverfahren der Lindner Hotels AG kehrt das Parkhotel Oberstaufen in die Hand der Gründerfamilie zurück. Der Enkel des Gründers übernimmt das Haus in Oberstaufen, das ab dem 1. Juli 2025 nicht mehr zur Lindner Hotel Group gehört, und richtet es neu aus. Ein erfahrener General Manager ist für die operative Führung des 87-Zimmer-Hotels verantwortlich.

Das Flushing Meadows Hotel beendet nach zwölf Jahren seinen Betrieb in München. Das Haus, das durch seine Dachterrasse, sein Design und unkonventionellen Gästezimmer bekannt wurde, bleibt noch bis zum 20. Dezember geöffnet. Danach ist endgültig Schluss.

Rocco Forte Hotels hat die Eröffnung eines zweiten Standorts in Apulien bekanntgegeben. Die Masseria del Cardinale soll im Jahr 2028 in Fasano an den Start gehen und das Italien-Portfolio der Gruppe ergänzen.