Abwahl der Zimmerreinigung - Vorteil oder Mehraufwand?

| Technologie Technologie

Die Option für Hotelgäste, auf die tägliche Zimmerreinigung zu verzichten, hat sich in den letzten Jahren zu einem weit verbreiteten Trend entwickelt. Was einst mit dem "Bitte nicht stören"-Schild an der Türklinke begann, ist heute oft ein digitalisierter Prozess mit verschiedenen Umsetzungsmodellen. Während die einen darin ein wirksames Instrument für Kosteneinsparung und Nachhaltigkeit sehen, befürchten andere erhöhten Reinigungsaufwand bei Gästeabreise und negative Auswirkungen auf das Housekeeping-Personal. Wir beleuchten die unterschiedlichen Perspektiven und zeigen Lösungsansätze auf, wie Hotels diesen Trend sinnvoll implementieren können.

Vorteile der Zimmerreinigungsabwahl

Kosteneinsparung und ökonomische Vorteile

Die wirtschaftlichen Vorteile liegen auf der Hand: Jeder Verzicht auf die tägliche Zimmerreinigung führt zu direkten Einsparungen bei Personalkosten, Reinigungsmitteln und Material. Ein Best-Western Beispiel-Hotel konnte durch die Abwahl der Zimmerreinigung monatlich etwa 600 Reinigungsvorgänge einsparen, was mehrere tausend Euro an Kosteneinsparungen bedeutet. Laut AHGZ kostet eine Zimmerreinigung im Durchschnitt zwischen 10 und 15 Euro – hier summieren sich enorme Beträge, die das Hotel bei Abwahl der Reinigung einsparen kann. Eine unverbindliche Berechnung für Ihr eigenes Hotel finden Sie hier.

Umweltschutz und Nachhaltigkeit

Der ökologische Fußabdruck eines Hotels lässt sich durch die Verringerung der Zimmerreinigungen deutlich reduzieren. Die A&O Hostel-Kette führte 2019 eine zweimonatige Testphase durch, in der insgesamt 10.000 Zimmerreinigungen abbestellt wurden. Die Umweltbilanz war beeindruckend: 75.000 Liter Wasser, 708 Kilowattstunden Strom und 20.000 Müllbeutel konnten eingespart werden. Hinzu kommen Einsparungen bei chemischen Reinigungsmitteln, die nicht in das Abwasser gelangen.

Planbarkeit und Prozessoptimierung

Die digitale Abwahl der Zimmerreinigung ermöglicht eine bessere Planbarkeit der Housekeeping-Abläufe. Mit Systemen wie dem Green-Button von Xingular kann der Gast per Knopfdruck zwischen Anwahl und Abwahl der Reinigung entscheiden. Das Hotel almlust berichtet, dass die Erfahrungswerte bei der Abwahl der Zimmerreinigung mittlerweile so konstant sind, dass die Arbeitszeiteinsparung gut planbar ist. Dies ermöglicht dem Housekeeping-Team, sich auf andere wichtige Aufgaben wie Inventur, Entkalkungen oder Auffrischung der Dekoration zu konzentrieren.

Nachteile und Bedenken

Erhöhter Aufwand bei der Endreinigung

Ein zentrales Argument gegen die Abwahl der Zimmerreinigung ist der potenziell höhere Aufwand bei der Endreinigung. Wenn ein Zimmer mehrere Tage nicht gereinigt wird, kann sich Schmutz ansammeln und die notwendige Reinigungszeit bei Abreise des Gastes erheblich verlängern. Andrea Pfleger, selbständige Beraterin und Trainerin, weist in einem ÖHV-Beitrag darauf hin, dass das Housekeeping bei ausgelassenen Reinigungsintervallen am nächsten Tag oder nach mehreren Tagen ein Vielfaches an Arbeit hat.

Auswirkungen auf das Housekeeping-Personal

In den USA hat das Reinigungspersonal in großen Hotels sogar für die Wiedereinführung der täglichen Zimmerreinigung gestreikt. Der Grund: Sie sahen sich mit "einer unüberschaubaren Arbeitsbelastung konfrontiert, mit weniger Arbeitsstunden und erheblichen Einkommenseinbußen". Denn wenn ein Gast sein Zimmer nicht reinigen lässt, bedeutet das nicht, dass das Personal mehr Zeit für andere Zimmer bekommt – sondern dass weniger Mitarbeiter zur Arbeit eingeteilt werden, was direkte Auswirkungen auf ihr Einkommen hat.

Hygienebedenken und Materialerhaltung

Regelmäßige Reinigungsintervalle dienen nicht nur der unmittelbaren Sauberkeit, sondern auch der Erhaltung von Materialien und der Verhinderung von Mikroorganismen-Wachstum, besonders im Sanitärbereich. Bei mehreren Tagen ohne Reinigung können zudem laufend eingetaktete Reinigungsaufgaben im Wochenverlauf nicht ausgeführt werden, wie beispielsweise das Reinigen von Lüftungsabdeckungen.

Verschiedene Umsetzungsmodelle

Das Belohnungssystem

Viele Hotels setzen auf Anreize, um Gäste zur Abwahl der Zimmerreinigung zu motivieren. Das Intercity Hotel Mainz beispielsweise bietet täglich einen 5€-Voucher für die Bar oder das Restaurant als Dankeschön für den Verzicht auf die Reinigung. Andere Hotels pflanzen für jede nicht durchgeführte Reinigung einen Baum und verbinden damit die Umweltschutzkomponente mit einem konkreten, sichtbaren Ergebnis.

Die Standardisierung

Einige Hotels haben die tägliche Reinigung komplett abgeschafft und bieten sie nur noch auf Anfrage an. Das Hotel Weihrerhof reinigt Zimmer standardmäßig nur jeden zweiten Tag und bietet die tägliche Reinigung nur auf expliziten Wunsch des Gastes an. Die b'mine hotels führen eine "Zwangsreinigung" erst nach vier Nächten durch und nutzen für die Kommunikation mit dem Gast den digitalen Green-Choice-Knopf von Xingular. Darüber kann der Gast per einfachem Knopfdruck die Zimmerreinigung anfordern, diese Info wandert digital direkt zum Housekeeping.

Die digitale Integration

Die Technologie erleichtert den Abwahlprozess erheblich. Mit digitalen Gästemappen oder dem Green-Button können Gäste mit einem Klick die Zimmerreinigung abbestellen. Andere Möglichkeiten umfassen:

Fazit: Balanceakt zwischen Wirtschaftlichkeit, Nachhaltigkeit und Fairness

Die Abwahl der Zimmerreinigung kann sowohl Vor- als auch Nachteile mit sich bringen. Für eine erfolgreiche Implementierung empfiehlt sich ein ausgewogener Ansatz:

  1. Transparente Kommunikation: Hotels sollten klar kommunizieren, welche Leistungen bei der Abwahl entfallen und welche Mindeststandards weiterhin erhalten bleiben.
  2. Freiwilligkeit wahren: Die Entscheidung sollte beim Gast liegen, ohne subtilen Druck auszuüben. Ein hybrides Modell, bei dem beispielsweise jeden vierten Tag automatisch gereinigt wird, kann Extremsituationen bei der Endreinigung vermeiden.
  3. Faire Arbeitsmodelle: Die Einsparungen sollten nicht einseitig zu Lasten des Personals gehen. Alternative Aufgaben oder flexible Arbeitsmodelle können helfen, Einkommenseinbußen zu vermeiden.
  4. Sinnvolle Anreize: Anstatt pauschale Rabatte anzubieten, können gezielt nachhaltigkeitsorientierte Anreize, wie das Pflanzen eines Baumes die Akzeptanz erhöhen.
  5. Kontinuierliche Evaluation: Hotels sollten regelmäßig überprüfen, ob die Einsparungen bei Zwischenreinigungen nicht durch erhöhten Aufwand bei Endreinigungen aufgehoben werden.

Die Balance zwischen wirtschaftlichen Vorteilen, Nachhaltigkeitsaspekten und fairen Arbeitsbedingungen ist der Schlüssel zum Erfolg. Mit einem durchdachten Konzept kann die Abwahl der Zimmerreinigung tatsächlich ein Gewinn für alle Beteiligten sein – für das Hotel, die Umwelt und nicht zuletzt auch für das Housekeeping-Personal, sofern die Rahmenbedingungen stimmen.


Zurück

Vielleicht auch interessant

Der Blackfoot Beach in Köln verwandelte sich am Donnerstag zum zweiten Mal in einen Treffpunkt der deutschen Hotellerie. Das Hotelrizon-Festival versammelte bei strahlendem Sonnenschein und sommerlichen Temperaturen mehr als 200 Hoteliers, Technologieanbieter und Vordenker, um gemeinsam über die aktuellen Fragen der Branche zu diskutieren.

Pressemitteilung

 IDeaS, ein SAS-Unternehmen und weltweit führender Anbieter von Revenue-Management-Software sowie -Dienstleistungen für die Hotellerie, hat eine strategische Partnerschaft mit dem Münchner Beratungsunternehmen berner+becker vereinbart. berner +becker bietet outgesourctes Revenue-Management für Hotels und gehört zu den größten Unternehmen seiner Art in der DACH-Region.

Pressemitteilung

Die neue Open API better.integrations von Betterspace vernetzt in Bürogebäuden, Kommunen, Krankenhäusern, Pflegeheimen, Hotels und anderen Nichtwohngebäuden auf einfache Weise digitale Daten. Bislang getrennte Systeme wie Energiemanagement, Raumverwaltung sowie Buchungssysteme lassen sich mit wenigen Schritten zu einer effizienten Einheit zusammenführen.

Anstatt sich auf die klassische Google-Stichwortsuche zu verlassen, erhalten potenzielle Gäste zunehmend personalisierte Empfehlungen, die auf maschinellem Lernen, Echtzeitdaten und generativer KI basieren. Für Hoteliers bedeutet dies einen Paradigmenwechsel.

Pressemitteilung

Die Hotel-Tech Branche feiert dieses Jahr in der Tiroler Hauptstadt Innsbruck. Matthias Trenkwalder und sein Team beim Revenue Management System RateBoard feiern 2025 das 10-jährige Jubiläum und veröffentlichen zum Geburtstag das innovative Benchmarking-Feature für die Ferienhotellerie.

Pressemitteilung

Was, wenn ein System komplexe Probleme in Echtzeit analysieren, fundierte Entscheidungen treffen und echte Entlastung für Teams schaffen könnte? Diese Frage stellt das exklusive Event THE ANSWER. ONLY 42 WILL KNOW. am 12. August 2025 in Leipzig und verspricht nicht weniger als den Blick auf das "Next Big Thing" der Branche.

Die Deutsche Hotelklassifizierung geht mit der Einführung von MeineSterne.eu einen entscheidenden Schritt in Richtung Digitalisierung. Die neue Online-Plattform soll den Klassifizierungsprozess für Hotels erheblich vereinfachen und effizienter gestalten.

Die AI-Lösung Onsai hat den Branchen-Award für Start-ups 2025 des Hotelverbandes Deutschland gewonnen. Eine Jury aus IHA-Vertretern und Venture-Capital-Experten hat aus den eingegangenen Bewerbungen vier Start-ups ausgewählt, die jetzt um den Gewinn „pitchen“ durften. 

Pressemitteilung

Zahlreiche Tourismusbetriebe setzen auf die modulare E-Commerce-Plattform von incert eTourismus – für zusätzliche Einkünfte, eine aktive Gästebindung und die Stärkung der eigenen Marke. 

Mews, die führende Hospitality-Cloud-Plattform, hat in Deutschland, Österreich und der Schweiz eine Marktdurchdringung von 15 % erreicht. Über 6.000 Hotels in der DACH-Region setzen inzwischen auf die cloudbasierte Lösung – ein beeindruckendes Wachstum von 600 % innerhalb der vergangenen zwölf Monate.