Dirk Iserlohe: „Das trojanische Pferd der Insolvenzverschleppung“

| Politik Politik

Dorint-Aufsichtsrat Chef Dirk Iserlohe hat die Bundesregierung darauf hingewiesen, dass bei weiterer Aussetzung der Insolvenzantragspflicht viele Unternehmen durch den Bugwelleneffekt von der Insolvenzverschleppung nach Auslauf am 31. März 2021 bedroht sind. Iserlohe bezieht sich auf einen Artikel in der BILD, in dem die Bundesjustizministerin mit Plänen zitiert wird, die Insolvenzantragspflicht wegen Überschuldung bis zum 31. März 2021 auszusetzen.

Seiner Meinung nach werde das zum „Trojanischen Pferd“ der unweigerlichen Insolvenz und strafrechtlich relevanten Insolvenzverschleppung. Daher fordert der Kölner Unternehmer die „generelle Aufhebung des Überschuldungstatbestandes als Insolvenzgrund, was aus europäischer Sicht längst überfällig ist“.

Iserlohe weist weiter darauf hin, dass bei vielen deutschen Unternehmen, nicht nur in der Hotellerie und Gastronomie, die absoluten Verluste im Jahre 2020 um ein Vielfaches über dem vorhandenen Eigenkapital einstellen werden. Die Bundesministerin Lamprecht könne welche Studien auch immer heranziehen, keine davon würde eine kürzere Amortisationszeit der Verluste als mindestens vier Jahre prognostizieren, so Iserlohe.

Der Hotelier ist allerdings davon überzeugt, dass die meisten Branchen mindestens eine Dekade für ihre Konsolidierung benötigen werden. „Das passt in keinem Fall zu dem vom IDW vorgegebenen Prognosezeitraum von zwei Jahren, in denen sie eine positive Fortführungsprognose aufzeigen müssen“, zweifelt Iserlohe. „Diese ende ohnehin schon in 2022“.

Seine Empfehlung an die Bundesjustizministerin Lamprecht ist: „Um im Rahmen der anstehenden EU-Hilfsfonds eine europäische Harmonisierung zu bewirken, sollte die Aufhebung des Insolvenztatbestandes der Überschuldung aus dem deutschen Recht erfolgen. Das bedeutet das Entfernen der Klausel „Überschuldung“ aus allen relevanten Gesetzen.

Iserlohe fragt sich zudem, wie die Bundesregierung den deutschen Unternehmern demnächst erklären wolle, dass ihre Firmen bei einer Überschuldung in Anbetracht der Corona-Krise Insolvenz anmelden müssen, wenngleich die europäischen Nachbarn in Kürze finanzielle Hilfe aus dem 750 Mrd. Euro-Hilfs-Fonds erwarten dürfen. Wobei die meisten dieser Länder zudem den Überschuldungstatbestand als Insolvenzgrund in deren Gesetzen nicht mal verankert hätten.


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Mehr als 80 Prozent der Menschen in Deutschland sind für ein kostenloses Mittagessen in Schulen und Kitas. Hintergrund der Umfrage war die Empfehlung eines Bürgerrats des Bundestags zur Ernährung.

Das Ifo-Institut plädiert für die Kopplung des Rentenalters an die Lebenserwartung. Die Niederlande, Schweden und Finnland hätten das bereits beschlossen. Das Verhältnis von Rentnern zu Erwerbstätigen bleibe damit stabil, so die Wirtschaftsforscher.

Mit einer langen Kolonne von Traktoren haben Tausende Landwirte in Berlin ihrem Ärger über die Ampel-Koalition Luft gemacht. Bei einer Protestkundgebung am Brandenburger Tor sprach auch DEHOGA-Präsident Guido Zöllick und verlangte die Rückkehr zu sieben Prozent Mehrwertsteuer in der Gastronomie.

Es ist der erste Bürgerrat dieser Art und das Thema ist hochaktuell: Ernährung. Kostenfreies Mittagessen für alle Kinder steht dabei an erster Stelle der Empfehlungen, die nun im Bundestag vorgestellt wurden.

Das Justizministerium hat einen Referentenentwurf für ein Bürokratieentlastungsgesetz vorgelegt. Darin enthalten ist auch die Hotelmeldepflicht, die abgeschafft werden soll – allerdings nur für deutsche Staatsangehörige. Auch die Aufbewahrungsfristen für Buchungsbelege sollen verkürzt werden.

Die Erhöhung der Mehrwertsteuer von 7 auf 19 Prozent für Speisen in der Gastronomie bei gleichzeitig massiv steigenden Kosten stellt die Unternehmer vor größte Herausforderungen. Das geht aus einer Umfrage des Dehoga hervor.

Obwohl Finanzminister Lindner noch im letzten Jahr mehrfach seine Sympathie für eine dauerhafte Verlängerung der reduzierten Mehrwertsteuer in der Gastronomie kundgetan hatte, will der Politiker heute von einer Senkung nichts mehr wissen. In der ARD-Sendung Maischberger schloss Lindner die Rückkehr zur Sieben-Prozent-Mehrwertsteuer jetzt deutlich aus.

Auch am Donnerstag haben Landwirte ihre Proteste gegen die Sparmaßnahmen der Bundesregierung in vielen Regionen fortgesetzt. Unterstützung kommt auch vom Deutschen Hotel- und Gaststättenverband. 

Pandemie, Kundenzurückhaltung, Personalmangel und Mehrwertsteuererhöhung: Die Gastrobranche steht nach Krisen in der Vergangenheit vor neuen Herausforderungen. Eine saarländische Kampagne soll für positive Stimmung sorgen.

Nach dem sogenannten Weihnachtsfrieden nimmt der Tarifstreit bei der Deutschen Bahn Fahrt auf: Von Mittwoch bis Freitag will die Lokführergewerkschaft GDL im Personenverkehr streiken.