Brauer berappeln sich vor Horror-Winter - Höhere Preise unvermeidbar

| Industrie Industrie

Das Braumalz ist bereits doppelt so teuer wie vor der Corona-Krise und die Energiepreise schießen in astronomische Höhen. «Die Folgen der Ukraine-Krise und der Inflation stellen uns vor weit größere Probleme als es Corona je vermocht hätte», sagt Christoph Köhler von der Darmstädter Privatbrauerei. Dabei zeigen die jüngsten Zahlen zum Bierabsatz für die erste Jahreshälfte noch eine leichte Erholung, die auch das südhessische Familienunternehmen bestätigen kann. Doch vor dem Winter haben die Brauer größte Sorgen, wie sie ihre energieintensive Produktion aufrechterhalten sollen.

Laut der amtlichen Statistik vom Montag haben Brauereien und Bierlager in den ersten sechs Monaten des Jahres rund 4,3 Milliarden Liter Bier abgesetzt. Das waren trotz Omikron-Sperren 3,8 Prozent mehr als in der ersten Hälfte des Vorjahres, aber auch immer noch 5,5 Prozent weniger als im ersten Halbjahr 2019. Damals war Corona für die meisten Konsumenten nicht mehr als eine mexikanische Biermarke. In den ersten sechs Monaten wurden nun im Inland 3,6 Milliarden Liter Bier und damit sogar 6,4 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum verkauft. Die Exporte in die EU (plus 6,6 Prozent) legten ebenfalls zu, während die Ausfuhren in die Staaten außerhalb der Gemeinschaft (minus 19,1 Prozent) stark zurückgingen.

Der Deutsche Brauer-Bund schlägt Alarm, weil es trotz moderner Technik nahezu unmöglich sei, bei der Bier-Produktion Gas als wichtigsten Energieträger zu ersetzen. Brauereien tun im Grunde nichts anderes, als jeden Tag große Mengen Flüssigkeit zu erhitzen und dann wieder abzukühlen. Man sei nach der Chemie die Branche mit dem zweithöchsten Energieverbrauch, klagt Brauer-Bund-Hauptgeschäftsführer Holger Eichele. Die Folgen seien absehbar: «Immer mehr mittelständische Betriebe gehen in die Knie, Lieferketten stehen vor dem Kollaps.»

Tatsächlich sind auch nahezu alle Vorprodukte für das eigentlich simple Produkt Bier teurer geworden, berichtet der Darmstädter Brauer Köhler. Malz, Etiketten, Flaschen, Kästen: Zwischen 20 und 100 Prozent haben die Lieferanten draufgeschlagen, ein Ende ist nicht in Sicht. Bei einer Umfrage des Münchner Ifo-Institutes berichteten 70,5 Prozent der Getränkehersteller von entsprechenden Beschaffungsproblemen. Die ersten Betriebe haben laut Ifo aus Flaschenmangel bereits die Produktion gedrosselt.

Die großen Marken konnten dem Branchendienst «Getränke-Inside» zufolge im ersten Halbjahr durch die Bank ihre Absätze deutlich steigern, weil im Vergleich zu 2021 insbesondere das Fassbier wieder lief, das in Kneipen und auf Festen ausgeschenkt wird. Die Veltins-Brauerei aus dem Sauerland hat in der ersten Jahreshälfte so viel Bier wie noch niemals zuvor abgesetzt, warnt aber dennoch: «Nahezu alle Kostenblöcke sind in die Höhe geschnellt. Die Energie bleibt der große Kostentreiber der Brauwirtschaft.»

Wenn überhaupt durchgehend genug Gas zur Verfügung steht: Die Darmstädter Privatbrauerei denkt aktuell über die Anschaffung von Zweistoffbrennern nach, die alternativ auch mit Öl statt mit Gas betrieben werden können. Im Fall einer Gassperre hätte man so wenigstens noch eine Alternative, meint Brauer Köhler.

Während Veltins-Chef Michael Huber noch verspricht, im zweiten Halbjahr keine weitere Preiserhöhung anzustreben, sagt der Südhesse Köhler: «Preiserhöhungen sind absolut nicht zu vermeiden.» Er weist auf ein weiteres Problem hin: Den Gastronomiepartnern fehlen trotz bestem Biergartenwetter die Leute, um die Getränke unters Volk zu bringen. «Ich kenne keinen Gastronomen, der nicht sofort vier bis fünf Leute einstellen würde, wenn er sie denn bekäme.»


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Pressemitteilung

Gelungene Premiere am Viktualienmarkt in München: Am 15. Oktober brachte das 370GRAD Pop-Up in der Kustermann Eventlocation rund 30 Aussteller und zahlreiche Entscheider aus Hotellerie, Gastronomie und Catering zusammen – für einen Tag voller Innovationen, Austausch und neuer Impulse.

Die Internorga 2026 hat die Bewerbungsphase für ihre drei wichtigsten Auszeichnungen eröffnet. Mit dem Internorga Zukunftspreis, dem Next Chef Award und dem Deutschen Gastro-Gründerpreis sollen innovative Lösungen, unternehmerischer Mut und der Branchennachwuchs gewürdigt werden.

Pressemitteilung

Zur EUROVINO 2025 hat die Fachmesse für Wein das eigene Podcast-Format ConVINOsation gelauncht. Als B2B-Angebot liefert der Podcast den Zielgruppen der EUROVINO auf Ausstellenden- und Besuchenden-Seite, wertvolle Insights und Impulse für die tägliche Praxis. Nun folgt die zweite Staffel mit sieben neuen Folgen bis zur EUROVINO 2026.

Der Feinschmecker hat die besten dunklen Schokoladen des Jahres 2025 ausgezeichnet. Im Rahmen einer Blindverkostung wurden 45 Tafeln mit einem Kakaoanteil um die 70 Prozent untersucht, darunter etablierte Marken und internationale Bean-to-Bar-Manufakturen.

Anzeige

Am 29. und 30. Oktober 2025 wird das MOC München erneut zum Hotspot für Gastgeber mit Haltung und Handschrift. Die Independent Hotel Show Munich (IH Munich) ist der einzige Branchentreff im deutschsprachigen Raum, der sich konsequent auf die unabhängige Luxus- und Boutique-Hotellerie fokussiert – mit starkem Blick auf die Alpenregion.

Auf dem Brauereigelände von Maisel & Friends in Bayreuth hat die neue „Braukunstwelt“ eröffnet und erweitert damit das Angebot von Maisel’s Bier-Erlebniswelt. Die Attraktion richtet sich mit ihrem Konzept explizit an ein Fachpublikum aus Hotellerie und Gastronomie, aber auch an Bierkenner und interessierte Neulinge.

Das neue FCSI Magazin geht den zentralen Branchenthemen auf den Grund: Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Innovation stehen im Fokus. Experteninterviews, praxisnahe Berichte und Analysen zeigen, wie Hotellerie und Gastronomie mit neuen Technologien und nachhaltigen Konzepten zukunftsorientiert reagieren.

Das Deutsche Weininstitut und die Fachzeitschrift WEIN + MARKT haben herausragende Weinfachhändler für ihre Leistungen ausgezeichnet. Der Fachhandelspreis würdigt die besten Betriebe in den Kategorien Beratung, Sortimentsgestaltung und Kundenpflege.

Nach einem schwierigen Weinjahr 2024 nähern sich die Winzer bei der diesjährigen Ernte wieder den üblichen Werten. Doch nicht alle Gebiete profitieren gleichermaßen.

Die Independent Hotel Show Munich präsentiert vom 29. und 30. Oktober 2025 im MOC München ein deutlich erweitertes Seminarprogramm. Die Messe, die sich an das Fachpublikum aus Hotellerie, Design und Hospitality richtet, verzeichnet dieses Jahr nicht nur ein räumliches, sondern auch ein inhaltliches Wachstum.