Kohlensäuremangel wird zum Existenzrisiko für Brauereien

| Industrie Industrie

Für Brauereien ist Kohlensäure unverzichtbar. Sie brauchen das Gas, um das Bier und andere Getränke schaumfrei in die Flaschen zu füllen. Doch die Kohlensäure ist knapp geworden, seit Düngemittelproduzenten wegen der hohen Gaspreise ihre Produktion zurückgefahren haben. Erste Brauer haben bereits den Betrieb eingestellt.

„Wegen der aktuellen Energiepreise haben mehrere Hersteller von Ammoniak ihre Anlagen stillgelegt, weil dessen Herstellung unrentabel geworden ist“, teilte der Verband dem Wirtschaftsmagazin „Business Insider“ mit.

Ammoniak wird für die Produktion von Kohlensäure benötigt. Der Mangel an Ammoniak führe zu fehlenden CO2-Mengen, die anderweitig beschafft werden müssten, so der Brauerbund. Wegen der knapp verfügbaren Mengen und «deutlich teureren Preise» seien steigende Bierpreise daher «sehr wahrscheinlich», warnte der Brauerbund. Die Chemiebranche hat schon öfter beklagt, dass hohe Energiepreise die Produktion von Ammoniak besonders träfen.

Kohlensäure wird für die Herstellung von Bier benötigt, um unter anderem Tanks und Flaschen vorzuspannen. Damit wird verhindert, dass das Bier nicht schäumt und nicht mit Luft in Kontakt kommt.

Bereits Anfang September kündigte die Radeberger-Gruppe an, die Preise für ihre Biere zu erhöhen. Grund dafür sei neben den stark gestiegenen Kosten für Strom und Gas auch die Teuerung von Kohlensäure, die für die Herstellung benötigt wird. Zuvor wurde außerdem vor Engpässen bei der Produktion von Bierflaschen gewarnt.

An anderer Stelle mussten bereits drastischere Konsequenzen gezogen werden. Die Aktienbrauerei Kaufbeuren in Bayern hat ihre Limonaden-Produktion komplett eingestellt, wie der BR berichtet. Die Kohlensäure wird hier für die Bierproduktion zurückgehalten. Der Lieferant habe sogar sein europäisches Werk schließen müssen, erklärte der Brauereichef. Sebastian Priller, der die Brauerei Riegele in Augsburg betreibt, rechnet ebenfalls bereits in der kommenden Woche mit Produktionsstopps.

Wenn das Gas ausgehe, so Brauereidirektor Helmut Erdmann von der Ayinger Brauerei gegen über der Süddeutschen, dann gehe man zwar nicht insolvent, aber gebraut werden könne dann solange nicht, bis das Gas wieder in den Tank gefüllt werde. „Im Ernstfall gibt es keine Alternativen“, sagt Erdmann. Bei der Aktienbrauerei Kaufbeuren sei dieser Ernstfall bereits eingetreten: Sie habe den Betrieb eingestellt und sogar ein Werk geschlossen.

Wie der SWR berichtet, gehen auch im Südwesten vielen Brauereien zur Zeit die Vorräte aus. Manche bekommen zwar Kohlensäure geliefert, aber es ist viel zu wenig. Paul Eble von der Kronenbrauerei in Laupheim spricht dem SWR gegenüber von einer „Just-in-Time-Produktion“, wenn also die Produkte produziert und direkt geliefert werden. Normalerweise wollen Hersteller damit Lagerkosten vermeiden. Im Fall der Brauereien liegt es aber daran, dass die Kohlensäure-Vorräte in den Tanks ständig am Limit sind.

Auch die Produzenten von Mineralwasser schlagen jetzt Alarm. So berichtete ein Sprecher der Genossenschaft Deutscher Brunnen, dass einige Hersteller nicht die Mengen an CO2 bekommen haben, die sie bestellt hatten. Wie das Portal Chip.de schreibt, komme es laut dem Sprecher in den Sommermonaten häufiger zu Engpässen. Die Situation seit aufgrund der explodierenden Preise aktuell jedoch besonders angespannt.

Das Problem betrifft in erster Linie die kleineren Brauereien. Größere Betriebe verfügen oft über eine CO₂-Rückgewinnungsanlage, die das beim Vergären des Bieres entstehende Gas auffängt. Eine solche Anlage rentiert sich aber erst bei einem Bierausstoß von jährlich 200 000 bis 300 000 Hektolitern. (mit dpa)


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Der Preis für Olivenöl steigt seit Monaten. In diesem Jahr wird nur mit einer leichten Erholung der Erntemengen gerechnet. Die hohen Preise sorgen für Unmut und treiben seltsame Blüten.

Die Münchner Paulaner-Brauerei darf ihr Cola-Limonade-Mischgetränk weiter «Paulaner Spezi» nennen. Die Augsburger Brauerei Riegele zog ihre Berufung vor dem Oberlandesgericht München zurück. Das Landgericht München hatte Paulaner zuvor recht gegeben.

Der Discounter Aldi Süd will seinen Lebensmittel-Lieferdienst, der zuletzt in drei Städten im Ruhrgebiet getestet worden ist, nicht auf das ganze Verbreitungsgebiet ausweiten. Wegen der hohen Kosten für Personal, Rohstoff und Logistik sei es "aktuell kein rentables Geschäftsmodell".

Die Firma Wunderdrinks darf ihr «Wunderbraeu» weder als Münchner Bier noch als klimaneutral bewerben. Mit diesem Urteil hat das Landgericht München am Freitag der Klage der Zentrale zur Bekämpfung unlauteren Wettbewerbs stattgegeben.

 

Das Deutsche Weininstitut hat typische Weine aus allen 13 Qualitätsweingebieten für die "Deutschland-Box" ausgewählt. An der Ausschreibung hatten sich 173 Weinerzeuger mit ihren Weinen beteiligt.

Pressemitteilung

Es wird ein besonderes Branchenereignis: Im Februar treffen sich Aussteller und Fachbesucher auf der Intergastra in Stuttgart. Winterhalter freut sich darauf, seine neueste Spültechnik in der Halle 5, Stand 5D31 zu präsentieren. Schwerpunktthemen: Transportspülmaschinen der MT-Serie, Trocknungsgerät DMX für Mehrweggeschirr und Gläserspülen.

Für die Deutsche Messe ist das Jahr 2023 erfolgreicher verlaufen als erwartet. Mit einem Umsatz von 350 Millionen Euro und einem Gewinn von fast 30 Millionen Euro seien die Planungen deutlich übertroffen worden.

Zum Schutz vor dem Eis werden gut eine Million Austern aus dem Watt vor List ins Winterlager in Meerwasserbecken an Land gebracht. Für weitere rund 3,5 Millionen Austern gibt es dort allerdings keinen Platz - und nun blicken die Austernzüchter mit Sorge auf das Wetter dieses Winters.

Im Frühjahr 2024 begrüßt Hamburg wieder die Branche: Vom 8. bis 12. März findet die Internorga statt. Auch 2024 wird Künstliche Intelligenz eine herausragende Rolle spielen. Das Thema Nachhaltigkeit und die damit verbundene Mehrwegpflicht bleiben ebenfalls aktuell.

Der Absatz von Bier in Deutschland sinkt seit Jahren, der Trend geht zu Alkoholfreiem und mehr Gesundheitsbewusstsein. Nun reagiert die Oettinger-Brauerei, die auch in Braunschweig braut, mit ihrem Fokus auf billige Getränke.