Krieg in Ukraine macht Lebensmittel teurer

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Ob Nudeln, Kaffee, Bier oder Toilettenpapier: Für die Preise in Supermärkten und beim Discounter scheint es im Moment nur noch eine Richtung zu geben - aufwärts. Und der Krieg in der Ukraine dürfte den Preisen nun noch einmal einen Schub geben.

«Der Anstieg der Energiepreise und der Logistikkosten durch den Ukraine-Krieg wird sich bei den Menschen im Alltag bemerkbar machen – bei jedem Einkauf im Supermarkt oder beim Discounter», prognostizierte der Geschäftsführer des Kölner Instituts für Handelsforschung (IFH), Boris Hedde, im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. Denn die Preise würden nun noch stärker steigen als sie es zuletzt ohnehin schon taten. «Das wird eine Herausforderung sein - gerade für sozial schwächere Familien.»

Mit dieser Einschätzung steht Hedde nicht allein. Auch der Handelsexperte Robert Kecskes vom Marktforschungsunternehmen GfK ist überzeugt: «Durch den Konflikt wird der Druck, die Preise zu erhöhen, noch weiter steigen. Die Teuerung wird mit Sicherheit erheblich sein.» Der Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Deutschland (HDE), Stefan Genth, warnte ebenfalls, der Krieg in der Ukraine und die daraufhin verhängten Sanktionen «könnten preistreibend wirken».

Dabei waren die Preise im deutschen Lebensmittelhandel bereits vor dem Ukraine-Krieg durch steigende Rohstoffpreise und Energiekosten sowie coronabedingte Probleme in den Lieferketten in Bewegung geraten. Schon im Februar mussten die Verbraucherinnen und Verbraucher nach Angaben des Statistischen Bundesamtes für Nahrungsmittel 5,3 Prozent mehr zahlen als zwölf Monate zuvor. Preiserhöhungen, wo hin man auch schaute: Tchibo machte Kaffee teurer. Große deutsche Brauereien kündigten reihenweise Preisaufschläge an, ebenso Hersteller von Toilettenpapier und Taschentüchern. Rindfleisch verteuerte sich enorm, ebenso Geflügel und Tomaten.

Rewe-Chef Lionel Souque klagte schon Ende vergangenen Jahres: «Es gab noch nie so viele Forderungen nach Preiserhöhungen von der Industrie wie in diesem Jahr.» Und das war vor dem Ukraine-Krieg. Inzwischen dürfte sich die Situation bei vielen Herstellern noch einmal spürbar verschärft haben.

Denn der durch den Krieg ausgelöste weltweite Anstieg der Energiepreise verteuert nicht nur das Heizen der eigenen vier Wände und das Autofahren. Auch die Herstellung vieler Produkte vom Brot bis zum Waschmittel wird kostspieliger. «Alle arbeiten mit Strom und Gas - auch Nestlé und Unilever», betonte ein Branchenkenner. Bei Fleisch etwa flössen die Energiekosten von der Herstellung des Saatguts für das Tierfutter über die gesamte Wertschöpfungskette bis zur Kühltruhe im Supermarkt in die Kosten ein. Und auch die Logistikkosten dürften nach der russischen Invasion noch einmal kräftig steigen, befürchtet die Branche. «Die Hersteller werden mit Sicherheit versuchen, diese Mehrkosten an den Handel und die Verbraucher weiterzugeben», sagte Kecskes.

Ganz einfach dürfte das für sie nicht werden. Denn die großen Handelsketten wie Edeka, Rewe, Aldi oder Lidl sind sich durchaus bewusst, dass der Preis beim Einkauf in den nächsten Monaten wieder ein deutlich größere Rolle spielen dürfte als in der Vergangenheit. Und sie wollen nicht durch allzu große Preiszugeständnisse an die Hersteller ihre eigene Wettbewerbsposition untergraben. Bereits in den vergangenen Monaten waren die Preisverhandlungen zwischen Händlern und Herstellern ungewöhnlich hart. Immer wieder kam es zu vorübergehenden Auslistungen und Lieferstopps.

Doch wird auch der Widerstand des Handels die Preisspirale nicht stoppen können. Branchenkenner gehen davon aus, dass die Belastungen aus dem Zusammenspiel von höheren Lebenshaltungskosten, drohenden Heizkostennachzahlungen und gestiegenen Spritpreisen das Einkaufsverhalten der Bundesbürger in den nächsten Monaten deutlich verändern könnte.

Während in der Corona-Pandemie die Verbraucher in großer Zahl in die Supermärkte strömten und die Discounter Marktanteile verloren, könnte sich der Trend jetzt wieder umkehren. «Die zu erwartenden Preiserhöhungen könnten das Shopping-Verhalten verändern und dafür sorgen, dass wieder mehr bei den Discounter eingekauft wird und sie verlorene Marktanteile zurückgewinnen», glaubt Hedde. Außerdem dürften die Verbraucher wieder häufiger als in den vergangenen Jahren zu den Eigenmarken der Händler statt zu den kostspieligeren Markenartikeln greifen, prognostiziert Marktforscher Kecskes.

Kleiner Trost für die geplagten Kunden: Sonderangebote wird es weiterhin geben. Weil sich der Wettbewerb um das knapper werdende Haushaltsgeld der Kunden noch verschärfen dürfte, könnte es in Zukunft sogar mehr Preisaktionen geben als in den vergangenen Jahren, glaubt Kecskes. (dpa)


 

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