Die meisten Reisenden würden mehr zahlen für klimafreundlicheres Fliegen

| Tourismus Tourismus

Die Nachfrage nach Fernreisen hat sich in den vergangenen eineinhalb Jahren deutlich erholt, liegt aber immer noch unter dem Vor-Pandemie-Niveau. Dieses wird voraussichtlich auch 2023 nicht erreicht. Das zeigt die Roland Berger-Studie "Destination unknown: The future of long-distance travel".

Einerseits reisen - vor allem durch Nachholeffekte - wieder deutlich mehr Menschen, gleichzeitig steigt im Vergleich zu 2021 die Zahl der Befragten, die angeben, dass sie künftig weniger reisen wollen. Als Grund werden neben der verstärkten Nutzung von Online-Kommunikation immer öfter auch ökologische Bedenken genannt. Für die Studie führten die Experten Marktanalysen sowie eine groß angelegte Umfrage mit rund 7.000 Verbrauchern in sieben Ländern durch.

"Die Aufhebung der Covid-bedingten Reisebeschränkungen hat dem Flug- und Bahnverkehr in den vergangenen 18 Monaten weltweit einen starken Schub verliehen", sagt Jan-Philipp Hasenberg, Partner bei Roland Berger. "Trotzdem liegt die Nachfrage in den wichtigsten Märkten immer noch unter dem Niveau von vor der Pandemie. Zudem setzen weitere Faktoren wie die steigenden Energie- und Kraftstoffpreise oder der Fachkräftemangel die Anbieter unter Druck, ihre Betriebsabläufe effizienter zu gestalten."

Zunahme der Reisetätigkeit durch Nachholeffekte

Verglichen mit Ergebnissen der Vorgängerstudie aus 2021 sowie einem Prä-Covid-Index von 2019 zeigen sich deutliche Veränderungen im Reiseverhalten für Langstrecken. So stieg etwa in den USA die Nachfrage nach Flügen im ersten Halbjahr 2022 auf 87 Prozent des Vor-Covid-Niveaus; 18 Prozentpunkte mehr als 2021. Auch in Europa erholte sich der Luftverkehr, trotz Ukrainekrieg und wirtschaftlicher Herausforderungen. Im ersten Halbjahr 2022 lag die Nachfrage bereits wieder bei 60 bis 80 Prozent des Niveaus vor der Pandemie; 2021 waren es noch 20 bis 40 Prozent. Ähnlich beim europäischen Bahnverkehr: Er erholte sich auf etwa 75 Prozent des Niveaus vor Covid. In China hingegen sank die Nachfrage nach Flugreisen aufgrund der Covid-Restriktionen im ersten Halbjahr 2022 auf nur 32 Prozent des Vor-Pandemie-Niveaus, während sie 2021 noch bei 74 Prozent lag. Auch die Nachfrage nach Bahnreisen ging von 2021 auf 2022 um 37 Prozent zurück.

Kritischere Einstellung der Verbraucher zu Langstreckenreisen

Die Gesamtnachfrage nach Fernreisen wird voraussichtlich auch im kommenden Jahr unter dem Vor-Covid-Niveau bleiben. Das schließen die Studienautoren aus der weltweiten Verbraucherbefragung. In allen Schwerpunktmärkten planen die Befragten deutlich weniger Reisen als vor der Pandemie. So sank die Zahl der erwarteten Geschäftsreisen gegenüber 2019 um 28 Prozent und lag damit sogar nochmals fünf Prozentpunkte niedriger als bei der Umfrage 2021. Bei geplanten Privatreisen lag der Rückgang bei 19 Prozent (2021: 18%). Besonders stark zeigt sich die Zurückhaltung der Verbraucher bei weiten Strecken: Die Zahl der geplanten interkontinentalen Geschäftsreisen sank auf 42 Prozent des Vor-Covid-Niveaus; 22 Prozentpunkte weniger als 2021.

Hauptgrund für das geänderte Mobilitätsverhalten ist die vermehrte Nutzung von Online-Kommunikation, sowohl bei Geschäftsreisen (von 61% der Befragten genannt) als auch bei Privatreisen (40%). Dahinter folgen bei Geschäftsreisen geänderte Reiserichtlinien (43%), neue gesetzliche Vorschriften (38%) und mit zunehmender Tendenz ökologische Gründe (37%; +8 ggü. 2021). Bei Privatreisen liegen auf dem zweiten Rang gesetzliche Vorschriften, finanzielle sowie ebenfalls ökologische Gründe mit jeweils 36%.

"Wie wichtig den Befragten der Faktor Umwelt- und Klimaschutz ist, belegen zwei Kernergebnisse unserer Umfrage: Zum einen plant eine Mehrheit, Flugreisen zugunsten von Bahn- oder Autoreisen einzuschränken. Zum anderen sind mit 90 Prozent fast alle Befragte bereit, 20 Prozent mehr für Flugtickets zu zahlen, wenn damit die Klimaauswirkungen von Flügen reduziert werden können", betont Hasenberg. "Dementsprechend ist es für viele Anbieter derzeit das Top-Thema, ihre Angebotspalette um 'Grüne Produkte' mit entsprechend angepassten Preisen zu erweitern."


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Auf Sylt könnte sich bald nur noch ein Bruchteil der gegenwärtigen Ferienwohnungen befinden. Der Grund: Etwa jede dritte Ferienwohnung werde laut Kreisbaurat illegal vermietet. Der stellvertretende Bürgermeister befürchtet bereits dramatische Auswirkungen für Sylter Hausbesitzer.

TUI Cruises lässt es mit dem neuen Event-Reiseformat MeerBeats krachen und bringt Die Fantastischen Vier als Headliner der Reise auf die Mein Schiff 7. Fünf Sterne deluxe, DJ Thomilla und die Flying Steps haben sich ebenfalls angekündigt.

Über 60 Prozent der Deutschen wollen diesen Frühling laut Umfrage verreisen. Was die Destination angeht, sind die Vorlieben sehr unterschiedlich. Asien und Südamerika liegen bei den Deutschen hoch im Kurs. Die tatsächlich gebuchten Reiseziele liegen dann jedoch meist näher.

Klassische Badeferien am Mittelmeer mit Flug und All-inclusive: Das ist ein Musterbeispiel für Pauschalurlaub. Doch die abgesicherte Reiseform verändert sich - beschleunigt durch neue Tools.

Im Januar 2024 verbuchten die Beherbergungsbetriebe in Deutschland 25,3 Millionen Übernachtungen in- und ausländischer Gäste. Wie das Statistische Bundesamt mitteilt, waren das 5,7 Prozent mehr als im Januar 2023. Das war der höchste Januar-Wert seit 2020, als es 26,9 Millionen Übernachtungen gab.

Die Staatliche Agentur für Tourismusentwicklung der Ukraine (SATD) hat auf dem ITB Kongress in Berlin eine neue Kampagne mit dem Titel "We Are Here: Brave Hearts of Ukraine" vorgestellt.

Trotz umfangreicher Streiks verzeichnete die ITB Berlin in diesem Jahr mit knapp 100.000 Teilnehmern einen leichten Zuwachs. international präsentierten sich über 5.500 Aussteller aus 170 Ländern, die 27 Messehallen des Berliner Messegeländes füllten.

Die gemeinnützige Klimaschutzorganisation myclimate hat auf der ITB Unternehmen und Organisationen aus der Branche mit den myclimate-Awards ausgezeichnet. Preisträger waren die Twerenbold Gruppe und die Hochschule Luzern aus der Schweiz sowie das GreenSign Institut aus Deutschland.

Wegen Restaurierungen war die Besucherzahl im Märchenschloss zuletzt niedrig. Auch künftig bleibt es bei kleineren Führungen. Unmut vor Ort gibt es nicht, obwohl Hunderttausende Touristen fehlen.

Die Dertour Group gibt einen Einblick in ihr Wachstum und die jüngsten Buchungszahlen. Die Gruppe konnte im Jahr 2023 von einer starken Nachfrage nach Reisen profitieren. Entsprechend optimistisch ist auch der Ausblick auf das Reisejahr 2024.