Pflanzliche Alternativen: Die Milch bekommt Konkurrenz

| Industrie Industrie

Hafer-, Soja- oder Mandeldrink. Oder auch Drinks auf der Basis von Haselnuss, Kokosnuss oder Reis: Pflanzliche Milchalternativen sind in der Gunst der Verbraucher kräftig gestiegen. Laut Datenanalysten von GfK und NielsenIQ sind sowohl der Umsatz als auch die Absatzmenge im deutschen Einzelhandel 2020 um weit über 40 Prozent erheblich gewachsen. «Insbesondere pflanzliche Drinks boomen und nehmen immer mehr Platz im Regal ein», sagte NielsenIQ-Expertin Corinna Ludwig der Deutschen Presse-Agentur. Mehr als jeder dritte Haushalt in Deutschland kaufe bereits pflanzliche Milchalternativen, berichtet Steven Brechelmacher von der GfK. Allein im vergangenen Jahr seien zwei Millionen Haushalte hinzugekommen.

Der Gesamtumsatz mit pflanzlichen Alternativen zu Molkereiprodukten im Handel wird in den unterschiedlichen Studien zwischen mehr als einer halben Milliarde Euro und mehr als einer dreiviertel Milliarde Euro beziffert. Der Käsebereich ist dabei noch nicht berücksichtigt. Der eine oder andere Analyst will bei dieser Größenordnung bereits nicht mehr von einer kleinen Nische sprechen. Die klassischen Molkereiprodukte sind laut NielsenIQ im Corona-Jahr 2020 ebenfalls deutlich gewachsen, weil wieder mehr zu Hause gegessen wird. Die pflanzlichen Milchalternativen, die zum Teil auch Joghurt und Pudding Konkurrenz machten, hätten bereits einen Absatzanteil von 5 Prozent an der Regalreihe erobert, die traditionell Milchprodukte umfasst.

Konsumpsychologe Paul Bremer verweist auf ein gestiegenes Bewusstsein für Umwelt und Nachhaltigkeit. Gerade junge Leute wollten bei dem eigenen Konsum anfangen. Die Pandemie habe das noch verstärkt. Die konventionelle Landwirtschaft werde von ihnen als sehr intensiv wahrgenommen, als Agrarindustrie, bei der Tiere massenhaft im Stall gehalten werden. «Die Milch ist nicht das Problem, sondern die Bilder, die mit der Milcherzeugung in Verbindung stehen», sagt der Experte des Kölner Rheingold-Instituts. Dabei gebe es Parallelen zu pflanzlichen Wurst- und Fleischalternativen, die aber so aussehen sollen wie tierische Produkte. «Pflanzliche Milchalternativen sind der Versuch, die Muttermilch durch Mutter Natur zu ersetzen.»

Die deutsche Milchwirtschaft hat unterdessen die Initiative Milch GmbH gegründet, die die Milch ins rechte Licht rücken soll. «Junge Verbraucher:innen fühlten sich zuletzt häufig von Hafer- oder Soja-Alternativen angesprochen, die hier auf höhere Marktanteile kommen als im Bevölkerungsschnitt. Die Milch muss digitaler werden, um hier Popularität zurückzugewinnen», schreibt Geschäftsführerin Kerstin Wriedt in einem Branchenbrief. Man müsse die Sprache junger Menschen und junger Familien sprechen. Vor allem in Städten bestehe bei ihnen ein großer Aufklärungsbedarf über Produktion, Inhaltsstoffe und Vorteile der Milch. «Das Narrativ des «Weißen Wunders» muss im urbanen Raum das des vermeintlichen Klimaschädlings Kuhmilch ablösen.»

Laut GfK basiert das Wachstum der pflanzlichen Alternativen auf allen Altersgruppen, insbesondere aber geht es um jüngere Haushalte. Milchalternativen lägen mit 1,93 Euro je Kilogramm über dem Durchschnittspreis klassischer Molkereiprodukte von 1,51 Euro je Kilogramm. «Die Haushalte sind also bereit, höhere Durchschnittspreise dafür zu zahlen», erklärt der GfK-Experte. Es kämen immer mehr Anbieter hinzu, sagt NielsenIQ-Expertin Ludwig. Neben den «Pure Playern», die sich ausschließlich auf pflanzliche Produkte fokussierten, erweiterten auch immer mehr Milchprodukte-Hersteller ihr Sortiment um pflanzliche Alternativprodukte. Auch die Eigenmarken der Händler wüchsen stark.

Der schweizerische Nahrungsmittelkonzern Nestlé will sein Geschäft mit pflanzlichen Milchalternativen in Europa durch die neue Marke Wunda ausbauen, unter der Produkte auf Erbsenbasis entwickelt wurden. Sie sollen zuerst in Frankreich, den Niederlanden und Portugal in die Läden kommen. Einen Starttermin für Deutschland gibt es noch nicht. Als Marktführer bei pflanzlichen Milchalternativen in Deutschland sieht sich mit großem Abstand der französische Konzern Danone mit seinem Geschäftsbereich Alpro und Produkten unter seiner Stammmarke. Aber auch für deutsche Molkereien sind solche Produkte ein Thema. Von der größten deutschen Molkereigenossenschaft DMK hieß es, man sehe in diesem Markt «keine Konkurrenz, sondern eine Chance, weitere Verbraucher zu erreichen.» (dpa)


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Vom 8. bis 12. März 2024 steigt in Hamburg wieder die Internorga. Unter dem Motto "Alle zusammen." bringt die Messe Entscheiderinnen und Entscheider aus Gastro- und Hotelleriebranche, Bäckereien und Konditoreien in die Hansestadt.

Endlich knackig kalt: Einige Winzer warten seit Wochen sehnsüchtig auf Frost, um Trauben für Eiswein zu lesen. In Iphofen gelingt es - bis zum ersten Schluck brauchen Liebhaber aber noch Geduld.

Der Großhändler Metro setzt seinen Wachstumskurs fort, hat sich für das neue Geschäftsjahr 2023/2024 aber kleinere Ziele gesetzt. Der Umsatz der zwölf Monate bis Ende September dürfte währungsbereinigt um drei bis sieben Prozent zulegen.

Der Preis für Olivenöl steigt seit Monaten. In diesem Jahr wird nur mit einer leichten Erholung der Erntemengen gerechnet. Die hohen Preise sorgen für Unmut und treiben seltsame Blüten.

Die Münchner Paulaner-Brauerei darf ihr Cola-Limonade-Mischgetränk weiter «Paulaner Spezi» nennen. Die Augsburger Brauerei Riegele zog ihre Berufung vor dem Oberlandesgericht München zurück. Das Landgericht München hatte Paulaner zuvor recht gegeben.

Der Discounter Aldi Süd will seinen Lebensmittel-Lieferdienst, der zuletzt in drei Städten im Ruhrgebiet getestet worden ist, nicht auf das ganze Verbreitungsgebiet ausweiten. Wegen der hohen Kosten für Personal, Rohstoff und Logistik sei es "aktuell kein rentables Geschäftsmodell".

Die Firma Wunderdrinks darf ihr «Wunderbraeu» weder als Münchner Bier noch als klimaneutral bewerben. Mit diesem Urteil hat das Landgericht München am Freitag der Klage der Zentrale zur Bekämpfung unlauteren Wettbewerbs stattgegeben.

 

Das Deutsche Weininstitut hat typische Weine aus allen 13 Qualitätsweingebieten für die "Deutschland-Box" ausgewählt. An der Ausschreibung hatten sich 173 Weinerzeuger mit ihren Weinen beteiligt.

Pressemitteilung

Es wird ein besonderes Branchenereignis: Im Februar treffen sich Aussteller und Fachbesucher auf der Intergastra in Stuttgart. Winterhalter freut sich darauf, seine neueste Spültechnik in der Halle 5, Stand 5D31 zu präsentieren. Schwerpunktthemen: Transportspülmaschinen der MT-Serie, Trocknungsgerät DMX für Mehrweggeschirr und Gläserspülen.

Für die Deutsche Messe ist das Jahr 2023 erfolgreicher verlaufen als erwartet. Mit einem Umsatz von 350 Millionen Euro und einem Gewinn von fast 30 Millionen Euro seien die Planungen deutlich übertroffen worden.