Weingut Chat Sauvage: Verena Schöttle Winzerin des Jahres beim LagenCup Rot 2021

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Weingut Chat Sauvage: Verena SchöttleWinzerin des Jahres bim LagenCup Rot 2021

Beim diesjährigen LagenCup Rot 2021, mit ausschließlich roten Lagenweinen aus Deutschland, wurden rund 350 Spitzengewächse verkostet. Die 12-köpfige Jury, bestehend aus Weinjournalisten, Sommeliers und Weinhändlern widmete sich drei Tage lang den Weinen. Unter coronakonformen Bedingungen wurde die Verkostung wie immer blind durchgeführt, kontrovers diskutiert und nach der 100-Punkte-Skala bewertet - Organisiert wird der LagenCup vom Berliner Sommelier Serhat Aktas.

Mit einer solchen Leidenschaft

„Wow“ kommt einem wohl als erstes in den Sinn, wenn man diese außergewöhnliche „Winzerin des Jahres 2021“ erlebt: Verena Schöttle vom Weingut Chat Sauvage im Rheingau. Man hat den Eindruck,dassPinot Noir nicht nur ihre große Leidenschaft ist, sondern bestimmt auch durch ihre Adern fließt.

Viele Umwege

Den Grundstein für die Weinbegeisterung der gebürtigen Tübingerin haben die Großeltern gelegt. Dieses betriebene Obst – und Weinanbau. Letzterer mit einem Hektar zwar überschaubar, aber immerhin. Um sich Skiurlaube und sonstige sportliche Aktivitäten zu finanzieren, war Verena schon zur Schulzeit mit drei Nebenjobs aktiv. Damals wurde ihr schon klar, dass ein trockenes Studium nicht ihre Welt ist. Der Großvater ergriff die Chance und brachte Verena Schöttle zu ihrem ersten Lehrbetrieb in die Südpfalz - nach Schweigen. Im zweiten Lehrjahr wechselte sie zu Rainer Schnaitmann nach Fellbach. Als erster Lehrling des heute renommierten Weinguts nahm sie vor allem die Liebe zum Spätburgunder wahr. Der Grundstein war gelegt! In der Kaderschmiede Geisenheim folgte ihr Diplom für Weinbau und Önologie. Nach Erfahrungen im Weingut J.Hofstätter in Südtirol wollte sie bei ihrem Lehrbetrieb Schnaitmann eigentlich nochmals vier Wochen aushelfen, daraus wurden schließlich jedoch eineinhalb Jahre. Ihr gefiel vor allem, wie souverän - und nach Gefühl entscheidend - Schnaitmann seine Pinot Noirs ausbaute.

Der Ausbilder Rainer Schnaitmann sagt:

"Ich freue mich sehr darüber, dass Verena als Winzerin des Jahres ausgezeichnet wird! Sie war tatsächlich meine erste Azubine und das in einem sehr speziellen Jahrgang: 2000 wurden durch einen Hagelsturm fast alle meine Weinberge des Ertrags beraubt. Den Jahrgang dann mit zugekauften Trauben von überall her aus dem Remstal zu machen, war dann aber für mich genauso spannend, wie für sie. Ich bewundere ihre unglaubliche Power und wie sie ihren Weg bis zu ihrer jetzigen Wirkungsstätte gegangen ist! Sie hat einen schwäbisch-klaren Blick für das Wesentliche und ist trotz aller inzwischen gewonnenen Erfahrung begeisterungsfähig geblieben, so dass sich die Weinfreunde sicher sein können: da kommt noch mehr!"

Nachdem die passende Stelle in der Weinwelt nicht frei war, entschied sich die damals 25jährige Winzerin im Frischeparadies in Frankfurt zu arbeiten. Der tolle Betrieb ist auch weintechnisch perfekt aufgestellt – entsprechend konnte sie ihre internationalen Weinkenntnisse erweitern. Um es ganz rund zu machen arbeitete sie auch noch als Sommelière und Leiterin des Gourmetrestaurants im Hotel „Die Sonne“ in Frankenberg. Die flexible Weinfrau zog es aber doch wieder zurück ins Weingut. Bevor sie in die Weinmanufaktur Montana eintrat, arbeitete sie zweieinhalb Jahre im berühmten Weingut Robert Weil. Die umtriebige diplomierte Önologin ließ es sich nicht nehmen, noch „en passant“ ein BWL-Studium aufzusatteln. Der wichtigste Meilenstein jedoch kam, als sie 2015 zum Weingut Chat Sauvage wechselte. Eigentlich für den Außenbetrieb zuständig, merkte der Eigentümer Günter Schulz, welches Juwel ihm in die Hände gefallen war. 2019 machte er Verena Schöttle zur Miteigentümerin.

Nach wie vor hält sich Schöttle am liebsten in den Reben auf. Dort wächst die Qualität. Ihr Motto lautet: alles im Weinberg für großartige Qualitäten zu geben, sodass im Keller nicht mehr viel gemacht werden muss.

Ihre Spätburgunder zeigen Eleganz – gepaart mit ätherischen Aromen von Zitrusfrüchten. Dann spürt man die straffe Art – regelrecht zupackend. Die dunklen Beerenfrüchte und Kräutrigkeit verleihen dem Wein eine unglaubliche Vielschichtigkeit. Im Nachhall zeigen die Pinots ihre Kraft, Länge und Langlebigkeit. Die Rotweine sind ganz großes Kino – da gibt es auch international nicht viel Vergleichbares.

Ein Hingucker - Weingut Chat Sauvage

Der Name verrät eigentlich schon, dass es sich bei dem Spitzenweingut in Johannisberg eher um ein „Startup“ handelt, als um ein Traditionsweingut mit lang überschaubaren Generationen. Der Hamburger Unternehmer Günter Schulz gründete 2000 sein eigenes Weingut, um Spitzenburgunder zu erzeugen. Anfangs kaufte er Trauben zu, doch nachdem er einen Teil seines sensationellen Weinkellers in die Auktion zu Christie’s brachte, war der Grundstock für eigene Rebberge gelegt. 2010 errichtete Schulz ein hochmodernes Betriebsgebäude mit Vinothek – auch optisch ein wahrer Hingucker! Die knapp 8 Hektar bewirtschaftete Fläche verteilen sich auf 80 % Spätburgunder und 20 % Chardonnay.

Gearbeitet wird sehr traditionell – und auf Technik nach Möglichkeit verzichtet. Im Herbst ernten sie Weinberg für Weinberg von Hand. Nach einer extrem langen Maischestandzeit der Pinots (jahrgangsabhängig zwischen 4-6 Wochen in offenen Bottichen) werden alle Weine in kleinen französischen Eichenholzfässern separat ausgebaut. Je nachdem wie der Herbst verläuft, entscheidet Schöttle über Kühlung, Spontangärung und anderes.

Ausnahmejahrgang 2018

Der Jahrgang war nicht nur von der Sonne und guter Witterung geprägt, er sorgte auch für die früheste Weinlese jemals. Bis dahin unvorstellbar, wurden die Pinot Trauben schon in den letzten Augusttagen gelesen. Noch außergewöhnlicher allerdings war, dass die Topweingüter die „großen“ Qualitäten zuerst gelesen haben. Heutzutage sind die Toplagen im Ertrag so ausgedünnt, dass die Trauben schon früh zu ihrer idealen Reife gelangen. Im Weingut Chat Sauvage arbeiten sie Jahr für Jahr mit extrem kleinen Erntemengen…

Verena Schöttle schwärmt immer noch von den 2018er Bilderbuchtrauben! Keinerlei Fäulnis – nur extrem gesunde Trauben. Schnell war die Entscheidung gefasst, alle Spätburgundertrauben spontan zu vergären. Seit 2020 werden auch die Chardonnays spontan vergoren.

Konsequenz

Die Frage, ob es leicht falle, mitten im Rheingau nur Burgunderweine auszubauen, bejaht Verena Schöttle mit Nachdruck. Sie ist überzeugt davon, dass jede Rebsorte ihre ganz eigenen individuellen Bedürfnisse und Ansprüche an den Winzer stellt. „Für Rieslinge muss man im Keller immer sehr präzise arbeiten“, betont sie. „Spätburgunder dagegen legen vor allem Wert auf geduldige Gelassenheit.“ Das mag die „Winzerin des Jahres“. Aber nach Feierabend trinkt auch sie sehr gern einen guten Riesling von den Winzerkollegen!


 

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