Dark Sky Community: Nordsaarland will besseren Blick auf den Nachthimmel

| Tourismus Tourismus

Das Nordsaarland könnte demnächst noch mehr Sternengucker anlocken: Mehrere Gemeinden im Sankt Wendeler Land haben der Lichtverschmutzung den Kampf angesagt - auch, um einen noch besseren Blick auf den Nachthimmel zu bekommen. Ziel sei es, eine Zertifizierung der amerikanischen Nichtregierungsorganisation International Dark Sky Association (IDA) als «Dark Sky Community» zu erhalten, sagt Mitinitiator und Berater in dem Projekt, Sebastian Voltmer, der Deutschen Presse-Agentur.

Und: Die Chancen stehen seiner Ansicht nach gut. Er gehe davon aus, dass der erste Schritt der Anerkennung noch in diesem Jahr gelingen werde. «Wir bemühen uns seit 2015, die Region zertifizierungsfähig zu bekommen. Viele hundert Helligkeitsmessungen konnten wir bereits durchführen», sagt der Astrofotograf.

Der Ortsteil Eiweiler in Nohfelden soll das erste «Sternendorf» im Saarland werden, erläutert Hobbyastronom Christoph Pütz, der den Antrag bei der IDA stellt. Er hoffe, dass das Projekt Schule mache - und weitere Gemeinden im Sankt Wendeler Land folgten. Nohfelden und Nonnweiler seien schon mit im Boot. Auch eine Ausdehnung über die Landesgrenze nach Rheinland-Pfalz könne er sich künftig vorstellen. Denkbar sei dann auch ein Sternenpark mit dem Hunsrück.

In Eiweiler mit knapp 600 Einwohnern werden in den nächsten Wochen 83 Straßenlaternen auf LED-Leuchten mit warmweißer Lichtfarbe umgerüstet, wie Stefanie Veit vom Bauamt der Gemeinde erzählt. Die Laternen leuchteten dann in einem Kegel nur noch nach unten und streuten das Licht nicht mehr unnötigerweise in den Nachthimmel. Sie seien mit Bewegungsmeldern versehen und könnten intelligent gesteuert werden.

Mit dem rund 89 000 Euro-Projekt in Eiweiler sei die Gemeinde «Vorreiter im Saarland», sagt Veit. Die Maßnahmen werden vom saarländischen Wirtschaftsministerium bezuschusst. Diese Neuerung sei rundum positiv: Man spare Energie und CO2 ein, reduziere negative Folgen von künstlichem Licht auf Tiere, Pflanzen und Menschen - und bekomme einen dunkleren Himmel.

Was zur Region passt, denn Sterne spielen dort schon länger eine größere Rolle als anderswo. «Das Gebiet ist das dunkelste im Saarland», sagt Voltmer (39). Daher kann man von der Sternwarte Peterberg nahe Braunshausen (Nonnweiler) in klaren Nächten ganz besonders gut mit Teleskopen nicht nur die Krater des Mondes oder die Ringe des Saturn sehen, sondern auch galaktische Nebel und viele Millionen Lichtjahre weit entfernte Galaxien.

Der Verein der Amateurastronomen des Saarlandes bietet schon seit über 20 Jahren Vorträge und Beobachtungsabende für Gäste an. Und am nahe gelegenen Bostalsee finden hin und wieder Sternenführungen statt. «Die kommen bei Familien richtig gut an», erzählt Voltmer, der in Nohfelden im Ortsteil Mosberg-Richweiler ein Weltraum-Atelier ins Leben gerufen hat. Dort befindet sich das erste feststehende Planetarium im Saarland und eine Apollo 13-Raumkapsel, die zum Filmstart «Apollo 13» in der Hauptrolle mit Tom Hanks erbaut wurde.

Nach dem Plan der Gemeinde Nohfelden kommen demnächst noch fünf «Sternenguckerplätze» hinzu. Auf dem Peterberg, am See und anderswo. «Da liegt man dann auf einer Bank und kann in den Himmel gucken», sagt Veit. Daneben seien drehbare Sternenkarten mit QR-Code geplant. «Es wird weitergehen.» 2021 oder 2022 könne der nächste Gemeindebezirk mit Laternen-Leuchten umgerüstet werden. Zudem gibt es Tipps für Gewerbetreibende unter dem Titel «Gesundes Licht für Natur und Mensch», wie sie ihre Beleuchtung umstellen können.

Als Schirmherr für ein «Sternenland» im Kreis St. Wendel ist laut Voltmer auch der saarländische Astronaut Matthias Maurer aus Oberthal bei St. Wendel mit an Deck, der voraussichtlich dieses Jahr zur ISS fliegt. Das Projekt «Sankt Wendeler Sternen Land» gibt es seit 2019, sagt Voltmer.

Bislang gibt es in Deutschland vier anerkannte Sternenparks: den Naturpark Westhavelland, das Biosphärenreservat Rhön, den Nationalpark Eifel, die Winklmoosalm in Bayern und - als erste Sternenstadt - Fulda. Im Saarland würde ein Zusammenschluss mehrerer kleinerer Gemeinden eine «Dark Sky Community» in der Nationalparkregion Hunsrück-Hochwald ergeben. Davon könnte insbesondere der Naturtourismus noch weiter profitieren, meint er. (dpa)


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Berlin hat im laufenden Jahr bisher weniger Besucherinnen und Besucher angezogen als in den Vorjahren. Knapp 9,2 Millionen Gäste besuchten in den ersten neun Monaten 2025 die Hauptstadt.

​​​​​​​Tripadvisor hat seine Finanzergebnisse für das dritte Quartal 2025 bekannt gegeben und gleichzeitig eine tiefgreifende Umstrukturierung eingeleitet. Diese Neuausrichtung soll das Unternehmen als einen durch Erlebnisse geführten und KI-fähigen Konzern positionieren. Als Folge der strategischen Verschiebung wird ein Personalabbau vorgenommen.

Die Europäische Union hat einen entscheidenden Schritt zur Harmonisierung der Emissionsberechnung im Transportwesen vollzogen. Nach langjährigem Prozess wurde eine politische Einigung erzielt. Diese schafft einen gemeinsamen Rahmen und legt eine einheitliche Methode zur Berechnung von Treibhausgasemissionen im Güter- und Personenverkehr fest.

Mehrere Millionen Menschen reisen jedes Jahr in ein kleines südbadisches Dorf, um den Europa-Park zu besuchen. Eine Schweizer Familie knackt eine besondere Marke - und bekommt Geschenke.

Sommer, Sonne, volle Strände – so stellen sich viele den Urlaub in Schleswig-Holstein vor. Doch auch im Winter zieht Deutschlands nördlichstes Bundesland zahlreiche Besucher an. Besonders der Dezember gilt als kleine Hochsaison.

Walfleisch und unversteuerte Zigaretten finden Beamte in Kiel und Hamburg immer wieder im Reisegepäck: Besonders während der Kreuzfahrt-Saison sind die Beamten von Zoll und Bundespolizei gefordert.

Die niedersächsische Tourismusbranche steht durch den Klimawandel vor großen Herausforderungen. Eine aktuelle Umfrage zeigt, dass fast 80 Prozent der Betriebe bei der Umsetzung von Anpassungsmaßnahmen vor allem an den Kosten scheitern.

Thüringens Tourismusbranche hat im vergangenen Jahr mehr Umsatz erwirtschaftet. Tagesausflüge sorgen für fast die Hälfte. Wie viel geben Besucher im Schnitt aus – und wer profitiert am meisten?

Die Nachfrage nach Outdoor-Aktivitäten in deutschen Urlaubsregionen ist auch in den Herbst- und Wintermonaten groß. Eine aktuelle Analyse zeigt, welche Regionen dabei am beliebtesten sind und welche Aktivitäten im Fokus stehen.

Die klassischen Kennzahlen zur Messung des touristischen Erfolgs, wie Ankünfte und Übernachtungen, reichen nicht mehr aus, um die Entwicklung einer Destination ganzheitlich zu beurteilen. Zu diesem Schluss kamen Fachleute aus Tourismus und Wissenschaft beim dritten Jahresdialog des Bayerischen Zentrums für Tourismus (BZT) in Kempten.