Hessen: Finanzminister will bei Wirtschaftshilfen nachbessern

| Politik Politik

Hessens Finanzminister Michael Boddenberg (CDU) hat bei den Hilfen für die Wirtschaft in der Corona-Krise mögliche Nachbesserungen für besonders betroffene Branchen in Aussicht gestellt. «Angesichts des Ausmaßes der Corona-Krise werden wir wohl nie sagen können, dass wir jetzt an alles gedacht und es abschließend geregelt haben», sagte er in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur in Wiesbaden. «Wir haben an viel gedacht und viel geholfen, aber wir müssen tagtäglich weitermachen. Wenn es neue oder mehr Bedarfe gibt, schauen wir uns das gründlich an.»

Große Sorgenkinder seien etwa die Gastronomie, die Hotellerie, der Tourismus, die Veranstaltungsunternehmen oder die Messebauer und die Luftverkehrswirtschaft, sagte der Minister. «Also alle, die bereits jetzt viele Aufträge und Umsätze verloren haben, und diese auch nach Lockerung der Corona-Maßnahmen nicht mehr nachträglich reinbekommen.» Diese Branchen habe er besonders im Blick.

Die Landesregierung schaue regelmäßig, wie die Hilfen und damit auch die Förderprogramme wirkten. «Wir machen das bei manchen Programmen sogar tagtäglich», sagte Boddenberg. Dazu zählten insbesondere die Soforthilfen, Mikrokredite oder Bürgschaften. «In Summe müssen wir bei manchen Dingen schlichtweg darüber reden: reicht das denn?» Es sei bereits absehbar, dass die Auswirkungen der Krise in manchen Branchen deutlich länger als drei oder vier Monaten dauerten.

Die Größenordnung des angekündigten zweiten Nachtragshaushaltes wollte Boddenberg noch nicht beziffern. Hier sei unter anderem die Steuerschätzung Mitte Mai maßgeblich. Erst dann wisse man mehr darüber, welche Beträge bei den Einnahmen wegbrechen. «Sehr vieles ist abhängig davon, wie sich die Wirtschaft in kleinen Schritten analog zu den Lockerungen wieder in Richtung Normalität bewegen wird und welche Folgen diese Lockerungen auf das Infektionsgeschehen haben», sagte der Minister.

Nach den ersten Öffnungen kleinerer Läden sei der Verkauf nicht gleich mit 100 Prozent angelaufen - «das kann man in dieser Ausnahmesituation vorher nicht zuverlässig kalkulieren, wie die Menschen auf weitere Lockerungen reagieren».

Man müsse auch unterscheiden, um welchen Konsum es gehe, gab Boddenberg zu Bedenken. «Ich nehme immer das Beispiel vom Herrn oder der Dame, die einen neuen Anzug oder ein neues Kleid kaufen. Dieser Einkauf wurde vielleicht nur verschoben», sagte er. Ein Abendessen, das nicht stattgefunden hat, könne natürlich nicht nachgeholt werden.

Von den Soforthilfen für die Wirtschaft wurden nach Angaben des Finanzministeriums inzwischen rund 800 Millionen ausgezahlt. Es gebe bislang etwa 120 000 Anträge, von denen mehr als 70 Prozent positiv beschieden worden seien.

(dpa)


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Mehr als 80 Prozent der Menschen in Deutschland sind für ein kostenloses Mittagessen in Schulen und Kitas. Hintergrund der Umfrage war die Empfehlung eines Bürgerrats des Bundestags zur Ernährung.

Das Ifo-Institut plädiert für die Kopplung des Rentenalters an die Lebenserwartung. Die Niederlande, Schweden und Finnland hätten das bereits beschlossen. Das Verhältnis von Rentnern zu Erwerbstätigen bleibe damit stabil, so die Wirtschaftsforscher.

Mit einer langen Kolonne von Traktoren haben Tausende Landwirte in Berlin ihrem Ärger über die Ampel-Koalition Luft gemacht. Bei einer Protestkundgebung am Brandenburger Tor sprach auch DEHOGA-Präsident Guido Zöllick und verlangte die Rückkehr zu sieben Prozent Mehrwertsteuer in der Gastronomie.

Es ist der erste Bürgerrat dieser Art und das Thema ist hochaktuell: Ernährung. Kostenfreies Mittagessen für alle Kinder steht dabei an erster Stelle der Empfehlungen, die nun im Bundestag vorgestellt wurden.

Das Justizministerium hat einen Referentenentwurf für ein Bürokratieentlastungsgesetz vorgelegt. Darin enthalten ist auch die Hotelmeldepflicht, die abgeschafft werden soll – allerdings nur für deutsche Staatsangehörige. Auch die Aufbewahrungsfristen für Buchungsbelege sollen verkürzt werden.

Die Erhöhung der Mehrwertsteuer von 7 auf 19 Prozent für Speisen in der Gastronomie bei gleichzeitig massiv steigenden Kosten stellt die Unternehmer vor größte Herausforderungen. Das geht aus einer Umfrage des Dehoga hervor.

Obwohl Finanzminister Lindner noch im letzten Jahr mehrfach seine Sympathie für eine dauerhafte Verlängerung der reduzierten Mehrwertsteuer in der Gastronomie kundgetan hatte, will der Politiker heute von einer Senkung nichts mehr wissen. In der ARD-Sendung Maischberger schloss Lindner die Rückkehr zur Sieben-Prozent-Mehrwertsteuer jetzt deutlich aus.

Auch am Donnerstag haben Landwirte ihre Proteste gegen die Sparmaßnahmen der Bundesregierung in vielen Regionen fortgesetzt. Unterstützung kommt auch vom Deutschen Hotel- und Gaststättenverband. 

Pandemie, Kundenzurückhaltung, Personalmangel und Mehrwertsteuererhöhung: Die Gastrobranche steht nach Krisen in der Vergangenheit vor neuen Herausforderungen. Eine saarländische Kampagne soll für positive Stimmung sorgen.

Nach dem sogenannten Weihnachtsfrieden nimmt der Tarifstreit bei der Deutschen Bahn Fahrt auf: Von Mittwoch bis Freitag will die Lokführergewerkschaft GDL im Personenverkehr streiken.