Royale Extrawurst? Der thailändische König und seine Corona-Trutzburg in den Alpen

| Hotellerie Hotellerie

Das Grand Hotel Sonnenbichl in Garmisch-Partenkirchen wirkt wie eine Trutzburg in Zeiten von Corona. Seit mehr als zwei Monaten sind die Beherbergungsbetriebe in Bayern wegen der Pandemie geschlossen. Im Sonnenbichl herrscht trotzdem Betrieb. Der König von Thailand und seine Entourage sollen sich hier, am nördlichen Rand eines der bekanntesten Alpen-Skiorte, einquartiert haben. Und das, obwohl der Monarch Maha Vajiralongkorn auch eine prunkvolle Villa mit angeblich 1400 Quadratmetern Wohnfläche in Tutzing am Starnberger See besitzt - nur 60 Kilometer von Garmisch entfernt.

Wieviel Zeit der 67-Jährige selbst in dem mehr als 100 Jahre alten Traditionshotel Sonnenbichl verbracht hat, ist zwar unklar. Dass er auch während der Corona-Krise zeitweise dort war, bestätigt das Landratsamt aber inzwischen. «Nach unserem Kenntnisstand hat sich der König Anfang Mai im Hotel aufgehalten», teilte der Sprecher Stephan Scharf der Deutschen Presse-Agentur zuletzt auf Anfrage mit.

Touristisch oder geschäftlich?

Inzwischen gibt es aber Zweifel daran, ob der Aufenthalt der königlichen Delegation aus Thailand tatsächlich den Vorschriften entspricht. Das bayerische Gesundheitsministerium hatte am 17. März den Hoteliers im Land «die Zurverfügungstellung jeglicher Unterkünfte zu privaten touristischen Zwecken» untersagt. In der entsprechenden «Allgemeinverfügung» heißt es aber auch: «Hiervon ausgenommen sind Hotels, Beherbergungsbetriebe und Unterkünfte jeglicher Art, die ausschließlich Geschäftsreisende und Gäste für nicht private touristische Zwecke aufnehmen.»

Auf der Grundlage dieses Nachsatzes hat das Landratsamt dem Hotel eine Ausnahmegenehmigung erteilt. Man gehe davon aus, «dass sich die Gästegruppe um das thailändische Königshaus und ggf. der König selbst nicht zu touristischen Zwecken im Grand Hotel Sonnenbichl aufhält», teilte die Behörde der dpa dazu schriftlich mit. Heißt das nun, der Monarch geht von Bayern aus seinen Staatsgeschäften nach? Oder ist er doch privat als Tourist in den Alpen unterwegs?

Das Auswärtige Amt in Berlin gibt darauf eine ziemlich klare Antwort: «Nach Angaben der thailändischen Regierung handelt es sich bei dem Aufenthalt seiner Majestät, Maha Vajiralongkorn Phra Vajiraklaochaoyuhua, des Staatsoberhaupts des Königreich Thailands, um einen Privataufenthalt», schreibt Staatssekretär Miguel Berger zu einer Anfrage der Grünen-Bundestagsabgeordneten Margarete Bause.

Royale Extrawurst?

Bause, Menschenrechtsexpertin der Bundestagsfraktion, und Katharina Schulze, Grünen-Fraktionschefin im Landtag, verlangen von den bayerischen Behörden nun Aufklärung. «Urlaub und Tourismus in Bayern und deutschlandweit sind und waren monatelang wegen der Corona-Auflagen nicht möglich. Für den thailändischen König wurde jedoch eine Extrawurst gebraten - und dies, obwohl er nach der klaren Aussage des Auswärtigen Amts doch privat in Deutschland weilt», sagen die beiden Politikerinnen. «Diese Privilegien für einen Monarchen, die Ottonormalbürgern vorenthalten werden, verlangen nach einer Erklärung.»

Eine Antwort der bayerischen Landesregierung auf eine Anfrage der Grünen im Landtag zu dem Thema steht noch aus. Einen Rauswurf muss die königlichen Delegation im Sonnenbichl aber wohl nicht befürchten. In gut einer Woche läuft die Corona-Verfügung für die Berherbergungsbetriebe in Bayern ohnehin aus. Dann dürfen auch Touristen wieder ganz regulär in den Hotels in Garmisch übernachten.

(dpa)


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Die Auswirkungen des Hochwassers sind in den betroffenen Gebieten Deutschlands, insbesondere in Bayern und Baden-Württemberg, verheerend. Auch Hoteliers leiden unter den Wassermassen. Die Berufsgenossenschaft Nahrungsmittel und Gastgewerbe (BGN) sagt jetzt Unterstützung zu.

Die Hoteliers und Gastronomen in Bayern fürchten nach dem Hochwasser kurz vor Beginn der Sommerreisezeit eine Welle von Stornierungen.

Der erste deutsche EM-Gegner ist in Bayern angekommen. Schottland logiert nahe der Zugspitze. Zur Begrüßung gibt's gleich am Flughafen ein Geschenk. Ein Star tanzt gleich traditionell mit. Trainiert wird nicht weit entfernt vom Hotel nahe des höchsten deutschen Berges.

Seit Mitte 2020 führen die Betreiber von mehr als 300 deutschen Hotels und Booking.com einen Rechtsstreit vor dem Bezirksgericht Amsterdam. Die Herbergen fordern Schadensersatz von Booking.com. Der Generalanwalt beim EuGH, Michael Collins, hat jetzt seine Schlussanträge veröffentlicht und die Position der Hotellerie gestärkt.

Gerade erst hat die Berliner HR-Group die Centro-Hotels übernommen, da kündigt sich das nächste große Geschäft an. Das Unternehmen will ein „Columbia-Hotelportfolio“ erwerben. Was steckt dahinter? Eine traditionsreiche Hotelmarke mit deutschen Wurzeln steht in Verbindung mit „Hotel Columbia-GmbHs“.

Das Urlaubs- und Freizeitresort Tropical Islands im Süden Brandenburgs hat seine Kapazitäten weiter ausgebaut. Am Donnerstag eröffnete das Unternehmen in Krausnick (Dahme-Spreewald) offiziell ein Hotel mit dem Namen Ohana - das Wort bedeutet in der hawaiianischen Sprache Familie.

Die B&B-Hotels expandieren weiter. Die Marke plant jetzt die Übernahme eines Hotelportfolios von Accors Ibis-Hotels, überwiegend der Marke Ibis Budget. Die B&B Hotels Germany GmbH hat seine Absichten bereits dem Bundeskartellamt mitgeteilt.

Mit insgesamt 22 Hotel-Neueröffnungen hat Accor die eigene Präsenz in Japan fast verdoppelt. Die neuen Hotels, darunter zwölf Grand Mercure- und zehn Mercure-Hotels, erstrecken sich von der nördlichsten Präfektur Hokkaido bis zur südlichsten Präfektur Okinawa.

Die Aspire Hotel Gruppe, ein Mitglied der Great2stay, gibt die erfolgreiche Übernahme von zwei Hotels in der Innenstadt von Hannover bekannt: das Novotel Suites Hannover City und das ibis budget Hannover Hauptbahnhof.

Die HanseMerkur Grundvermögen hat den nördlichen Teil des Laurenz Carré in Köln gekauft. Das Grundstück liegt in bester Innenstadtlage am Roncalliplatz. Auch ein Hotel soll in den geplanten Komplex einziehen. Ein Betreiber steht noch nicht fest.