Wirtschaftsverbände fordern mehr Entlastung von Lindner

| Politik Politik

Mehrere Wirtschaftsverbände haben bei der von Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) geplanten steuerlichen Entlastung der deutschen Wirtschaft Nachbesserungen gefordert. In dem Vorschlag würden vielversprechende Mittel, mit denen die steuerlichen Rahmenbedingungen des Standorts verbessert werden sollten, angekündigt, hieß es in einer der Deutschen Presse-Agentur vorliegenden Stellungnahme zum Entwurf.

Es gebe allerdings auch Nachjustierungsbedarf: «Selbst bei kompletter Umsetzung reichen die Maßnahmen nicht aus, um die aktuellen und strukturellen Probleme der deutschen Wirtschaft hinreichend zu lösen,» sagte DIHK-Präsident Peter Adrian.

Die deutsche Wirtschaft steckt in der Konjunkturflaute. Die Aussichten für die kommenden Monate haben sich nach Einschätzung von Ökonomen eingetrübt. Der Internationale Währungsfonds etwa erwartet, dass die deutsche Wirtschaft in diesem Jahr um 0,3 Prozent schrumpft.

Lindner schlägt knapp 50 steuerpolitische Maßnahmen vor und will die Wirtschaft mit einem Steuerpaket um jährlich rund 6,5 Millionen Euro entlasten. Kernelement des sogenannten Wachstumschancengesetzes ist eine Prämie für Investitionen in den Klimaschutz. Der Entwurf ist in der Regierung noch nicht abgestimmt.

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hatte von Lindner stärkere Entlastungen der Wirtschaft verlangt. Er sagte dem «Handelsblatt», die Vorschläge Lindners reichten nicht. Habeck forderte eine zielgerichtete Unterstützung für Investitionen, steuerliche Abschreibungen und für eine Übergangszeit einen niedrigeren Industriestrompreis.

Auch die SPD-Vorsitzende Saskia Esken sprach sich für einen staatlich subventionierten Industriestrompreis aus. »Wenn wir jetzt die Transformation auch hin zur Klimaneutralität entwickeln wollen, in dieser Nach-Krisen, Noch-Krisensituation, dann müssen wir ja tatsächlich auch die produzierende, vor allem die energieintensive Wirtschaft unterstützen», sagte sie dem Sender RTL/ntv. Die FDP lehnt einen subventionierten Industriestrompreis für energieintensive Unternehmen ab.

FDP-Fraktionschef Christian Dürr konterte am Mittwoch Habecks Kritik. «Wenn Herr Habeck nun schnellere Abschreibungen vorschlägt, dann unterstützt die FDP das gerne. Das ist ein doppelt erfreuliches Umdenken. Denn zuvor sprach er nur von Subventionen. Bessere Abschreibungen haben die Grünen stets abgelehnt. Jetzt sollte der Wirtschaftsminister aber erklären, an welcher Stelle dafür eingespart wird», sagte er.

Auch der Koordinator der Bundesregierung für Bürokratieabbau forderte Habeck auf, Unternehmen von überflüssigen Vorschriften zu befreien. Das sei besser, als auf neue milliardenschwere Subventionen zu setzen, sagte der FDP-Politiker Benjamin Strasser. Notwendig sei eine Standortpolitik, die auch bei den rechtlichen Rahmenbedingungen ansetze. «Bürokratieabbau ist Wachstum zum Nulltarif.»

SPD-Fraktionsvize Achim Post mahnte die Bundesregierung, zügig ein «stimmiges und starkes Gesamtpaket» zur Entlastung der deutschen Wirtschaft zu schnüren. «Um in Zeiten der Krise und der notwendigen Transformation im globalen Wettbewerb zu bestehen, brauchen wir mutige weitere Weichenstellungen für wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit und gezielte Zukunftsinvestitionen», sagte er. (dpa)


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Der Koordinator für die maritime Wirtschaft und Tourismus, Dr. Christoph Ploß, startet heute seine Tourismus-Sommertour. Vom 1. bis zum 3. September 2025 besucht er wichtige Tourismusstandorte im Westen und Süden der Bundesrepublik.

Anja Karliczek, die Vorsitzende des Tourismus-Ausschusses im Bundestag, bekräftigt die geplante Absenkung der Mehrwertsteuer auf Speisen in der Gastronomie. In einem Beitrag auf LinkedIn kündigte sie an, dass der ermäßigte Steuersatz von sieben Prozent "im Herbst der Reformen" umgesetzt werden soll.

Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten warnt eindringlich vor den Plänen der Bundesregierung, den 8-Stunden-Tag abzuschaffen. Schon jetzt würden Beschäftigte rund 1,2 Milliarden Überstunden leisten – davon 638 Millionen unbezahlt. Besonders betroffen sei das Gastgewerbe.

Die Bundesregierung will, nach Angaben ihres Sucht- und Drogenbeauftragten, das sogenannte begleitete Trinken von Jugendlichen ab 14 Jahren abschaffen. Bereits im Juni hatten die Gesundheitsminister der Länder auf ein Verbot der Praxis gedrängt.

Die US-Regierung erwägt Sanktionen gegen Vertreterinnen und Vertreter der Europäischen Union sowie einzelner Mitgliedstaaten, die für die Umsetzung des Digital Services Act (DSA) zuständig sind. Das berichtete die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf mehrere mit den internen Beratungen vertraute Personen.

Mit ungewöhnlich scharfen Worten hat sich die sich er Geschäftsführer der Benessere-Hotels aus Felsberg in einem offenen Brief an den hessischen Wirtschaftsminister Kaweh Mansoori gewandt. Selbst nicht von Rückforderungen, sieht Günther Klasen die Existenz vieler kleiner Betriebe bedroht. Die Rückforderungen seien für viele der letzte Stoß in den Abgrund.

Baden-Württemberg hat eine neue Regelung eingeführt, die ausländischen Auszubildenden, nach erfolgreichem Abschluss ihrer Lehre, den unmittelbaren Übergang in eine Vollzeitbeschäftigung erleichtert. Damit reagiert die Landesregierung auf Kritik aus der Gastronomie- und Hotelleriebranche, insbesondere vom DEHOGA.

In der schwarz-roten Koalition knirscht es vor dem angekündigten «Herbst der Reformen». Laut Bundeskanzler Friedrich Merz müsse sich die Bundesregierung sehr viel stärker auf wirtschafts- und sozialpolitische Themen konzentrieren.

Mehrere Brauereien in Sachsen und Thüringen wurden in den vergangenen Wochen bestreikt. Nach der Einigung im Tarifstreit kann das Bier wieder in vollen Strömen fließen.

Kein Bier nach 22.00 Uhr? Das Verkaufsverbot im Münchner Uni-Viertel ist erstmal gestoppt – aber nur auf Bewährung. Bürgermeister Krause richtet eine eindeutige Warnung an die Feiernden.