Flug-Chaos bis in den Herbst

| Tourismus Tourismus

Die Probleme im Luftverkehr können nach Einschätzung von Lufthansa-Chef Carsten Spohr nicht schnell gelöst werden. Die von Personalmangel, Teileknappheit und eingeschränktem Luftraum geprägte Situation werde sich «kurzfristig kaum verbessern», sagte der Chef der größten Airline-Gruppe Europas in einem Entschuldigungsschreiben an die Passagiere.

Während die Gewerkschaft Verdi über zunehmende Angriffe und gesundheitliche Belastungen für das Personal klagt, berichtet der Touristik-Konzern Tui von einer ungebrochenen Nachfrage. Verkehrsminister Volker Wissing ist nach eigener Aussage «selbst Opfer der schwierigen Zustände an den Flughäfen geworden». Der FDP-Politiker verwies im «Kölner Stadt-Anzeiger» (Mittwoch) auf viele gestrichene Flüge.

Die drei zuständigen Bundesminister für Verkehr, Inneres und Arbeit, Volker Wissing (FDP), Nancy Faeser (SPD) und Hubertus Heil (SPD) wollen am Mittwoch Maßnahmen zur kurzfristigen Abhilfe der Situation vorstellen. Daran hatte eine Koordinierungsgruppe auf Ebene der Staatssekretäre seit Mitte des Monats gearbeitet.

Tui-Deutschland-Chef Stefan Baumert sagte, «trotz aller Herausforderungen aufgrund von Personalengpässen in der Branche werden die Ferien für die überwiegende Mehrheit reibungslos verlaufen». Anders als manche Airlines will die konzerneigene Fluggesellschaft Tuifly keine Flüge streichen. Der Flugplan der eigenen Tuifly-Maschinen bleibe bestehen, wie auch Planungen für zusätzliche Reserveflugzeuge zu Spitzenzeiten, sagte Baumert am Montagabend in Berlin.

Dem Manager zufolge stieg die Nachfrage nach Sommerreisen in den vergangenen Wochen deutlich und liegt «durchgängig über dem Niveau von 2019». «Wir holen rasant auf und sind mehr als zuversichtlich, dass wir in diesem Jahr ein Sommergeschäft sehen, das an 2019 herankommt», bekräftigte Baumert frühere Erwartungen. Auch die Buchungen für die Monate September und Oktober zögen seit einigen Tagen kräftig an.

Tui könne nicht feststellen, dass sich die Menschen wegen Problemen bei der Abfertigung an Flughäfen mit Buchungen zurückhielten. Es gebe auch keine Hinweise darauf, dass Kunden bei den sogenannten Flextarifen verstärkt die Option nutzten, kostenfrei bis 15 Tage vor Abreise umzubuchen oder zu stornieren. «Sie wollen alle in Urlaub», sagte Baumert. «Aber wir verzeichnen Rekordwerte bei den Anrufen bei unseren Kundenhotlines.»

Lufthansa-Chef Carsten Spohr stimmte die Passagiere hingegen auf weitere Schwierigkeiten ein. Zwar plane die Branche allein in Europa mehrere tausend Neueinstellungen. «Dieser Kapazitätsaufbau wird sich allerdings erst im kommenden Winter stabilisierend auswirken können.» Er entschuldigte sich im Namen des Unternehmens dafür, dass nach dem Corona-Einbruch das «Hochfahren des komplexen Luftverkehrssystems von fast Null auf derzeit wieder fast 90 Prozent» nicht zur angestrebten Verlässlichkeit, Pünktlichkeit und Robustheit geführt habe. Der Manager räumte eigene Fehler ein und stellte fest, dass auch dem Lufthansa-Konzern in einigen Bereichen Personal fehle.

Wissing schloss eine langfristige Veränderung bei der Organisation der Sicherheitskontrollen an den Flughäfen nicht aus. Sie liegt derzeit in den Händen von Privatunternehmen, die Bundespolizei übernimmt lediglich die Aufsicht. Ob das Modell Bayerns für ganz Deutschland die beste Lösung sei, könne er nicht beurteilen, sagte Wissing laut «Kölner Stadt-Anzeiger». In Bayern werden die Kontrollen von einer Luftsicherheitsgesellschaft organisiert, an der der Freistaat 51 Prozent der Anteile hält.

Der Flughafenverband ADV forderte, die großen Flughäfen sollten private Sicherheitsdienstleister selbst auswählen und steuern dürfen - und nicht die Bundspolizei, wie es derzeit die Regel sei. «Wir sehen aktuell ein grundlegendes Problem in der Luftverkehrsbranche, einen eklatanten Personalmangel», sagte ADV-Geschäftsführer Ralph Beisel zu t-online. «Der Bund sollte daher die Luftsicherheitsgesetzgebung alsbald anpassen. Die Flughäfen wissen am besten, wie viele Mitarbeiter in den Kontrollspuren benötigt werden», fügte Beisel hinzu. Aushilfskräfte aus dem Ausland könnten «voraussichtlich ab Anfang August eingesetzt werden. Das wird die Lage sichtlich entspannen.»

Die Gewerkschaft Verdi klagte über zunehmende körperliche und psychische Gewalt gegen das Personal in den Terminals. «Wir sehen, dass der Frust der Fluggäste immer häufiger an Beschäftigten ausgelassen wird, die gar nichts für die Probleme können», sagte Verdi-Gewerkschaftssekretär Sven Bergelin den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Auch die hohe Krankenquote an deutschen Flughäfen ist laut der Gewerkschaft ein Problem. «Aufgrund der hohen Belastungen vor Ort haben wir momentan eine Krankenquote von 20 Prozent an den Flughäfen», sagte Bergelin.

Beim Veranstalter Tui sind nach mehr als zwei Jahren Corona-Pandemie klassische Reiseziele vor allem rund ums Mittelmeer gefragt, insbesondere die Türkei. Antalya hat sich demnach auf Platz zwei hinter Mallorca geschoben. Auch Griechenland werde weiterhin stark nachgefragt. «Kreta steuert auf eine Rekordsaison zu», berichtete Baumert. Auch Portugal, Zypern und Ägypten legten aktuell kräftig zu. Bei Autoreisen stehen demnach vor allem die deutsche Ostseeküste und die Oberitalienischen Seen im Fokus.


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Auf Sylt könnte sich bald nur noch ein Bruchteil der gegenwärtigen Ferienwohnungen befinden. Der Grund: Etwa jede dritte Ferienwohnung werde laut Kreisbaurat illegal vermietet. Der stellvertretende Bürgermeister befürchtet bereits dramatische Auswirkungen für Sylter Hausbesitzer.

TUI Cruises lässt es mit dem neuen Event-Reiseformat MeerBeats krachen und bringt Die Fantastischen Vier als Headliner der Reise auf die Mein Schiff 7. Fünf Sterne deluxe, DJ Thomilla und die Flying Steps haben sich ebenfalls angekündigt.

Über 60 Prozent der Deutschen wollen diesen Frühling laut Umfrage verreisen. Was die Destination angeht, sind die Vorlieben sehr unterschiedlich. Asien und Südamerika liegen bei den Deutschen hoch im Kurs. Die tatsächlich gebuchten Reiseziele liegen dann jedoch meist näher.

Klassische Badeferien am Mittelmeer mit Flug und All-inclusive: Das ist ein Musterbeispiel für Pauschalurlaub. Doch die abgesicherte Reiseform verändert sich - beschleunigt durch neue Tools.

Im Januar 2024 verbuchten die Beherbergungsbetriebe in Deutschland 25,3 Millionen Übernachtungen in- und ausländischer Gäste. Wie das Statistische Bundesamt mitteilt, waren das 5,7 Prozent mehr als im Januar 2023. Das war der höchste Januar-Wert seit 2020, als es 26,9 Millionen Übernachtungen gab.

Die Staatliche Agentur für Tourismusentwicklung der Ukraine (SATD) hat auf dem ITB Kongress in Berlin eine neue Kampagne mit dem Titel "We Are Here: Brave Hearts of Ukraine" vorgestellt.

Trotz umfangreicher Streiks verzeichnete die ITB Berlin in diesem Jahr mit knapp 100.000 Teilnehmern einen leichten Zuwachs. international präsentierten sich über 5.500 Aussteller aus 170 Ländern, die 27 Messehallen des Berliner Messegeländes füllten.

Die gemeinnützige Klimaschutzorganisation myclimate hat auf der ITB Unternehmen und Organisationen aus der Branche mit den myclimate-Awards ausgezeichnet. Preisträger waren die Twerenbold Gruppe und die Hochschule Luzern aus der Schweiz sowie das GreenSign Institut aus Deutschland.

Wegen Restaurierungen war die Besucherzahl im Märchenschloss zuletzt niedrig. Auch künftig bleibt es bei kleineren Führungen. Unmut vor Ort gibt es nicht, obwohl Hunderttausende Touristen fehlen.

Die Dertour Group gibt einen Einblick in ihr Wachstum und die jüngsten Buchungszahlen. Die Gruppe konnte im Jahr 2023 von einer starken Nachfrage nach Reisen profitieren. Entsprechend optimistisch ist auch der Ausblick auf das Reisejahr 2024.