Digital oder offline? - Corona als Höhepunkt der Digitalisierung und was nun wichtig ist

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Meinung von Stefan Brehm

Derzeit wird die Gastronomie-Branche mit Themen aus dem Bereich Digitalisierung geradezu geflutet: Neuartige Cloud-Services, Apps zur digitalen Erfassung von Gästedaten und Tools, die sogar künstliche Intelligenz nutzen - es vergeht gerade wohl kein Tag, an dem nicht ein neues Webinar, ein Newsletter oder ein Whitepaper Gastgebern vor Augen führt, wie sie digitale Möglichkeiten nutzen können, um einen erfolgreichen Restart nach Lockdown und Pandemie hinzulegen. 

Was vor zwei Jahren höchstens im Präsenzseminar oder auf der Fachmesse stattfand, hat sich seit Corona nahezu komplett digitalisiert - und ist so für die breite Masse verfügbar und attraktiv geworden. Selbst das Gastgewerbe, das das Thema Digitalisierung traditionell eher stiefmütterlich behandelte, hat die vielen Monate im scheinbar nicht enden wollenden Lockdown dazu genutzt, sich intensiver damit auseinanderzusetzen. Endlich!

Gastgeber sind endlich aufgewacht

Die Abläufe des gastronomischen Alltags kommen bei vielen Betriebsleitern erstmals auf den Prüfstand. Vom elektronischen Meldeschein bis zum Online-Marketing wird endlich ernsthaft überlegt, wie man Prozesse digitalisieren und das Unternehmen so rentabler aufstellen kann. So gesehen hat Covid-19 und die daraus entstandene verpflichtende Nachverfolgbarkeit der Kontakte den Nährboden für neue Ideen bereitet bzw. bereits existierende Lösungen in den Mittelpunkt des Interesses gerückt - wo sie eigentlich schon lange hingehören! Start-ups haben innerhalb kürzester Zeit Apps und Dienste entwickelt, die der Gastronomie und Hotellerie den Start in die Mission Digitalisierung vereinfachen. Schon länger tätige Anbieter stoßen bei Gastgebern jetzt auf offene Ohren, die vor der Pandemie noch dankend abgewunken hatten.

Am Ende stellt sich jedem Gastronom die Frage: Was benötige ich für die Neueröffnung wirklich? Bei einer solch großen Auswahl an Apps, Tools und Services ist es schwierig, die richtige Entscheidung für den eigenen Betrieb zu treffen. Empfehlenswert ist es deshalb, im Vorfeld eine konkrete Checkliste zu erstellen: Welche Prozesse will ich digitalisieren? Welche vorhandene Hardware kann ich dafür weiter nutzen, welche muss ich neu anschaffen? Danach geht es an die Recherche und Beauftragung passender Anbieter.

Beginnen sollte jeder Gastgeber seine Mission Digitalisierung aber auf jeden Fall beim Kassensystem. Spätestens mit Inkrafttreten der neuen Fiskalisierungsgesetze (Kassensicherungsverordnung mit TSE, Bonpflicht usw.) ist es zu DEM zentralen Punkt im digitalen Universum einer jeden Gastronomie geworden. Genau hier sollte deshalb die Digitalisierung des Betriebs starten und der Reset beginnen.

Moderne Kassensysteme wie Lightspeed, Orderbird oder HelloTess erledigen nicht nur zuverlässig die üblichen Basisfunktionen, sondern verfügen darüber hinaus über eine wachsende Bandbreite an attraktiven Zusatzfunktionen und Schnittstellen. Die Teams dort sind innovativ, verfügen über massig Erfahrung in der Branche und stehen Restaurant-Betreibern mit Rat und Tat zur Seite, auch wenn diese bei Digitalisierung bisher immer nur "Neuland" verstanden haben.

Hunger nach "echter" Interaktion groß wie nie

Neben der Aufrüstung auf eine zeitgemäße digitale Ausstattung sollten Gastgeber auch vermehrt auf ihre klassischen Tugenden setzen. Gerade jetzt wird das persönliche Umsorgen des Gastes wieder enorm wichtig und dementsprechend auch von ihm honoriert werden. Denn nach Monaten der Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen sehnen sich die Menschen mehr denn je nach analoger Interaktion zurück - ganz oldschool, völlig offline.

Händeschütteln, Umarmungen, Treffen von Angesicht zu Angesicht: Die Pandemie zeigt, dass auch die smarteste Technik das persönliche Zusammenkommen niemals ersetzen kann. Stattdessen hat sich bei vielen im Laufe der Pandemie eine Technik-Müdigkeit breitgemacht, die den Hunger nach "echter" Interaktion nur umso größer werden lässt.

Für das Gastgewerbe ist das eine gute Nachricht: Gäste möchten sich wieder treffen und bedienen lassen, mit dem Kellner vor Ort unterhalten, einen schönen Abend in ungezwungener Atmosphäre und vor allem ohne Bildschirm haben. Sobald es die Umstände zulassen, werden Hotels, Restaurants, Bars und Cafés als Orte der Begegnung also wichtiger denn je werden. Es ist davon auszugehen, dass speziell ältere Menschen, die während Corona lange isoliert waren, jetzt das Bedürfnis haben, sich zu unterhalten. Sie möchten über ihre Erlebnisse sprechen, und die Zeit, die hinter ihnen liegt, verarbeiten. Darauf sollte man als Gastronom mit seinem Team vorbereitet sein. Statt Handyglotzen ist jetzt wieder richtige Kommunikation angesagt. “Small talk strikes back” - und das ist gut so.

Der Gastrotrend-Experte Pierre Nierhaus sagt in seinen Seminaren immer: “Die Gastronomie, das ist der Klebstoff der Gesellschaft”. Wenn wir alles Wichtige digitalisiert haben, brauchen wir auch wieder ein Gleichgewicht innerhalb der Gesellschaft. Wir müssen digital und kontaktlos wieder mit persönlich und kontaktvoll verknüpfen. Bei dieser großen Herausforderung kommt es vor allem auf das Gastgewerbe an, denn es ist ein extrem wichtiges Lebenselixier für  jede Gemeinschaft.

Zum Autor: Seit drei Jahrzehnten ist der gelernte Hotelkaufmann Stefan Brehm als Gastgeber und Gründer von Start-ups wie BookaTable und Gastrofix (heute Lightspeed) erfolgreich. Er gilt als ausgewiesener Digitalisierungsexperte und Visionär des Gastgewerbes der Zukunft. 


 

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