Digitale Gästereise 2.0: Was die Hotellerie von Airlines lernen kann / Interview

| Technologie Technologie

Spätestens seit Corona ist die Digitalisierung auch in der Hotellerie auf dem Vormarsch. Setzt man sie richtig ein, setzt sie personelle Kapazitäten frei, generiert Umsatz und sorgt für ein noch besseres Gästeerlebnis – vor, während und nach dem Aufenthalt. Was durch eine optimale digitale Gästereise noch möglich ist, zeigt ein Blick auf die Vorgehensweise von Airlines – den empfiehlt Moritz von Petersdorff-Campen, Gründer und Geschäftsführer von SuitePad.

Herr v. Petersdorff-Campen, warum fällt es vielen Hoteliers schwer, die digitale Gästereise noch besser umzusetzen? 
Hotels kämpfen oft mit einem On-Premise-Technologie-Stack, der Innovationen erschwert. Fluggesellschaften haben es da viel einfacher, sie greifen meist auf eine globale Software zu, die auch von Mitbewerbern genutzt wird. Zudem können sie beim Aufbau digitaler Lösungen auf Millionen von Fluggastdaten zur Skalierung zurückgreifen. Und ihr Angebot ist weitaus einheitlicher: Oft haben sie einheitliche Flugzeugflotten und drei Service-Kategorien: First, Business und Eco – Punkt. Hotels sind baulich per se schon unterschiedlich, oft bieten sie dann auch noch zahllose Zimmertypen und Serviceklassen an. Also gilt es, sich an den Airlines zu orientieren und neu zu strukturieren.

Wie können Hoteliers trotzdem von Fluggesellschaften in Sachen digitales Gästeerlebnis lernen?
Die digitale Gästereise besteht immer aus Planung, Check-in, der Reise oder dem Aufenthalt und dem Check-out. Starten wir mit dem Check-in: App, Web-Check-in, Automat oder klassischer Check-in-Schalter mit Personal – das sind die Optionen, aus denen ein Flugreisender wählen kann. Drei davon sind digital. In den meisten Hotels wiederum ist nur eine Option verfügbar und die ist eben oft leider noch nicht digital. Beginnen wir also damit, dem Gast mehrere Möglichkeiten – natürlich digitale – zum Check-in bereitzustellen.

Was passiert auf der digitalen Gästereise nach dem Check-in? Wo holt man die Gäste ab?
Auch hier lohnt der Blick auf die Vorgehensweise von Fluggesellschaften. Mehr als 80 Prozent der Passagiere nutzten die kostenfrei zur Verfügung gestellten In-Seat-Touchscreens, um sich unterhalten zu lassen, über die Route zu informieren, Duty-Free-Einkaufsmöglichkeiten zu erkunden und Empfehlungen zum Reiseziel zu erhalten. Die Handhabung ist einfach: Alle Inhalte sind vorinstalliert und Fluginformationen stehen dem Passagier direkt zur Verfügung. Klar, Fluggäste konsumieren Netflix-, Spotify- oder Youtube-Inhalte auch über die eigenen Tablets und Smartphones, die sie bereits heruntergeladen haben. Dennoch nutzen die meisten zusätzlich das bereitgestellte Inflight-Entertainment – Flugreisende wollen und erwarten heute einfach beide Varianten.

Und im Hotel?
Hier beobachten wir ein ähnliches Nutzungsverhalten: Je nach Unterkunft und Angebot nutzen bereits 65 bis 90 Prozent der Gäste In-Room-Tablets, um sich unterhalten zu lassen, um sich über das Hotel zu informieren oder um Angebote und Dienstleistungen zu buchen. Es ist viel einfacher, das bereitgestellte Gerät zu nutzen, schnell und gezielt auf Themen, Infos und Produkte zuzugreifen, anstatt kompliziert einen QR-Code zu scannen oder eine App herunterzuladen und dann auf dem eigenen Smartphone zwischen den Seiten hin- und herzuspringen.

Müssen Hoteliers sich denn für eine Lösung entscheiden?
Hoteliers haben tatsächlich oft das Gefühl, sie müssten sich zwischen dem In-Room-Tablet und einer BYOD-Lösung (Bring your own Device) entscheiden. Es sollte für Hotels jedoch so selbstverständlich wie für Fluggesellschaften werden, den Gästen das Beste aus beiden Welten anzubieten. In-Room-Tablets, die von den Gästen während des Aufenthalts stark genutzt werden, und eine mobile Lösung für das Smartphone, die vor der Ankunft und außerhalb des Zimmers verwendet werden kann.

Können Hotels auch etwas über Kundenbindung von den Airlines lernen?
Auf alle Fälle. Wie sieht das ideale Treueprogramm aus? Wofür setzen Fluggäste die gesammelten Punkte ein? Antwort: für Vergünstigungen auf Flügen, Vorteile bei anderen Mobilitätspartnern, in der Lounge oder beim Kauf von Reiseausrüstung – Fluggesellschaften bieten einen bunten Strauß von Möglichkeiten und ernten dafür von den Kunden ein hohes Maß an Loyalität. Airlines verteilen sogar dann Punkte, wenn der Gast Geld bei einer anderen Airline ausgibt. Dafür haben sie sich in Allianzen wie die Star Alliance oder Oneworld verbündet, denn sie haben verstanden, dass sie nicht alle Strecken anbieten oder eine Lounge an jedem Flughafen unterhalten können. Daher arbeiten sie für eine bessere Kundenzufriedenheit einfach mit anderen Partnern zusammen und partizipieren so gemeinsam an der Kundenbindung.


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Für die deutsche Wirtschaft steht Elon Musk vor allem für eines: große Verunsicherung. Laut einer repräsentativen Befragung unter 602 Unternehmen aller Branchen sind die Vorbehalte deutlich: 63 Prozent halten Musk für gefährlich.

Seit 2025 ist Carsten Ripkens zweiter Geschäftsführer der Gastro-MIS GmbH und verantwortet die Bereiche Marketing und Vertrieb. Gemeinsam mit seinem Team treibt er die Weiterentwicklung der digitalen Plattform LINA voran – und setzt dabei auch auf künstliche Intelligenz. Warum LINA AI gerade jetzt ein echter Gamechanger in der Gastronomie ist, wie LINA Gastro-Betriebe konkret entlastet und was in Zukunft noch alles kommt, erklärt er im Interview.

Ein eklatanter Sicherheitsmangel auf einer von McDonald's genutzten Bewerbungsplattform hat die persönlichen Daten von Millionen Jobsuchender gefährdet. Nach 30 Minuten hatten zwei Sicherheitsforscher vollen Zugriff auf praktisch jede Bewerbung, die jemals bei McDonald's eingereicht wurde.

Die Digitalisierung hat das Gastgewerbe längst erreicht. Doch inmitten all der Kassensysteme, Apps und Smart Devices zeigt sich ein tieferer Wandel. Es geht nicht mehr nur um Tempo oder Kostenersparnis, sondern um ein neues Verhältnis zwischen Mensch, Maschine und Gast. Automatisierte Service-Workflows sind dabei kein Selbstzweck. Sie eröffnen Freiräume. Nicht nur für die Unternehmen, sondern auch für jene, die tagtäglich die Beziehung zum Gast gestalten.

Der Blackfoot Beach in Köln verwandelte sich am Donnerstag zum zweiten Mal in einen Treffpunkt der deutschen Hotellerie. Das Hotelrizon-Festival versammelte bei strahlendem Sonnenschein und sommerlichen Temperaturen mehr als 200 Hoteliers, Technologieanbieter und Vordenker, um gemeinsam über die aktuellen Fragen der Branche zu diskutieren.

Pressemitteilung

 IDeaS, ein SAS-Unternehmen und weltweit führender Anbieter von Revenue-Management-Software sowie -Dienstleistungen für die Hotellerie, hat eine strategische Partnerschaft mit dem Münchner Beratungsunternehmen berner+becker vereinbart. berner +becker bietet outgesourctes Revenue-Management für Hotels und gehört zu den größten Unternehmen seiner Art in der DACH-Region.

Pressemitteilung

Die neue Open API better.integrations von Betterspace vernetzt in Bürogebäuden, Kommunen, Krankenhäusern, Pflegeheimen, Hotels und anderen Nichtwohngebäuden auf einfache Weise digitale Daten. Bislang getrennte Systeme wie Energiemanagement, Raumverwaltung sowie Buchungssysteme lassen sich mit wenigen Schritten zu einer effizienten Einheit zusammenführen.

Anstatt sich auf die klassische Google-Stichwortsuche zu verlassen, erhalten potenzielle Gäste zunehmend personalisierte Empfehlungen, die auf maschinellem Lernen, Echtzeitdaten und generativer KI basieren. Für Hoteliers bedeutet dies einen Paradigmenwechsel.

Pressemitteilung

Die Hotel-Tech Branche feiert dieses Jahr in der Tiroler Hauptstadt Innsbruck. Matthias Trenkwalder und sein Team beim Revenue Management System RateBoard feiern 2025 das 10-jährige Jubiläum und veröffentlichen zum Geburtstag das innovative Benchmarking-Feature für die Ferienhotellerie.

Pressemitteilung

Was, wenn ein System komplexe Probleme in Echtzeit analysieren, fundierte Entscheidungen treffen und echte Entlastung für Teams schaffen könnte? Diese Frage stellt das exklusive Event THE ANSWER. ONLY 42 WILL KNOW. am 12. August 2025 in Leipzig und verspricht nicht weniger als den Blick auf das "Next Big Thing" der Branche.