Die BHS tabletop AG plant, ihre Produktion am Standort Schönwald (Landkreis Wunsiedel) spätestens Ende 2027 einzustellen. Das Unternehmen, das Marken wie Bauscher und Schönwald führt, begründet die Entscheidung mit massiv steigenden Standortkosten, komplexen Prozessen und stagnierenden Märkten. Die geplante Schließung trifft die regionsprägende Porzellanbranche in Nordostbayern schwer und löst Bestürzung in der Region aus.
Konzentration der Fertigung in Weiden und Selb
Die Maßnahme ist Teil einer umfassenden Neuausrichtung der BHS tabletop AG. Ziel ist die Konzentration der Produktion am Standort Weiden, der schrittweise zu einem Kompetenzzentrum für automatisierte Porzellanherstellung entwickelt werden soll. Die Logistik in Selb soll beibehalten werden, um kurze Transportwege zu gewährleisten.
Unternehmenschef Gernot Mang erklärte, die Neuausrichtung bringe kurzfristig zwar schwierige Einschnitte mit sich, schaffe aber mittelfristig Stabilität und Wachstum. Man bekenne sich ausdrücklich zu einer Zukunft "in Deutschland, in Bayern, hier in der Region."
Im Zuge der Umstrukturierung soll ein Teil des Sortiments über internationale Partnerschaften abgedeckt werden. Die Premium-Sortimente sollen jedoch weiterhin vollständig in Deutschland produziert werden. Parallel plant BHS tabletop, die Marke ‚Heart & Soul‘ im Casual-Segment auszubauen und eine Premium-Offensive zu starten.
Arbeitsplatzabbau trifft 350 Beschäftigte in Schönwald
In Schönwald sind nach Unternehmensangaben rund 350 Mitarbeiter von der geplanten Einstellung der Fertigung betroffen. BHS tabletop spricht von einer "verantwortungsvollen Anpassung der Belegschaft", die in enger Abstimmung mit dem Betriebsrat erfolgen soll.
Die Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IGBCE) kritisierte die Entscheidung scharf. Iris Schopper, stellvertretende Bezirksleiterin der IGBCE, kommentierte: „Viele Menschen verlieren ihre berufliche Perspektive – trotz jahrzehntelanger Loyalität gegenüber dem Unternehmen. Das ist ein harter Einschnitt für viele Familien und die Region.“
Neuerlicher Tiefschlag für traditionsreiche Porzellanregion
Die Entscheidung wird in der Region als weiterer Tiefschlag für den „Porzellanlandkreis“ Wunsiedel gewertet. Landrat Peter Berek (CSU) zeigte sich bestürzt und bezeichnete die Nachricht als schweren Schlag für die Stadt Schönwald und die gesamte Region. Er sehe es als "noch gar nicht vorstellbar, dass in Schönwald, nach all der Tradition und Bedeutung von Porzellan, ab 2028 kein Brennofen mehr beheizt werden soll."
Die Porzellanherstellung hat im Nordosten Bayerns eine lange Historie, doch die Branche erlebte in den letzten Jahrzehnten wiederholt Krisen, darunter die Insolvenz von Rosenthal im Jahr 2009. Erst vor Kurzem hatte auch Rosenthal die Schließung des Produktionsstandorts Speichersdorf beschlossen. Der Verlust von Arbeitsplätzen und Wirtschaftskraft durch die Aufgabe der Produktionsstätte Schönwald sei für die Region hochdramatisch.













