Alkoholfreier Sekt wird häufiger ausgeschenkt

| Industrie Industrie

Ob Empfang, Jubiläum oder festliches Essen: Wenn in Deutschland die Sektkorken knallen, wird immer öfter auch mit alkoholfreiem Schaumwein angestoßen. Das Angebot der Weingüter, Winzergenossenschaften und Handelskellereien an entalkoholisierten Sekten habe in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen, sagt Ernst Büscher vom Deutschen Weininstitut. Diese Tendenz setze sich mit dem Trend zu bewusster Ernährung und einem zumindest punktuell alkoholfreien Lifestyle wie dem «Dry January» (trockener Januar) fort, heißt es in der Branche.

Der Absatz alkoholfreier Sekte war 2021 mit etwa 23 Millionen Flaschen deutlich höher als der von entalkoholisiertem Wein (5 Millionen Flaschen); die Zahlen beziehen sich hauptsächlich auf den Lebensmitteleinzelhandel. Büscher gibt den Anteil der alkoholfreien Variante an den in Deutschland konsumierten Schaumweinen mit sechs Prozent an. Der Verband Deutscher Sektkellereien (VDS) geht nach verbandsinternen Erhebungen für 2021 von einem Marktanteil von rund fünf Prozent und einem Absatzplus von 7,3 Prozent gegenüber 2020 aus. «Die Tendenz ist kontinuierlich wachsend, ebenso die Markenvielfalt in diesem Nischensegment», sagt VDS-Geschäftsführer Alexander Tacer. Zahlen für 2022 gibt es noch nicht.

«Wir sind mit allen unseren Kernmarken auch auf dem alkoholfreien Schaumweinmarkt aktiv. Das Segment wächst stetig und wird auch international zunehmend nachgefragt», sagt der Sprecher von Henkell Freixenet, Jan Rock. «Die Deutschen lieben Sekt, und entsprechend haben sie auch beim alkoholfreien Sekt die Nase vorne.»

Die Sektmanufaktur Strauch im rheinland-pfälzischen Osthofen hat vor rund fünf Jahren mit alkoholfreiem Sekt angefangen, als die geschäftsführende Gesellschafterin schwanger war. «Das Marketing war am Anfang sehr schwierig», erinnert sich Isabel Strauch-Weißbach. Inzwischen machen die alkoholfreien und auch veganen Bio-Sekte 20 Prozent des Angebots der Rheinhessen aus.

Rund 44 Prozent der Verbraucher haben nach einer repräsentativen Studie der Hochschule Geisenheim University und dem VDS vom Oktober 2022 schon einmal alkoholfreien Sekt probiert. Besonders gut kommt er danach bei jüngeren Menschen unter 30 Jahren an. Und: «Frauen sind dabei mit 54 Prozent wesentlich experimentierfreudiger als Männer.»

«Cool Sober Drinking - der bewusste alkoholfreie Genuss - entwickelt sich aktuell hin zu einem Lifestyle», sagt Marketingleiterin Cathrin Duppel von der Rotkäppchen-Mumm Sektkellereien GmbH. Fast die Hälfte der Menschen in Deutschland sagt nach einer Yougov-Umfrage vom Sommer vergangenen Jahres kategorisch «Nein» zu promillehaltigen Getränken. Besonders hoch ist die Alkohol-Ablehnung demnach unter den jungen Erwachsenen. Der Stimmungswandel, der beim Konsum von Alkohol oft gesucht werde, sei nicht mehr so häufig gewünscht, sagt Duppel.

Ist der Geschmack auch ein Argument für den Ausschank? «Durch den Einsatz neuer Technologien und Prozessoptimierungen haben sich die entalkoholisierten Weine und Sekte in den letzten Jahren geschmacklich sehr zum Positiven weiterentwickelt», berichtet Büscher. «In diesem Segment ist in jüngster Zeit auch ein Trend zur Premiumisierung zu beobachten.»

Einen deutlich besseren Geschmack als in den Anfangsjahren sieht auch Duppel, ergänzt aber: «Die Kategorie ist noch nicht ganz so weit wie das beim Bier der Fall ist.» Strauch-Weißbach sagt: «Wenn man sie direkt nebeneinander trinkt, schmeckt man schon den Unterschied.» Aber wer zuerst den alkoholfreien trinke, schmecke «eine sehr, sehr gute Alternative».

«Die Entalkoholisierung der Weine geschieht mittlerweile sehr aromaschonend bei relativ niedrigen Temperaturen von unter 30 Grad Celsius durch Vakuumdestillation oder in einer Schleuderkegelkolonne», erläutert Büscher. Bei der Auswahl der Grundweine seien aromastarke Rebsorten und gute Qualität gefragt, damit der fehlende Alkoholanteil etwas ausgeglichen werden könne. «Denn Alkohol ist ein Geschmacksträger, wie das Fett im Essen.»

Dabei habe der Sekt einen Vorteil gegenüber dem Wein: «Bei den Schaumweinen ohne Volumenprozente kompensiert die Kohlensäure den fehlenden Alkohol recht gut», sagt Büscher - und erklärt: «Entalkoholisierte Sekte entstehen, indem man einem Wein den Alkohol, der durch die Vergärung des Zuckers entstanden ist, wieder entzieht und dem entalkoholisierten Wein Kohlensäure zugibt.» Weinrechtlich müsse alkoholfreier Sekt als «schäumendes Getränk aus alkoholfreiem Wein» gekennzeichnet werden und die Alkoholgehalte unter 0,5 Volumenprozent liegen.

Duppel ist stolz auf die besondere «Spinning-Cone-Technologie» ihres Unternehmens. Dabei bleibe das Bouquet durch die Erwärmung im Vakuum an der Wand hängen und könne so schon vor der Entalkoholisierung abgetrennt werden. Mit dieser Methode wolle Rotkäppchen in diesem Jahr auch noch einen Sekt mit 0,0 Prozent Alkohol erreichen. Das sei einigen Verbrauchern zu streng, ermögliche aber auch die Erschließung anderer Zielgruppen wie schwangerer Frauen. (dpa)


Zurück

Vielleicht auch interessant

Die PALUX AG, Hersteller von Großküchentechnik, hat das im Dezember 2024 eingeleitete Eigenverwaltungsverfahren abgeschlossen. Mit der Beendigung des gerichtlichen Verfahrens lässt die Gruppe die Insolvenz hinter sich und kann wieder eigenständig agieren.

Statt Geld gibt es bei Walder-Bräu Bier für die «Bürgeraktionäre»: Während die Bierbranche ächzt, hat eine kleine Brauerei in Oberschwaben ihren ganz eigenen Weg gefunden. Wie die kleine Brauerei mit einem ganz eigenen Modell überlebt.

Zum Weltvegetariertag rückt eine umstrittene Alternative in den Fokus: Fleisch, das nicht von Tieren stammt, sondern im Labor gezüchtet wird. Forschende sehen darin die einzige echte Chance auf Steak und Co. ohne Tierleid – doch Akzeptanz und Zulassung sind noch offen.

Pressemitteilung

Die Vorfreude ist groß: Vom 7. bis 11. Februar 2026 öffnet die INTERGASTRA, Leitmesse für Hotellerie und Gastronomie, auf der Messe Stuttgart wieder ihre Tore. Schon jetzt ist die Stimmung in der Branche voller Erwartung. Die INTERGASTRA 2026 wird schneller, digitaler und kompakter – mit noch mehr Live-Erlebnissen und Networking-Möglichkeiten.“

Neue YouGov-Daten belegen eine anhaltende Verschiebung im deutschen Biermarkt für den Heimkonsum. Während der Konsum alkoholhaltiger Biere weiter schrumpft, gewinnen alkoholfreie Alternativen massiv an Bedeutung. Das Wachstum in diesen Segmenten kann den Negativtrend im Gesamtmarkt jedoch nicht vollständig ausgleichen.

Ungewöhnlich früh reife Trauben und dann langanhaltender Regen: Viele Winzer in den 13 deutschen Weinbaugebieten mussten sich in diesem Jahr beeilen. Das Deutsche Weininstitut rechnet dennoch mit einem «tollen Weinjahrgang».

Großinvestment im kanadischen Gemeinschaftsverpflegungsmarkt: Mit einer 12-Millionen-Euro-Investition baut Apetito seine Produktionsstätte in Ottawa aus. Das Unternehmen ist mittlerweile in neun Ländern aktiv.

Bereits sechs Monate vor dem Start verzeichnet die Internorga 2026 eine starke Buchungslage. Über 90 Prozent der Ausstellungsfläche sind bereits belegt. Die Veranstaltung findet vom 13. bis 17. März in Hamburg statt.

Die Prädikatsweingüter in Deutschland spüren die Weinkrise weniger stark als viele anderen Winzer. Warum, erklärt VDP-Präsident Christmann.

Pressemitteilung

​​​​​​​Auf der Host präsentiert Winterhalter unter dem Leitmotiv „Don’t worry. Just wash.“ seine Spülsysteme und ergänzt diese um Services mit zahlreichen Vorteilen für Kunden. Mit EasyAccess, Remote Services und EcoPilot zeigt das Unternehmen, wie sich Spülprozesse künftig noch einfacher, sicherer und wirtschaftlicher gestalten lassen. Ziel der Entwicklungen ist es, maximale Betriebssicherheit zu bieten und den Spülalltag zu erleichtern.