Porzellan-Hersteller profitieren von Pandemie-Trends

| Industrie Industrie

Trotz der Unsicherheiten wegen der Corona-Pandemie blickt die Porzellanbranche zuversichtlich ins neue Jahr. Für 2022 gehe man von guten Absatzchancen aus, die Auftragseingänge wiesen in eine positive Richtung, sagte Christoph René Holler, Hauptgeschäftsführer des Bundesverband der Keramischen Industrie, im oberfränkischen Selb. Die Unternehmen hätten im vergangenen Jahr einen Aufholprozess gestartet und Umsatzzuwächse erreicht: «Der private Konsum ist deutlich angezogen, dies ist in positiver Trend.» Von Januar bis September 2021 kamen die Geschirrhersteller des Verbandes auf rund 209,5 Millionen Euro Umsatz, im Jahr zuvor waren es in diesem Zeitraum knapp 190,7 Millionen Euro gewesen.

Unsicherheiten gebe es im Hinblick auf die Lage der Hotels und Gaststätten, denn gerade für die Hersteller von Qualitätsporzellan sei die Gastronomie wichtig. Und: «Wie in vielen Branchen ist der Anstieg von Rohstoffkosten ein großes Problem.» Die Preise für Erdgas, das zum Brennen von Keramik benötigt wird, stiegen weiter, sagte Holler. Man habe es längst nicht mehr mit normalen Preisschwankungen auf dem Energiemarkt zu tun. Die Bundesregierung lasse es «leider» derzeit offen, wie sie mittelständische Betriebe kurzfristig entlasten wolle. Dem Verband gehören 20 Geschirrhersteller an mit etwa 4000 Beschäftigten. Dazu kommen knapp 30 Hersteller technischer Keramik. Ein Schwerpunkt der Branche liegt im Nordosten Bayerns.

Einer der traditionsreichsten Porzellanhersteller Deutschlands, Rosenthal, profitiert vom anhaltenden Trend zum Online-Handel. «E-Commerce performt stark», aber der stationäre Einzelhandel und der Hotel-und Restaurant-Sektor seien von den Einschränkungen durch die Pandemie betroffen, bilanzierte Mads Ryder, der im vergangenen Jahr die Geschäftsführung bei Rosenthal übernommen hatte.

Die Branche ist im Wandel, wie Ryder betonte: Man müsse Ideen liefern, «wie die gekauften Produkte auf vielfältige Weise eingesetzt werden können. Es geht nicht länger darum, nur Produkte zu verkaufen. Wir verkaufen Inspiration, Ideen und Lifestyle. Die Menschen wollen Produkte mit Geschichte, Tradition, Qualität und Langlebigkeit. Das ist unser Trend.» Porzellan sei sehr nachhaltig - «es hält lange und besteht im Grunde aus Wasser und Mineralien», sagte der Däne, der zuvor für die Marken Royal Copenhagen und Lenox gearbeitet hatte.

Dem Online-Handel räumt das Unternehmen aus Selb eine große Bedeutung ein - doch beim Porzellan ist das Thema durchaus komplex. «Wir haben schon seit Jahren darüber gesprochen - aber die Pandemie wird diesen Trend beschleunigen - kein Zweifel. Rosenthal hat einerseits Produkte zum Anfassen, das haptische Erlebnis ist beim Kauf von Porzellan sehr wichtig», sagte Ryder. «Doch aufgrund des Gewichtes sind unsere Produkte unpraktisch zum Mitnehmen und Herumtragen an einem Shoppingtag und man würde sich die Ware lieber bequem nach Hause liefern lassen.» Der Einzelhandel sei nach wie vor sehr wichtig für das Unternehmen, «aber er muss sich in Bezug auf das, was er tut und wie er es tut, verändern».

Die Branche müsse noch besser das Verhalten der Konsumentinnen und Konsumenten analysieren, die Erkenntnisse müssten dann in die Produktentwicklung und Kommunikation einfließen. «Hier war Rosenthal, wie ein Großteil unserer Branche, im Vergleich zu anderen Branchen zu langsam.» Rosenthal gehört seit 2009 zur italienischen Arcturus-Group. (dpa)


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Die bayerischen Brauereien haben ihren Beschäftigten in der ersten Tarifrunde eine Lohnerhöhung von rund 10 Prozent bei zweijähriger Vertragslaufzeit angeboten. Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten verlangt 12 Prozent.

In den Weinbergen finden sich neben den traditionell auf einen Trieb gekürzten Stöcken zunehmend buschartig wuchernde Reben. Dahinter steckt Methode.

Mit Sorgen starten Deutschlands Spargelbauern nach einem schlechten Jahr 2022 in die neue Saison. Der Deutsche Bauernverband warnt, dass wegen billigerer ausländischer Importware Spargel und Erdbeeren eines Tages von den heimischen Feldern verschwinden könnten.

Die Winzer in Deutschland haben im vergangenen Jahr trotz langer Dürre deutlich mehr Wein erzeugt. Mit 8,94 Millionen Hektoliter Wein und Most lag die Menge sechs Prozent oder 491.800 Hektoliter über dem Vorjahresniveau.

Der Getränkehersteller Berentzen hat im vergangenen Jahr eine deutlich gestiegene Nachfrage gespürt. Vor allem bei alkoholfreien Getränken habe der Umsatz zugelegt. Er sei um 26,3 Prozent auf 44,6 Millionen Euro gestiegen, teilte das Unternehmen im emsländischen Haselünne mit.

 

Alkoholfreier Wein kann eine Enttäuschung sein, selbst wenn er nicht wie Traubensaft schmeckt. Nach Bier und Sekt ohne Prozente ist der entalkoholisierte Rebensaft aber immer stärker gefragt - und auf dem Markt tut sich viel.

Cocktails to go oder wie kommt das Eis in die Flasche? Mit kukki Cocktail haben die Gründer Josef Klemm und Saif Hamed eine kleine Revolution im Getränkemarkt gestartet: frische Cocktails mit Eis und puren Früchten in der Flasche.

Die allermeisten Weinflaschen landen in Altglascontainern. Mehrweg spielt bisher kaum eine Rolle in der Branche. Mit der Klima- und der Energiekrise kommt Bewegung in das Thema Wein in Mehrwegflaschen. Bier könnte da ein Vorbild sein.

Die rund 2000 Beschäftigten in mehr als ein Dutzend größeren Brauereien in NRW bekommen mehr Geld. Der Tarifabschluss sieht eine stufenweise Anhebung der Löhne um insgesamt 430 Euro pro Monat und die volle Inflationsausgleichsprämie von 3000 Euro vor.

Die allermeisten Weinflaschen landen in Altglascontainern. Mehrweg spielt bisher kaum eine Rolle in der Branche. Mit der Klima- und der Energiekrise kommt Bewegung in das Thema Wein in Mehrwegflaschen. Bier könnte da ein Vorbild sein.