Von Jürgen Ruf, dpa
Das Schild über der Eingangstür mit der Aufschrift «Schwarzwaldklinik» ist noch da. Es ist, auch nach drei Jahrzehnten, ein beliebtes Fotomotiv. Touristen pilgern zu dem Sanatorium im Schwarzwald, das als Symbol für Fernsehunterhaltung der 1980er steht. Das markante Klinikgebäude in Glottertal bei Freiburg, gebaut vor 106 Jahren, war die Außenkulisse der «Schwarzwaldklinik». Die letzte Folge dieser ZDF-Serie wurde 1989, also vor 30 Jahren, ausgestrahlt. Im Scheinwerferlicht des Fernsehens steht das Gebäude seither nicht mehr. Doch ein Besuchermagnet ist es bis heute.
«Es ist wie eine Zeitreise», sagt der Mann aus dem Rheinland, der seinen Sommerurlaub im Schwarzwald für eine Visite des Fernsehkrankenhauses nutzt. Er ist nicht allein an diesem Tag. Auf der Straße zur Klinik stehen auch mehrere Touristen aus Italien, die sich über den Anblick des Sanatoriums sichtlich freuen. «Die Serie lief auch im italienischen Fernsehen», sagen sie: «Es werden Erinnerungen wach, wenn man die Klinik nun in Wirklichkeit sieht.»
Heile Welt wie im Fernsehen suchen die Besucher nicht, wie einer von ihnen sagt: «Es ist einfach interessant, sich mal vor Ort ein Bild zu machen. Auch wenn klar ist, dass von damals keiner mehr da ist.»
Die «Schwarzwaldklinik» ist nach Angaben des ZDF die bis heute populärste und erfolgreichste deutsche Fernsehunterhaltungsserie. Sie lief von 1984 bis 1989 und erreichte weltweit ein Millionenpublikum. Die Klinik in Glottertal wurde mit ihr zu Deutschlands bekanntester Fernsehkulisse. Gedreht wurde die Krankenhausserie im Schwarzwald, dort löste sie in den 80er und 90er Jahren einen Touristenboom aus.
Auch drei Jahrzehnte nach dem Ende der Serie hat die Neugier Bestand, wie ein Sprecher der Schwarzwald-Tourismus-Gesellschaft in Freiburg sagt: «Die Drehorte von damals zählen noch heute zu den beliebten Ausflugszielen im Schwarzwald - allen voran der Bau in Glottertal.» Aber auch das Heimatmuseum Hüsli in Grafenhausen im Hochschwarzwald (Kreis Waldshut), im Fernsehen das Wohnhaus von Chefarzt Professor Brinkmann, gehört dazu. Es zählt laut Betreiber jährlich rund 20 000 Besucher - als die Serie lief, war es das Fünffache.
«Der große Hype ist natürlich vorbei», sagt Karl Josef Herbstritt (CDU), Bürgermeister der rund 3200 Einwohner zählenden Gemeinde Glottertal nördlich von Freiburg: «Aber das Interesse ist immer noch da. Das zeigen auch die Anfragen in unserer Tourismus-Information.» Die «Schwarzwaldklinik» sei ein Phänomen, das noch immer fasziniere.
Urlauber und Ausflugsgäste fragen nach der Klinik und pilgern dorthin, vor allem in der Sommersaison. «Gezielt bewerben möchten wir dieses Ausflugsziel nicht», sagt der Bürgermeister. Das Areal rund um die Klinik wurde aber modernisiert und mit Hinweistafeln versehen, um über Serie und Drehorte zu informieren. «Menschen, die die Serie im Fernsehen gesehen haben, schauen vorbei - oft auch mit ihren Kindern oder Enkeln», sagt Herbstritt: «Und das, obwohl der Nachwuchs die Serie, wenn überhaupt, ja meist nur aus Erzählungen kennt.»
Auf den Platz direkt vor den Carlsbau, wie die «Schwarzwaldklinik» in Wirklichkeit heißt, dürfen Touristen nicht. Schilder weisen deutlich auf ein dort geltendes Fotografierverbot hin. Und auch das Innere des im Jugendstil errichteten Hauses ist tabu. Denn dort ist seit fünf Jahren eine Fachklinik für psychosomatische Medizin untergebracht.