Wegen deutlich gesunkener Corona-Infektionszahlen hat der Freistaat Bayern umfassende Lockerungen bei den Maßnahmen im Kampf gegen die Pandemie beschlossen. Der Katastrophenfall werde von Montag an aufgehoben, Innengastronomie sei wieder möglich, die Kontaktbeschränkungen für private Treffen und auch Feiern werden deutlich entschärft, kündigte Ministerpräsident Markus Söder am Freitag nach einer Kabinettssitzung an.
Bei einer Sieben-Tage-Inzidenz zwischen 50 und 100 sind unter freiem Himmel künftig bis 50, in geschlossenen Räumen bis 25 Personen erlaubt. Bei einer Inzidenz unter 50 dürfen draußen sogar bis 100, drinnen bis 50 Personen zusammenkommen - zuzüglich Geimpfte und von einer Corona-Infektion Genesene. Somit können etwa Hochzeitsfeiern und Geburtstage wieder geplant werden. Bei einer Inzidenz zwischen 50 und 100 brauchen nicht Geimpfte oder Genesene allerdings einen negativen Test.
Ungeplant dürfen sich unter einer Sieben-Tage-Inzidenz von 50 wieder zehn Menschen treffen, unabhängig davon, aus wie vielen Haushalten sie kommen, wie Söder weiter ankündigte. Bei einer Inzidenz zwischen 50 und 100 dürfen es ebenfalls zehn Menschen sein, allerdings aus maximal drei Haushalten. Bisher durften sich maximal fünf Menschen aus drei Haushalten treffen.
Die Schulen werden von Montag an wieder flächendeckend Präsenzunterricht anbieten, dort wo die Sieben-Tage-Inzidenz unter 50 liegt. Bei Gebieten mit einer Inzidenz zwischen 50 und 100 soll dies von 21. Juni an gelten. Gleiches gilt für Kindertagesstätten. Auch an den Hochschulen soll es wieder Präsenzveranstaltungen wie Vorlesungen geben.
Der Handel wird bei einer Sieben-Tage-Inzidenz von unter 100 flächendeckend geöffnet, allerdings mit Hygienekonzepten und Beschränkungen bei der Zahl der Kunden. Auch auf Märkten dürfen wieder alle Waren und nicht nur wie bisher Lebensmittel verkauft werden. Auch Freizeitparks und andere Freizeiteinrichtungen dürfen wieder für Besucher öffnen.
DEHOGA: "Extrem wichtiger Schritt"
„Das war ein extrem wichtiger Schritt für das Gastgewerbe“, so DEHOGA Bayern-Präsidentin Angela Inselkammer, „Gastgeber, Mitarbeiter und Gäste erhalten mit diesem Öffnungsschritt endlich die dringend benötigte Planungssicherheit, um auch endlich wetterunabhängig in die Sommersaison in Bayern zu starten.“ Inselkammer betont: „Die Sicherheit unserer Mitarbeiter und Gäste stand immer an oberster Stelle, wir wollten nie Öffnungen um jeden Preis. Doch ich bin überzeugt, dass diese Öffnungen verantwortbar sind, ja sogar helfen können, die Pandemie durch das Schaffen sicherer Orte mit Schutz- und Hygieneauflagen bekämpfen zu können.“
Die Anhebung der Sperrstunde, die angepassten Kontaktbeschränkungen und die Zulassung von Veranstaltungen sind wichtige Schritte und eröffnen weitere Möglichkeiten. „Wir sind erleichtert, dass an vielen Stellschrauben nach so langer Zeit in die richtige Richtung gedreht wurde“, so Präsidentin Inselkammer.
DEHOGA Bayern-Landesgeschäftsführer Dr. Thomas Geppert mahnt an, jetzt nicht locker zu lassen, sondern auf die Erkenntnisse aus dem vergangenen Jahr und der Forschung zu vertrauen. „Auch unter der Maßgabe „Umsicht und Vorsicht“ wäre zumindest für Geimpfte, Genesene und Getestete für alle jetzt immer noch geschlossenen Bereiche ein sicherer verantwortbarer Betrieb möglich, das zeigen auch Beispiele aus anderen Ländern. Eine Unterscheidung zwischen speisegeprägter Gastronomie und Schankwirtschaften ist nicht notwendig, da hier die Schutz- und Hygienekonzepte gleichermaßen einen sicheren Betrieb ermöglichen. Nach über einem Jahr Dauerschließung ist es zudem an der Zeit, endlich wieder musikveranstaltende Betriebe zu öffnen. Auch hier könnten durch die Kombination von Testungen, Schutz- und Hygienekonzepten sowie Gästeregistrierung sichere Orte geschaffen werden, die ungeschützte Kontakte andernorts verhindern. Die Erfahrungen zeigen doch: Die Menschen treffen sich zum Feiern. Die Frage ist doch nur, will ich das irgendwo in einem ungeschützten Raum ohne jegliche Auflage und Nachverfolgbarkeit oder biete ich sichere Bereiche. Die Öffnung an dieser Stelle würde sofort für mehr Sicherheit sorgen und zudem die Akzeptanz anderer Maßnahmen erhöhen.“
Inselkammer betont zudem: „Wir haben bewiesen, dass wir wirksame Schutz- und Hygienekonzepte erfolgreich umsetzen. Das Gastgewerbe war nachweislich nie ein Pandemietreiber. Gastgewerbliche Betriebe waren und sind Teil der Lösung und nicht des Problems. Durch jüngste Investitionen z. B. in modernste Lüftungstechniken, digitale Kontakterfassung und Zutrittssteuerung als auch durch das Angebot von Schnelltests wurde die Sicherheit sogar zusätzlich erhöht. Die Erfahrungen haben gezeigt, dass unsere Betriebe sicher sind. Es hat nie ein signifikantes Infektionsgeschehen im Gastgewerbe gegeben.“
(Mit Material der dpa)