Dienstreisen können das Verhältnis von Arbeitnehmern und Unternehmen belasten

| Tourismus Tourismus

51 Prozent der Mitarbeiter sind sich nicht sicher oder wissen nicht einmal, ob sie eine Firmenreiserichtlinie haben. Dies zeigt eine aktuelle Umfrage von TravelPerk. Die Unkenntnis über Vorschriften erhöht das Risiko von Compliance-Verstößen in deutschen Unternehmen und belastet die Beziehung zwischen Mitarbeitern und Unternehmen.

Nur 34 Prozent der Geschäftsreisenden geben an, dass sie die Reisevorgaben ihres Unternehmens kennen und befolgen. Drei Prozent missachtet Regeln sogar bewusst. Jeder zehnte gab an, seine Firma habe keine festgeschriebenen Regelungen (13 Prozent). Das Unwissen über Richtlinien-konforme Geschäftsreisen sorgt auf zwei Seiten für Verunsicherung und Frust: zum einen bei den Mitarbeitern, die nicht wissen, welche Reiseoptionen sie buchen dürfen und zu welchem Preis und sich so oftmals nicht darüber im Klaren sind, wann sie gegen Vorgaben Ihres Arbeitgebers verstoßen und wann nicht. Zum anderen bei den Unternehmen selbst, die fürchten müssen, dass ihre Richtlinien umgangen werden.

Auch belastet die Unsicherheit das Verhältnis von Unternehmen zu ihren Mitarbeitern. Arbeitgeber müssen ihren Angestellten vertrauen können, während diese sich möglicherweise alleine gelassen und nicht genug informiert fühlen. Falsche Rechnungen, mehrfache Rückfragen oder unnötig lange Freigabeschleifen können die Folge sein und einen enormen Mehraufwand für beide Parteien verursachen. Die Mehrheit der Befragten (49 Prozent) nutzt zur Reiseplanung und Buchung kein spezielles Firmentool, sondern buchen einfach über gängige Verbraucher-Plattformen wie Booking.com oder Skyscanner. 23 Prozent bucht über ein professionelles Business-Tool, weitere 24 Prozent haben einen Teamkollegen, der das Travel Management übernimmt und nur 4 Prozent nutzen ein externes Reisebüro.

Modernes Geschäftsreisemanagement erfüllt Anforderungen beider Seiten

„Insbesondere bei der Hotel-Bezahlung vor Ort nehmen Mitarbeiter oft eine nicht Finanzamt-konforme Rechnung mit, was zu Mehraufwand führt. Das kann einfacher sein, wir zum Beispiel bieten hier die Möglichkeit an, alle Reiseprodukte wie Hotels, Züge, Mietwagen und Co. für die Firmen im Voraus zu bezahlen. Unternehmen bekommen so eine zentrale Abrechnung für alle Leistungen, die komplexe Finanzprozesse überflüssig machen”, sagt Eugen Triebelhorn, Deutschland-Geschäftsführer von TravelPerk.

„In Gesprächen mit deutschen Kunden stellen wir jedoch fest, dass sie technologisch bei Geschäftsreisen hinterherhinken. Dabei müssten Unternehmen die genannten Probleme mit modernen Travel-Management-Lösungen nicht fürchten. Mit diesen können sie getrost Buchungen über alle auf dem Markt verfügbaren Kanäle zulassen, zum Beispiel über GDS-Systeme der Reisebüros, ebenso Direktangebote und sogar Verbraucher-Plattformen – denn alle Buchungen erfolgen automatisch innerhalb aller Reiserichtlinien und gesetzlichen Vorgaben. Das lindert Frust auf beiden Seiten, da Compliance-Verstöße so unmöglich werden.“

Unmanaged Business Travel Management hat rechtliche Konsequenzen

Unternehmen sollten das Thema Compliance nicht auf die leichte Schulter nehmen, denn es kann weitreichende Folgen haben. So könnte ein Mitarbeiter bei Verstößen gegen die Reiserichtlinie auf vorgestreckten Aufwendungen sitzen bleiben. Das ist sogar noch das kleinere Übel. „Verstöße gegen die unternehmensinternen Richtlinien können ab der ersten Zuwiderhandlung zu Abmahnungen des Arbeitnehmers führen“, erklärt Carsten Beisheim, Partner der Anwaltskanzlei Bird & Bird. Bei mehrfachen Verstößen darf der Arbeitgeber den Arbeitnehmer sogar kündigen. „Je nach Rechtsfolgen, die in Reiserichtlinie, Tarifvertrag, Betriebsvereinbarung oder Arbeitsvertrag festgelegt wurden, kann der Arbeitgeber bei Verstößen auch diese zu Rate ziehen“.

Fehlverhalten der Mitarbeiter kann auf die Geschäftsleitung zurückfallen. „Reicht ein Mitarbeiter beispielsweise Reisekosten ein, die nicht erstattet werden müssten, die aber dennoch erstattet werden, weil keine ausreichende Prüfung vorgesehen ist, entsteht dem Unternehmen ein Schaden. Für diesen Schaden kann letztlich die Geschäftsleitung haften“, erklärt Beisheim. Mitarbeiter müssen daher genau auf eine korrekte Einhaltung der Unternehmensrichtlinien achten.

Freiheit für die Dienstreisenden, Kontrolle für Unternehmen

Dass Geschäftsreisen bei schlechter Organisation, Kommunikation und Abwicklung die Beziehung zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber schaden können, zeigen weitere Umfrageergebnisse: Mehrals jeder zweite Geschäftsreisende (55 Prozent) hat sich schon mal von seinem Arbeitgeber übers Ohr gehauen gefühlt. Demnach kritisiert jeder fünfte Arbeitnehmer (21 Prozent), dass die Reisezeit nicht als Arbeitszeit gezählt werde.

Weitere 24 Prozent kritisieren, dass Dienstreisen aus Kostengründen früh morgens oder am späten Abend erfolgen müssen, um keine zusätzlichen Übernachtungen zu buchen oder dass reisebedingte Überstunden nicht kompensiert werden (24 Prozent). Weiteres Ärgernis: 32 Prozent beklagen, ständig Buchungen aus ihrer privaten Tasche im Voraus bezahlen zu müssen. Jeder vierte wünscht sich mehr Flexibilität und Wahlmöglichkeiten.

“Unternehmen wollen die Kosten von Geschäftsreisen möglichst gering halten“, sagt Eugen Triebelhorn. „Dabei wollen wir sie unterstützen. Allerdings muss das nicht bedeuten, dass Arbeitnehmer Abstriche in Sachen Bequemlichkeit oder Freiheit machen müssen. Firmen sollten ihre Mitarbeiter auf keinen Fall zusätzlich belasten und von ihnen fordern, in Vorkasse zu gehen. Ebenso kann ein größeres Angebot an Hotels oder Verkehrsmitteln das Verhältnis beider Parteien verbessern: Es erfüllt die Wünsche der Arbeitnehmer und senkt die Kosten, da Mitarbeiter so zum besten Preis buchen können. Auch können Arbeitgeber Talente mit einer positiveren Geschäftsreise-Kultur sogar an sich binden. So profitieren beide Seiten.“

Ein einheitliches, digitales Geschäftsreise-Management-Tool ist vor allem wichtig, weil deutsche Arbeitnehmer geschäftlich viel unterwegs sind: Jeder zweite Mitarbeiter (47,2 Prozent) reist einmal im Monat oder sogar häufiger. Rund jeder fünfte (19 Prozent) ist sogar mindestens einmal pro Woche geschäftlich auf Achse. Damit auf beide Seiten keine Unkosten und Reibungen entstehen, sollten Unternehmen ihre Geschäftsreiseprozesse klar Regeln und eine positive Routine etablieren.


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Thüringens Tourismusbranche hat im vergangenen Jahr mehr Umsatz erwirtschaftet. Tagesausflüge sorgen für fast die Hälfte. Wie viel geben Besucher im Schnitt aus – und wer profitiert am meisten?

Die Nachfrage nach Outdoor-Aktivitäten in deutschen Urlaubsregionen ist auch in den Herbst- und Wintermonaten groß. Eine aktuelle Analyse zeigt, welche Regionen dabei am beliebtesten sind und welche Aktivitäten im Fokus stehen.

Die klassischen Kennzahlen zur Messung des touristischen Erfolgs, wie Ankünfte und Übernachtungen, reichen nicht mehr aus, um die Entwicklung einer Destination ganzheitlich zu beurteilen. Zu diesem Schluss kamen Fachleute aus Tourismus und Wissenschaft beim dritten Jahresdialog des Bayerischen Zentrums für Tourismus (BZT) in Kempten.

Der Einzelhändler Tchibo ist mit dem Angebot „Tchibo Travel“ in das Reisesegment zurückgekehrt. Über die Plattform tchibo-travel.de können Kundinnen und Kunden ab sofort Urlaubsangebote buchen, die Vorteile umfassen.

Der europäische Ski-Preisindex von Holidu liefert Wintersportfans einen Überblick über die Gesamtkosten in der Saison 2025/26. Die Analyse berücksichtigt Skigebiete in Europa mit mehr als 20 Pistenkilometern und kombiniert die Tagespreise für Skipässe mit den Unterkunftskosten.

Mallorca gilt seit Jahrzehnten als das beliebteste Reiseziel der Deutschen im Ausland. Doch das Bild bekommt plötzlich Risse. Die Sonnen-Insel verliert für viele im kühlen Norden an Glanz. Warum?

Der Touristikkonzern streicht Angebote wie Delfinschwimmen und Ausflüge zu Parks, in denen Meeressäuger Kunststücke vorführen, aus seinen Ausflugsprogrammen. Was dahintersteckt.

Die Investitions- und Marketinggesellschaft Sachsen-Anhalt lädt Investoren zu einer exklusiven Reise ein, um die touristischen Entwicklungsstandorte des Landes kennenzulernen. Vom 24. bis 26. November 2025 erleben die Teilnehmenden, welche Potenziale Sachsen-Anhalt zwischen Welterbekultur, Naturerlebnissen und moderner Infrastruktur zu bieten hat. Jetzt mehr erfahren und teilnehmen.

Der neue Reisetrendreport von Marriott Bonvoy liefert Einblicke in die Planungen deutscher Urlauber für 2026: Die Nachfrage nach gezieltem Luxus, Urlaub im eigenen Land und interessenbasierten Reisen steigt. Zudem etabliert sich Künstliche Intelligenz als fester Bestandteil der Urlaubsplanung.

Der deutsche Campingsektor verzeichnete im Sommer 2025 einen neuen Übernachtungsrekord. Eine Analyse liefert detaillierte Zahlen zum Wachstum bei Inlands- und Auslandstouristen sowie zu den stärksten Regionen.