CSU will Dorfwirtschaften bundesweit mit Steuergeldern retten

| Politik Politik

Das Wirtshaus auf dem Land ist der CSU im Bundestag einiges Wert. Wie „Bild“ berichtet, will die Partei, offenbar auch mithilfe von Steuergeldern, notleidende Dorfgaststätten erhalten. Hierzu sollen bundesweit, so ein Strategiepapier der christ-sozialen Berliner Abgeordneten, zinsfreie Darlehen und Zuschüsse sorgen.

In einem Papier unter dem Titel „Gesamtstrategie Wohnen“ stehe laut Bericht der Bild-Zeitung, dass neben dem Dorfladen auch das Wirtshaus „als Ort der Begegnung erhalten bleiben“ müsse. „Bild“ zitiert weiter aus dem Papier, das im Vorfeld der Tagung der CSU-Landesgruppe im Bundestag im oberbayerischen Seeon bekannt wurde: „Wir wollen dazu ein bundesweites Förderprogramm auflegen, das durch zinsfreie Darlehen und Zuschüsse für den Erhalt der Wirtshäuser auf dem Land sorgt“.

Seit 2006 hat Bayern mindestens ein Viertel seiner Kneipen und Wirtshäuser verloren, hat das Statistische Bundesamt ausgerechnet. In rund 500 Gemeinden gibt es niemanden mehr, der ausschenkt, berichtet die Süddeutsche.

Schlechte Zahlen auch aus allen anderen Bundesländern: So hat innerhalb von zehn Jahren in Thüringen und Sachsen-Anhalt jeder fünfte Gastronomiebetrieb dicht gemacht. Damit halten die beiden mitteldeutschen Länder den Negativrekord. Minus 10 Prozent ist der Bundesschnitt, der von dem Wachstum in den Metropolen nur leicht abgefedert wird.

Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder im Frühjahr 2018 den Wirten im Freistaat erst 30 Millionen Euro, um die dortige Wirtshauskultur zu retten (Tageskarte berichtete). Darauf auch ein entsprechendes Pilotprojekt, das der bayerische Branchenverband DEHOGA zusammen mit der Staatsregierung vorantreibt. Die Kampagne „Zukunft für das bayerische Gastgewerbe“ soll schwächelnden Dorfgaststätten unter die Arme greifen. Das Pilotprojekt will eine wirksame Maßnahme gegen weitere allerletzte Runden auf dem Land. Zudem werden auch Ideen für Gaststätten mit Zukunft angeboten.  

Erreichen will der Verband das ehrgeizige Ziel mit einer Bündelung aller Informations-, Beratungs- und Förderangebote. Diese sollen nun besser aufbereitet und verbraucherorientiert präsentiert werden. Regionale Beratertage, eine kostenlose Potenzial- und Schwachstellenanalyse, die sogenannte „Blitzlichtberatung“, der Aufbau und die Pflege einer fachspezifischen Beraterdatenbank und ein „Fachkräfte-Navigator“ sollen laut Mittelbayerischer Zeitung ebenfalls hinzukommen. 


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Der Koordinator der Bundesregierung für Tourismus und maritime Wirtschaft, Christoph Ploß (CDU), hat einen Fünf-Punkte-Plan zur Entlastung und Stärkung der deutschen Tourismusbranche erarbeitet.

Das Bundeskabinett hat den Etatentwurf für den Bundeshaushalt 2026 und die Finanzplanung bis 2029 verabschiedet. Zahlreiche, wenn auch nicht alle im Koalitionsvertrag verabredeten Maßnahmen, wurden darin berücksichtigt. So auch die Senkung der Mehrwertsteuer auf Speisen in der Gastronomie.

Im Koalitionsvertrag von Union und SPD heißt es, die Arbeitswelt sei im Wandel. Beschäftigte und Unternehmen wünschten sich mehr Flexibilität. Der Gewerkschaftsvorsitzende Michael Vassiliadis lehnt eine Reform des Arbeitszeitgesetzes jedoch ab und kündigt mögliche rechtliche Schritte an.

Finanzminister Lars Klingbeil hat klargestellt, dass der Bund keine finanziellen Spielräume sieht, um die Länder für mögliche Steuerausfälle im Zusammenhang mit der geplanten Erhöhung der Pendlerpauschale und der Mehrwertsteuersenkung in der Gastronomie zu entlasten. Gleichzeitig formulierte er eine klare Erwartung an die Gastronomiebranche.

Soll es eine Reform des Arbeitszeitgesetzes geben? Die Koalition hat das angekündigt. Die Gewerkschaften lehnen es ab, die Arbeitgeber pochen darauf.

Die Bundesregierung will die Schwarzarbeitsbekämpfung modernisieren und stärker digitalisieren. Der DEHOGA sieht zwar Chancen auf weniger belastende Prüfungen, warnt jedoch vor zusätzlicher Bürokratie und fordert Reformen bei Steuern und Sozialabgaben.

Das Bundesarbeits- und das Bundeswirtschaftsministerium haben einen gemeinsamen Referentenentwurf für ein Bundestariftreuegesetz (BTTG) vorgelegt. Der Entwurf soll bereits am 6. August 2025 im Bundeskabinett beraten werden. Der DEHOGA kritisiert den Entwurf als bürokratisch und überregulierend.

Der Tourismuskoordinator der Bundesregierung Christoph Ploß unterstützt das derzeit wichtigste Branchenanliegen, die Reduzierung der Mehrwertsteuer auf sieben Prozent auf Speisen in der Gastronomie. Dies betonte der CDU-Politiker gegenüber mehreren Medien im Laufe der letzten Tage.

Die Koalitionsparteien haben sich auf eine bundesweit einheitliche Regelung für Trinkgelder geeinigt. Danach bleiben Trinkgelder grundsätzlich steuerfrei. Es wird jedoch eine pauschale Abgabe eingeführt, die niedriger ausfallen soll als ursprünglich diskutiert. Die Reform erfährt breite Zustimmung.

Ob HACCP-Konzepte, Temperaturdokumentation im Kühlraum oder arbeitsmedizinische Vorsorgekarten – das Gastgewerbe ist mit einem Wust an Dokumentationspflichten konfrontiert. Ein Praxischeck des Bundeswirtschaftsministeriums und der Bayerischen Staatsregierung zeigt, wo Entlastung möglich ist – und wie Bürokratieabbau im Alltag tatsächlich funktionieren kann.