Deutsche Thomas Cook zieht Antrag auf Staatshilfe zurück

| Tourismus Tourismus

Der insolvente Reiseveranstalter Thomas Cook GmbH muss vorerst ohne staatliche Hilfe ums Überleben kämpfen. Die deutsche Tochter des ebenfalls zahlungsunfähigen britischen Touristikkonzerns Thomas Cook hat ihren Antrag auf einen staatlichen Brückenkredit zurückgezogen, wie die vorläufigen Insolvenzverwalter am Mittwoch erklärt haben.

Als Grund wurden «insolvenzrechtliche Schwierigkeiten» angegeben. Weitere Details wurden nicht genannt. «Der bereits vorliegende Antrag kann daher in dieser Form nicht weiter betrieben werden», hieß es in einer knappen Mitteilung. Dem Vernehmen nach bestand das Hauptproblem darin, dass der Antrag nicht von der Gesellschaft selbst hätte gestellt werden dürfen.

Die Bundesregierung muss somit zunächst nicht über das Hilfeersuchen der Touristiker aus Oberursel entscheiden, die im September in den Insolvenzstrudel ihres Mutterkonzerns geraten waren. Die ebenfalls zu Thomas Cook gehörige Fluggesellschaft Condor hat hingegen am Montag aus Brüssel grünes Licht für einen Überbrückungskredit in Höhe von 380 Millionen Euro über die Staatsbank KfW erhalten. Hier bürgen Bund und Land Hessen zu jeweils gleichen Teilen.

Ob es einen verbesserten oder neuen Antrag auf staatliche Beihilfe geben wird, ließen die Verwalter offen. Die tatsächlichen und rechtlichen Voraussetzungen würden weiter überprüft, hieß es. Auch den laufenden Investorenprozess treibe man gemeinsam mit der Geschäftsführung «unter Hochdruck» voran. Derzeit fänden laufend Gespräche mit Interessenten statt. Dazu zählten strategische Investoren aus der Branche ebenso wie Finanzinvestoren, erklärte ein Sprecher der Verwalter.

Die deutsche Thomas Cook GmbH mit rund 2000 Beschäftigten hatte am 25. September beim Amtsgericht Bad Homburg die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens beantragt. Als vorläufige Verwalter wurden die Rechtsanwälte Fabio Algari, Ottmar Hermann und Julia Kappel-Gnirs eingesetzt. Management und Belegschaft hatten auf einen staatlichen Überbrückungskredit gesetzt nach dem Vorbild der Thomas-Cook-Schwester Condor. In Rede waren 375 Millionen Euro, wie dpa aus Koalitionskreisen erfahren hatte.

Thomas Cook hat mit seinen Marken wie Neckermann, Bucher und Öger sämtliche Reisen für dieses Jahr abgesagt. 140 000 Touristen müssen nun auf Entschädigungen hoffen, für die die Zurich-Versicherung mit einem Volumen von 110 Millionen Euro zuständig ist. Die Löhne und Gehälter der Mitarbeiter sind früheren Angaben zufolge bis Ende November 2019 durch das Insolvenzgeld gesichert.

Anders als der Reiseveranstalter hat die Condor ihren Betrieb nicht unterbrochen und auch keinen Insolvenzantrag gestellt. Sie hat damit Zeit gewonnen, in einem so genannten Schutzschirmverfahren über den Winter einen neuen Investor zu finden. Mehrere konzernfremde Veranstalter hatten sich für einen Fortbestand des Ferienfliegers ausgesprochen, um auf dem Airline-Markt eine gewisse Konkurrenzsituation zur Lufthansa und den Billigfliegern zu bewahren. Das deutsche Veranstaltergeschäft der Thomas Cook Group würden die Konkurrenten hingegen liebend gerne selbst übernehmen und haben ihre Hotelkapazitäten bereits entsprechend ausgeweitet. (dpa)


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Radelnd unterwegs zwischen alten Fachwerkhäusern oder durch urwaldartige Rheinauen, Zweirad-Hopping zu urigen Hofläden oder mit der Picknickdecke auf dem Gepäckträger zu den idyllischen Queichwiesen – die Südpfalz lockt mit jeder Menge Gelegenheiten für aktive Urlaubsmomente. Erstmalig können Pedalritter im Frühsommer 2024 zwei Spargel- und Erdbeer-Touren erfahren oder am Aktionstag „Radel ins Museum“ Museen der Landkreise Germersheim und Südliche Weinstraße entdecken.

Pinterest ist Anlaufstelle für Millionen von Nutzern, die nach Reiseinspiration suchen. Auf der Plattform werden eine Milliarde Suchanfragen zum Thema Reisen pro Jahr verzeichnet. Welche Anfrage rund im das Reisen besonders beliebt sind, hat Pinterest jetzt veröffentlicht.

Als Kreuzfahrt-Stadt wird Hamburg immer beliebter: 2023 gingen so viele Passagiere wie noch nie in der Hansestadt aufs Schiff. Der Schiffstourismus in der Hansestadt soll auch nachhaltiger werden.

Zehntausende Menschen haben am Samstag unter dem Motto «Die Kanaren haben eine Grenze» gegen Massentourismus demonstriert. Insgesamt 55 000 Demonstranten forderten eine Obergrenze der Zahl der Touristen oder etwa bezahlbaren Wohnraum für Einheimische.

235 Vertreter der internationalen Reiseindustrie und 110 Medienvertreter aus 38 Ländern nehmen am 50. Germany Travel MartTM (GTM) der DZT in Chemnitz teil. Vom 21. Bis 23. April 2024 informieren sie sich beim GTM über die neuesten Trends, Entwicklungen und touristischen Produkte in Deutschland, lernen die Region kennen und verhandeln Geschäftsabschlüsse.

Als erste Stadt der Welt verlangt Venedig jetzt Eintritt: Wer ein paar Stunden zwischen Markusplatz und Rialtobrücke verbringen will, muss zahlen. Die Tourismusbranche beobachtet das genau.

Amsterdam will die Hälfte der anlegenden Flusskreuzfahrtschiffe streichen. Innerhalb von fünf Jahren solle die Zahl der Schiffe, die in der Stadt anlegen dürfen, halbiert werden. Die Stadt schätzt, dass dadurch pro Jahr rund 270 000 Touristen weniger die Stadt besuchen werden. 

 

Mehr als 11 Millionen verkaufte Tickets, von vielen als Tarifrevolution gefeiert: Das Deutschlandticket im Nah- und Regionalverkehr wird bald ein Jahr alt. Seit dem 1. Mai 2023 kann es bundesweit im Nah- und Regionalverkehr genutzt werden. Der monatliche Preis liegt in der Regel bei 49 Euro - aber wie lange noch?

Der Reisekonzern FTI wechselt den Besitzer und soll frisches Kapital bekommen. Das in der Corona-Krise in Bedrängnis geratene Unternehmen sieht darin die Grundlage für Wachstum.

Vom Flughafen Hahn hat Billigflieger Ryanair den deutschen Markt aufgerollt. Auch 25 Jahre später spielt der Hunsrück-Flughafen noch eine Rolle in der Strategie der Iren.