Österreichs Hotels schicken offenen Brief an Bundesregierung

| Politik Politik

Österreichs Hotels seien sicher und könnten mit strengsten Sicherheitsmaßnahmen wie 2G, Tests und Kontaktverfolgung die Weitergabe des Virus eindämmen, so die Hoteliervereinigung in einem offenen Brief (PDF) an die Regierung. Hier der Brief im Wortlaut: 

Sehr geehrter Herr Bundeskanzler Schallenberg!
Sehr geehrter Herr Vizekanzler Kogler!
Sehr geehrter Herr Bundesminister Mückstein!
Sehr geehrte Frau Bundesministerin Köstinger!
Sehr geehrte Abgeordnete zum Nationalrat!

Es ging durch alle Medien: Der renommierte Mozartkugel-Hersteller Salzburg Schokolade ist insolvent. 140 Beschäftigte ihrer Perspektive beraubt. Trotz Tausender Vertriebspartner im geöffneten Lebensmittelhandel samt click & collect sowie Online-Vertrieb. Was fehlte? Die Gäste der Hotels im Lockdown. Die Folgen: ein Insolvenzantrag, ein Schock für Belegschaft und Standort, für Zulieferer und deren Beschäftigte. Ein Schock, der sich tausendfach zu wiederholen droht, der sich nicht wiederholen darf, wenn wir ihn verhindern können. Und wir können.

In Österreichs Hotels ist die Lage schlimmer: Weder click & collect, noch Online-Vertrieb. Mit Ablauf des 20-tägigen Lockdowns werden sie seit 16. März des Vorjahrs 9 ½ Monate geschlossen gewesen sein. Ein-Saison-Hotels hatten damit seit 16. März 2020 keinen Tag geöffnet. Entschädigungszahlungen kommen spät, die Beantragung ist kostspielig, ersetzt nur einen Teil der Kosten und Verluste. Gäste und Mitarbeiter:innen verlieren das Vertrauen in Österreich.

Gesundheit geht vor. Niemand will Aufsperren um jeden Preis. Im Gegenteil: Die Branche hat enorm in Sicherheitsmaßnahmen investiert. Das zeigt sich in den Infektionszahlen laut AGES: 1 bis 2% in Hotels und Gastronomie gemeinsam! Der Anteil der Hotels: ein Zehntel. Hotels sind sicher.

Die Schweiz hat uns vergangenen Winter vor Augen geführt, aktuell zeigen es Südtirol und wieder die Schweiz: Ihre Hotels sind sicher. Gäste weichen dorthin aus, konsumieren dort, sichern Arbeitsplätze, zahlen Steuern und Abgaben.

Österreichs Hotels sind genauso sicher. Können mit strengsten Sicherheitsmaßnahmen, Tests, perfektem Contact Tracing dank 100%iger Gästedatenerfassung, könnten durch das Verlagern von Weihnachtsfeiern aus einer ungesicherten Umgebung in den kontrollierten Bereich die Weitergabe des Virus weiter eindämmen. Womit das Offenhalten der Schulen argumentiert wird.

Beschäftigte würden im Betrieb regelmäßig getestet zwecks Früherkennung: wie Schüler:innen an den Schulen. Ein hochentwickeltes Maßnahmenpaket erhöht die Sicherheit zusätzlich.

Im Sog der Hotellerie: Tausende Unternehmen in ganz Österreich – Unternehmen wie Salzburg  Schokolade. Größere und kleinere, Lieferanten, Handwerker und Agenturen, Gastronomie, Handels-, Gewerbe und Transportunternehmen mit in Summe vielen Zehntausend Beschäftigten. Verhindern wir solche Schicksalsschläge in Hotels und anderen Branchen, in all den vor- und nachgelagerten Betrieben, die unsere Aufträge und die Ausgaben unserer Gäste dringend benötigen. Damit sie ihre Beschäftigten bezahlen können.

Wir verhindern Infektionen, verhindern Sie Insolvenzen wie die eingangs erwähnte: Schluss mit Shutdowns in Serie für Branchen mit minimalen Inzidenzen! Wir sichern unsere Teams und Gäste gegen Infektionen, sichern Sie Österreich gegen unbegründete Branchenschließungen! Geben Sie Unternehmen, geben Sie Beschäftigten und deren Familien, geben Sie ganzen Regionen Sicherheit und eine Perspektive zurück.

Die Hotellerie war von Beginn an Ihr Partner im Kampf gegen die gemeinsamen Gegner COVID-19 und Krise. Wir haben in schwierigen Situationen alles gegeben und wir wollen weiter Ihr Verbündeter sein, mit unseren Tests und Sicherheitsstandards gut gewappnet gegen Corona, mit Gehältern und Auftragserteilungen Ihr unverzichtbarer Mitstreiter im Kampf gegen die Krise. Das wird uns derzeit verunmöglicht.

Holen Sie uns zurück an Ihre Seite, öffnen Sie die Hotels am 12. Dezember! Und ja, wir alle, unsere Teams und Gäste, benötigen ein Minimum an Vorlaufzeit – zumindest eine Woche.

Lassen Sie uns Menschen beschäftigen, Aufträge erteilen, Gehälter, Sozialversicherungsbeiträge und Steuern zahlen, Lehrlinge ausbilden, alle zusammen testen, testen, testen! Geben Sie vielen Tausend Arbeitgeber:innen und Arbeitnehmer:innen vor Weihnachten die Hoffnung zurück!

Im Vertrauen auf eine gute Entscheidung, mit freundlichem Gruß


Zurück

Vielleicht auch interessant

Leerstände, Insolvenzen, Konsumflaute: Angesichts der schwierigen Situation bei Einzelhändlern und in vielen Innenstädten fordert der Handelsverband Deutschland (HDE) die Bundesregierung zu einem Innenstadtgipfel auf.

Bayerns DEHOGA-Präsidentin Angela Inselkammer hat von Ministerpräsident Markus Söder 200 Millionen Euro Investitionshilfe gefordert. Der Freistaat nehme durch die Mehrwertsteuererhöhung 300 Millionen Euro mehr ein. Zumindest ein Teil davon könne er sofort der Branche zurückgeben, forderte Inselkammer bei einem Verbandstreffen in München.

Das Spitzengremium des DEHOGA bekräftigt Forderung nach einheitlich sieben Prozent Mehrwertsteuer auf Essen und drängt auf den sofortigen Stopp drohender neuer bürokratischer Belastungen. Es gehe um Fairness im Wettbewerb und die Zukunftssicherung der öffentlichen Wohnzimmer.

Gastronomie und Hotellerie in Deutschland haben weiterhin mit großen Problemen zu kämpfen. Die Betriebe beklagen Umsatzverluste, Kostensteigerungen sowie die Folgen der Mehrwertsteuererhöhung. Das geht aus einer aktuellen Umfrage des DEHOGA Bundesverbandes hervor, an der sich 3.175 gastgewerbliche Unternehmer beteiligten.

Die Teil-Legalisierung von Cannabis konnte Bayern nicht verhindern. Dafür arbeitet die Staatsregierung nun an Kiff-Verboten für konkrete Bereiche. Darunter könnten Volksfeste, Biergärten und in Außenbereichen von Gaststätten gehören. Verstöße gegen das Cannabis-Gesetz werden teuer.

Der Slogan «Leistung muss sich wieder lohnen» ist schon etwas angestaubt. Die FDP poliert ihn jetzt auf. Und schlägt unter anderem steuerliche Anreize für bestimmte Leistungsträger vor.

Finanzminister Christian Lindner will Hobbybrauer, die Bier zum eigenen Verbrauch herstellen, bei der Steuer entlasten. Künftig sollen sie pro Jahr 500 Liter Bier steuerfrei brauen dürfen.

Mit dem Projekt COMEX der Bundesagentur für Arbeit/ZAV werden seit 2022 Köchinnen und Köche aus Mexiko in Hotels und Restaurants in Deutschland vermittelt. Der DEHOGA begleitet das Projekt von Anfang an.

Die Bundesagentur für Arbeit hat den DEHOGA Bundesverband informiert, dass für die Arbeitsmarktzulassung (AMZ) von Arbeitnehmern aus Drittstaaten zusätzliche Teams und neue Standorte eingerichtet und die Zuständigkeiten neu verteilt wurden. Grund dafür ist die erwartete Zunahme der Erwerbszuwanderung.

Es fehlen Fachkräfte - in zunehmender Zahl. Künftig sollen vermehrt Menschen aus dem Ausland diese Lücken schließen. Nun geht das Land neue Wege, diese Kräfte schneller in den Arbeitsmarkt zu bringen.