Marken mit Starpower: Vom Jauch-Wein bis zum Tote-Hosen-Bier

| Industrie Industrie

Dass Prominente Werbung für Produkte vom Auto bis zum Gummibärchen machen, ist nicht neu. Doch inzwischen gehen etliche Stars noch einen Schritt weiter. Sie bringen selbst Produkte auf den Markt und werben dafür mit ihrem Namen auf dem Etikett. Das Spektrum reicht vom Günther-Jauch-Wein bei Aldi über das «Hosen Hell»-Bier der Düsseldorfer Band Tote Hosen bis zu Grillsoßen und Grillfleisch mit dem Namenszug des ehemaligen Profi-Boxers Axel Schulz.

«Es hat sich so eine Art Oberklasse der Celebrities entwickelt. Ein Teil der Prominenten ist nicht mehr damit zufrieden, ihr Gesicht gegen gute Bezahlung für irgendeine Marke in die Kamera zu halten. Sie wollen das Potenzial ihrer Bekanntheit stärker nutzen und bauen hochprofessionell eigene Marken auf», beobachtet der Marketing-Experte Karsten Kilian von der Hochschule Würzburg. Schöner Nebeneffekt: Damit sichern sich die Stars in aller Regel wohl auch ein größeres Stück des Profits.

Günther Jauch etwa verkauft bei Aldi schon seit fast zwei Jahren einen Rot- und einen Weißwein. Die Weine tragen nicht nur den Namen des Showmasters und seine Unterschrift auf dem Etikett. Damit auch dem letzten klar wird, worum es geht, ist auf dem Etikett auch der charakteristische hohe Stuhl zu sehen, auf dem Jauch in seiner Erfolgsshow «Wer wird Millionär?» sitzt.

Jauch verwendet für den Aldi-Wein nicht die Trauben seines eigenen Edel-Weinguts von Othegraven, sondern zugekauftes Material. Produziert wird in einer Großkellerei. Doch beteuerte Jauch bei der Vorstellung der Aldi-Weine sein ganz persönliches Engagement. «Ich habe einen Rotwein kreiert und einen Weißwein», sagte er bei der Präsentation der ersten Jauch-Weine in Düsseldorf. Das Etikett verspricht ein «exklusives Trinkerlebnis - nach den Qualitätsansprüchen von Günther Jauch». Mit 4,99 Euro pro Flasche ist der Wein für Discounterverhältnisse eher teuer.

Das gleiche lässt sich über das Tote-Hosen-Bier «Hosen Hell» sagen, das selbst beim Discounter in Düsseldorf 1,19 Euro je Halbliter-Dose kostet. Das Bier wird in Bayern unter Leitung der Düsseldorfer Hausbrauerei Uerige gebraut und abgefüllt. Doch hebt die Band auf ihrer Website ihren persönlichen Einsatz bei der Kreation des Bieres hervor. «Die Toten Hosen und sämtliche Freunde stellten sich den finalen Testabfüllungen des Hosen Hell mit diversen Geschmacksrichtungen und mussten sich nun endgültig für eine Variante entscheiden. Diese Verkostung dauerte bis in den frühen Morgen ...»

Für den Marketing-Experten Kilian sind die vergleichsweise hohen Preise für die Produkte mit Starpower gut nachvollziehbar. «Jauch kann 50 Cent oder einen Euro mehr für den Wein verlangen, weil sein Name drauf steht», schätzt er. «Für den Käufer steigt durch den bekannten Namen der gefühlte Wert des Produkts. Das ist entscheidend. Es gehe nicht darum, ob das Produkt wirklich besser ist.» Mit dieser Strategie werde man zwar nicht Marktführer, aber in der Nische ließen sich auf diese Weise durchaus hohe Umsätze erzielen.

Das haben nicht nur Jauch und die Toten Hosen entdeckt. Der Boxer Axel Schulz verkauft unter dem eigenen Namen längst eine Vielfalt von Produkten von der Grillsauce über Protein-Drinks bis zur Thüringer Bratwurst. Fußballer Lukas Podolski hat es mit Deos und Duschgels seiner Marke «Straßenkicker LP» in die Regale der Drogeriemarktkette dm geschafft. Der Schauspieler Til Schweiger verkauft im eigenen Webshop Barefootliving.de eine Vielfalt von Produkten von «Tils Sneakern» für knapp 120 Euro bis zum «Barefoot Bett» in Übergröße für 8400 Euro. Es handele sich ausnahmslos um «Wohlfühlprodukte aus meinem Leben und meinen Filmen», verspricht der Star.

Rund jeder zehnte Werbespot im deutschen Fernsehen setzt nach Schätzung des Marketing-Experten Kilian auf den Stareffekt. Das Spiel mit der Prominenz klappt oft, aber längst nicht immer. Schließlich weiß jeder Zuschauer, dass der Star für seinen Werbeauftritt gut bezahlt wird.

Wirbt der Star dagegen für eigene Produkte, sieht das etwas anders aus. «Wenn ein Prominenter für eine eigene Marke wirbt, kann das die Glaubwürdigkeit der Werbung deutlich erhöhen. Denn es ist klar: Er macht das nicht nur, weil er dafür bezahlt wird, sondern er ist wirklich mit Herzblut dabei», meint Kilian.

Das gilt wohl auch für die Fußballlegende Franz Beckenbauer. Als einer der ersten Sportler überhaupt trat er 1966 in einem TV-Werbespot auf und schrieb mit den Worten «Kraft in den Teller - Knorr auf den Tisch» Reklame-Geschichte. Auch bei dem neuen Trend ist er dabei. Seitdem er Mitbesitzer des Weinguts Lammershoek in Südafrika ist, wird dort eine Edel-Abfüllung hergestellt. Das Etikett zeigt Beckenbauers Gesicht, und der Wein trägt in Anlehnung an die Rückennummer des Jahrhundertspielers den Namen «Libero No 5». Wer den Rotwein von Kaiser Franz probieren will, muss allerdings deutlich tiefer in die Tasche greifen als für den Jauch-Wein bei Aldi. Der Preis liegt derzeit bei rund 60 Euro pro Flasche.

(dpa)


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Küchenausrüster Rational will Umsatz und Betriebsgewinn nach einem starken Vorjahr deutlich steigern. Der Umsatz, der im vergangenen Jahr um 10 Prozent auf 1,126 Milliarden Euro stieg, solle 2024 im mittleren bis hohen einstelligen Prozentbereich zulegen.

Bierverkoster - für so manchen Menschen dürfte das ein Traumberuf sein. Ihr Einsatz ist für Hersteller ebenso wichtig wie teuer. Forscher sehen in Geschmacksberatung durch Künstliche Intelligenz eine Alternative - oder zumindest eine Ergänzung.

Im österreichischen Salzburg wurden am Wochenende die World Spirits Awards verliehen. Ein Gewinner war dabei eine deutsche Brennerei: GINSTR - Stuttgart Dry Gin wurde mit der Goldmedaille in der Kategorie Gin ausgezeichnet.

Bei der Veltins-Brauerei im Sauerland zeichnet sich ein erbitterter Erbstreit ab. Wie verschiedene Medien berichten, hat Carl-Clemens Veltins, Sohn der langjährigen Chefin Rosemarie Veltins, Klage beim Landgericht Arnsberg eingereicht. Angeblich soll er als 18-Jähriger zu einem schlechten Deal überredet und um sein Erbe gebracht worden sein.

Im Jahr 2023 haben die Winzerinnen und Winzer in Deutschland 8,6 Millionen Hektoliter Wein und Most erzeugt. Wie das Statistische Bundesamt mitteilt, lag die Wein- und Mosterzeugung damit 344.000 Hektoliter oder 3,9 Prozent unter dem Vorjahresniveau.

Der Konsumgüterhersteller Unilever will sich von seinen Eiscreme-Marken trennen und diese in eine eigenständige Firma auslagern. Dazu gehören Marken wie Magnum, Langnese, Ben & Jerry's und Cornetto. Bis 2025 soll die Sparte abgespalten sein.

Alkoholfreier Wein wird immer beliebter, doch für viele Winzer ist die Produktion noch zu aufwendig. Auch der Geschmack spielt eine Rolle.

Um landschaftsprägende Weinberge in Steillagen zu erhalten, muss der Weinbranche zufolge mehr für Winzerinnen und Winzer getan werden. Denkbar sei ein Bewirtschaftungsentgelt, um Betrieben zu helfen, die sonst nicht mehr rentabel arbeiten könnten.

Pressemitteilung

Mit einem Train-the-Trainer-Programm hebt der FCSI Deutschland-Österreich sein Projekt „KoKoKo – Kommunikation, Kooperation, Kollaboration” auf das nächste Level: Mitglieder haben die Möglichkeit, sich zu Spezialisten und Botschaftern für Design Thinking und dessen Methoden fortzubilden.

Pressemitteilung

Erneut investiert Winterhalter in eine grüne und nachhaltige Zukunft. Mit dem Bau einer Photovoltaik-Anlage auf dem Firmenparkplatz erweitert der Spültechnikhersteller aus Meckenbeuren seine Stromproduktion auf 40 Prozent des Eigenbedarfs.