Hand gelesene Trauben, Ganztraubenpressung und traditionelle Flaschengärung: Crémant ist vor allem aus Frankreich bekannt, wird aber längst auch in Deutschland hergestellt - und immer häufiger getrunken. «Crémant erfreut sich bei vielen Verbrauchern einer ähnlichen Beliebtheit wie Prosecco vor 20 Jahren», stellt der Chef der Kellerei Henkell-Freixenet, Andreas Brokemper, im Interview der Deutschen Presse-Agentur fest.
«Dahinter steckt auch das Geheimnisvolle, das Besondere, Französische - und auch sensorisch die Nähe zum Champagner», erklärt er die wachsende Nachfrage. «Der Crémant de Loire ist vom Terroir her der Champagne sehr ähnlich.»
Nischenprodukt mit Wachstumspotenzial
«Auch auf dem deutschen Markt nimmt die Nachfrage nach Crémant seit einigen Jahren stetig zu», stellt der Geschäftsführer des Verbands Deutscher Sektkellereien, Alexander Tacer, fest. Allerdings auf niedrigem Niveau. Tacer spricht von einem «Nischenprodukt mit erkennbarem Wachstumspotenzial». «Verbandseigene Erhebungen zeigen, dass der Absatz deutlich unter einem Prozent liegt.»
Henkell-Freixenet und Rotkäppchen-Mumm verkaufen mehr Crémant
Der Preisauftrieb für Champagner 2020/21 habe auch dazu beigetragen, dass mancher häufiger zu einem guten Crémant greife, sagt Brokemper. Gerade in Wein- und Foodbars probierten Menschen in Sektlaune gerne mal ein Glas dieses hochwertigen Schaumweins.
Der Crémant-Verkauf aus seinem Haus sei 2024 weltweit um acht Prozent gewachsen, neben Frankreich und Deutschland vor allem in den USA und Großbritannien. In Deutschland habe das Plus im ersten Halbjahr zehn Prozent betragen.
«Trotz eines herausfordernden Marktumfelds schaffen es Premium-Produkte wie Crémant weiterzuwachsen», berichtet auch Stephanie Schieszl, Marketing Director von Rotkäppchen-Mumm.
«Prickelnder als der eher biedere Begriff Winzersekt»
Martin Winterling aus der Pfalz gehört zu den Crémant-Pionieren in Deutschland. «Wir sind gerne in Frankreich unterwegs und haben das schon gemacht, bevor es den Begriff in Deutschland gab», berichtet der Winzer vom Sekt & Weingut Winterling in Niederkirchen. Crémant sei handwerklich hergestellt und herkunftsbezogen, nicht so anonym wie Sekt - und in den Augen vieler Schaumwein-Liebhaber «prickelnder als der eher biedere Begriff Winzersekt».
Die Bezeichnung Crémant ist seit 1997 nach einer EU-Rechtsänderung in Deutschland zugelassen, wie das Deutsche Weininstitut erläutert. Die Anforderungen für Crémant und Winzersekt seien 2009 in der Weinverordnung erstmals ausdrücklich geregelt. Zu den zahlreichen Vorgaben gehöre: nur Sekt mit Qualitätsweinprüfung und aus einem bestimmten Anbaugebiet. Die Herstellung ist auch nur aus gebietstypischen Rebsorten zugelassen.
In seiner Region seien für die Crémant-Herstellung nur die Sorten Riesling und Burgunder erlaubt, berichtet Winterling, dessen Bio-Betrieb mit rund 12.000 Hektar zu 85 bis 90 Prozent Crémant de Pfalz produziert. Auf etwa 80.000 Flaschen komme er pro Jahrgang und die würden in den letzten Jahren immer häufiger nachgefragt. «Es kommen mehr Kunden gezielt deshalb», sagt Winterling. Auch bei den Schaumweinproben der Landwirtschaftskammer sei immer häufiger Crémant dabei.
Klare Gütekriterien garantieren hohe Qualität
«Crémant zeichnet sich durch klare Gütekriterien aus, die seine hohe Qualität garantieren: die Handlese der Trauben, die schonende Ganztraubenpressung mit einer maximalen Ausbeute von 100 Litern Most pro 150 Kilogramm Trauben sowie die traditionelle Flaschengärung», betont Schieszl von Rottkäppchen-Mumm. Die Konsumenten könnten sich dadurch stets sicher sein, ein hochwertiges Produkt im Glas zu haben.
Auch die Herkunftsbezeichnung - wie eben zum Beispiel Crémant Baden oder Crémant Pfalz - spielten eine wichtige Rolle, berichtet Schieszl. «Sie greift den Trend zu mehr Regionalität auf - ein Aspekt, der den Crémant besonders attraktiv macht.»
Crémant ist nicht der einzige Trend
Brokemper sieht bei den Schaumweinen noch einen anderen, ungebrochenen Trend: Prosecco sei weiterhin sehr gefragt - auch alkoholfreie Alternativen dazu. «Auch auf dem deutschen Markt erfreut sich Prosecco nach wie vor großer Beliebtheit», stimmt Tacer zu. «Unangefochten Nummer eins unter den Schaumweinen bleibt jedoch Sekt aus deutscher Herstellung, der bei Verbraucherinnen und Verbrauchern weiterhin mit Abstand am beliebtesten ist.» (dpa)