Lonely Planet: Bundesregierung muss Reiseführer bewerten

| Politik Politik

Die Tatsache, dass Deutschland nicht unter den Top 10 der "Lonely Planets Best in Travel 2020"-Reiseländer ist, hat die FDP-Fraktion im Bundestag dazu bewogen, eine kleine Kleine Anfrage (19/15257) an die Regierung zu stellen. Die Liberalen wollten wissen, wie es um das deutsche Tourismusmarketing bestellt sei.

Aus der Antwort der Bundesregierung (19/15689) geht hervor, das Reiseführer nur  einen geringen Einfluss auf die Urlaubsplanung. Sieben Prozent der Europäer nutzten sie, bei US-Touristen seien es acht Prozent und bei chinesischen Reisenden elf Prozent. Wichtiger seien Informationen aus dem Internet, Empfehlungen von Freunden und der Familie, sowie die Beratung im Reisebüro. Zudem betont die Bundesregierung, dass in den letzten Jahren mehrfach deutsche Reiseziele in Top 10-Listen aufgeführt waren.

Zudem werbe auch die Deutschen Zentrale für Tourismus (DZT) für das Reiseland Deutschland. Ziel sei ein "Qualitätstourismus, der das Deutschlandbild im Ausland positiv prägt". Hierfür stünden 2020 26 Millionen Euro zur Verfügung.

Die FDP hatte gefragt: „Deutschlands Beliebtheit als Destination ist ein zentraler Faktor für seinen Erfolg im Incoming-Tourismus. Seine Vermarktung übernimmt die Deutsche Zentrale für Tourismus e. V. im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie. Auch wenn diese viel Arbeit in die positive Darstellung Deutschlands im Ausland investiert und die Wachstumszahlen sehr positiv sind, so hat es die Bundesrepublik Deutschland trotzdem nicht in das Ranking „Lonely Planet Best in Travel 2020“ geschafft (www.lonelyplanet.de/best-in-travel/top-laender-2020.html). Fraglich ist, welche Gründe zu dieser Einschätzung geführt haben und wie die Bundesregierung die Vermarktung des Reiselandes Deutschland weiter ausbauen sowie die Attraktivität als Destination für Reisende aus dem Ausland noch weiter verbessern möchte, um die weltweite Wahrnehmung als Reiseland noch weiter zu erhöhen.“

 

Die Bundesregierung antwortet: „Die jährliche Auswahl der von Lonely Planet empfohlenen Reiseziele (Länder, Regionen, Städte) erfolgt nicht auf Basis objektiv nachprüfbarer Faktoren wie bei anderen Studien, wie z. B. dem Anholt Nation Brands Index oder dem Travel Tourism Competitiveness Report des World Economic Forum. Vielmehr ist dieses Ranking das Ergebnis einer Befragung der Herausgeberinnen und Herausgeber, Autorinnen und Autoren, Redakteurinnen und Redakteuren sowie Social-Media-Influencerinnen und Social-Media-Influencern von Lonely Planet. Zum generellen Einfluss von Reiseführern liegen dem BMWi folgende Informationen der DZT vor: Reiseführer, wie die von Lonely Planet, stehen bei der Reiseplanung mit einem Anteil von 7 Prozent nur auf Rang 4 bei den Deutschlandreisen der Europäer (sie stellen 87 Prozent aller weltweiten Reisen nach Deutschland). Platz 1 hält das Internet mit einem Anteil von 77 Prozent, gefolgt von den Informationen durch Freundinnen un d Freunde, Verwandte und Bekannte mit 23 Prozent (Rang 2) und dem Reisebüro (Rang 3) mit 16 Prozent. Im wichtigsten Überseemarkt für das Deutschland-Incoming, den USA, nutzen lediglich 8 Prozent der Deutschlandbesucher Reiseführer als Informationsquelle, in China werden Reiseführer bei 11 Prozent der Deutschlandreisen genutzt (Quelle: DZT/World Travel Monitor 2019). In den letzten Jahren wurden deutsche Reiseziele mehrfach in den Top 10 gelistet: 2016 stand Bayern als Reiseregion auf Platz 8 mit dem Hinweis auf 500 Jahre Reinheitsgebot, 2018 war Hamburg Platz 4 in der Rubrik Städte mit der Neuen Elbphilharmonie, 2019 war Deutschland als Reiseland auf Platz 2 gesetzt – mit dem Hinweis auf das 100. Jubiläum der Bauhausgründung und dem 30. Jahrestag des Mauerfalls. 2020 steht Bonn mit dem Hinweis auf das Beethoven-Jubiläum auf Platz 5 unter den Städtezielen. Es ist also festzustellen, dass die Themenwahl der DZT für Kampagnen mit den kommenden Trends der internationalen Reise-Community korreliert. Die Einflusskraft einer Platzierung im Lonely-Planet-Ranking auf das Deutschland-Incoming muss allerdings relativ gesehen werden, ein direkter Einfluss auf die Zahl der Reisenden ist nicht nachweisbar.

Die Bundesregierung hat in den Eckpunkten für eine nationale Tourismusstrategie unter anderem das strategische Ziel „Wir streben einen Qualitätstourismus an, der […] das Deutschlandbild im Ausland positiv prägt“ definiert und beschlossen. Die Frage, welche Maßnahmen nach Auffassung der Bundesregierung ergriffen werden müssen, um dieses sowie die weiteren Ziele der nationalen Tourismusstrategie zu erreichen, wird im Rahmen eines breit angelegten Drucksache 19/15689 – 2 – Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode Vorabfassung - wird durch die lektorierte Version ersetzt. Dialogprozesses zwischen Wirtschaft und Politik, Bund und Ländern sowie der Tourismuswirtschaft erörtert werden. Dieser Prozess soll in den kommenden Monaten starten und wird vom BMWi öffentlich kommuniziert werden.“

Zurück

Vielleicht auch interessant

Die Bundesregierung richtet ihre Tourismuspolitik neu aus. Eine neue Nationale Tourismusstrategie (NTS) soll künftig die „Wettbewerbsfähigkeit der Tourismuswirtschaft“ in den Mittelpunkt stellen.

Die Europäische Kommission hat einen Verhaltenskodex für Online-Bewertungen​​​​​​​ im Tourismussektor veröffentlicht. Zahlreiche Forderungen der Hotellerie wurden in die Leitlinien aufgenommen, dennoch sieht die Österreichische Hotelvereinigung weiteren Handlungsbedarf, insbesondere was die rechtliche Verbindlichkeit betrifft.

Die Bundesregierung hat bei einer Kabinettssitzung die Senkung der Gastro-Mehrwertsteuer auf den Weg gebracht. Die Ministerinnen und Minister beschlossen einen Gesetzentwurf von Finanzminister Lars Klingbeil. Damit soll die Umsatzsteuer für Speisen in der Gastronomie dauerhaft von derzeit 19 auf 7 Prozent reduziert werden. 

Das Bundesministerium der Finanzen hat einen entscheidenden Schritt zur Entlastung der Gastronomie gemacht. Ein kürzlich veröffentlichter Referentenentwurf für ein Steueränderungsgesetz 2025 sieht vor, die Mehrwertsteuer für Speisen in Restaurants dauerhaft auf sieben Prozent zu senken. Die geplante Neuregelung soll am 1. Januar 2026 in Kraft treten.

Der Koordinator für die maritime Wirtschaft und Tourismus, Dr. Christoph Ploß, startet heute seine Tourismus-Sommertour. Vom 1. bis zum 3. September 2025 besucht er wichtige Tourismusstandorte im Westen und Süden der Bundesrepublik.

Anja Karliczek, die Vorsitzende des Tourismus-Ausschusses im Bundestag, bekräftigt die geplante Absenkung der Mehrwertsteuer auf Speisen in der Gastronomie. In einem Beitrag auf LinkedIn kündigte sie an, dass der ermäßigte Steuersatz von sieben Prozent "im Herbst der Reformen" umgesetzt werden soll.

Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten warnt eindringlich vor den Plänen der Bundesregierung, den 8-Stunden-Tag abzuschaffen. Schon jetzt würden Beschäftigte rund 1,2 Milliarden Überstunden leisten – davon 638 Millionen unbezahlt. Besonders betroffen sei das Gastgewerbe.

Die Bundesregierung will, nach Angaben ihres Sucht- und Drogenbeauftragten, das sogenannte begleitete Trinken von Jugendlichen ab 14 Jahren abschaffen. Bereits im Juni hatten die Gesundheitsminister der Länder auf ein Verbot der Praxis gedrängt.

Die US-Regierung erwägt Sanktionen gegen Vertreterinnen und Vertreter der Europäischen Union sowie einzelner Mitgliedstaaten, die für die Umsetzung des Digital Services Act (DSA) zuständig sind. Das berichtete die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf mehrere mit den internen Beratungen vertraute Personen.

Mit ungewöhnlich scharfen Worten hat sich die sich er Geschäftsführer der Benessere-Hotels aus Felsberg in einem offenen Brief an den hessischen Wirtschaftsminister Kaweh Mansoori gewandt. Selbst nicht von Rückforderungen, sieht Günther Klasen die Existenz vieler kleiner Betriebe bedroht. Die Rückforderungen seien für viele der letzte Stoß in den Abgrund.