Große Nachfrage: Reiseveranstalter erwarten «hervorragenden Sommer»

| Tourismus Tourismus

Die rekordverdächtige Inflation und der Ukraine-Krieg scheinen die Reiselust der Menschen in Deutschland nach zwei Corona-Jahren nicht zu dämpfen - im Gegenteil. Reiseveranstalter berichten von kräftig gestiegenen Buchungen für den Sommer, die seit einigen Wochen das Niveau vor der Coronakrise übertreffen. Zudem lassen sich Sonnenhungrige die schönsten Wochen des Jahres teils mehr kosten. Sie buchten beispielsweise längere Urlaube und mehr Luxushotels, erläutert Branchenprimus Tui. Nachträgliche Preiserhöhungen oder Kerosinzuschläge schließen Tui, Der Touristik und Co. für bereits gebuchte Reisen aus.

«Der Urlaub steht nach langem Verzicht in diesem Jahr ganz oben auf der Wunschliste der Deutschen, selbst steigende Energiekosten und zunehmende Inflation tun diesem Wunsch keinen Abbruch», beschreibt Norbert Fiebig, Präsident des Deutschen Reiseverbandes (DRV) die aktuelle Lage. Stattdessen gäben die Menschen bei einem insgesamt stabilen Preisniveau bei Pauschalreisen in diesem Jahr sogar mehr für den Urlaub aus.

Viele Veranstalter haben einen großen Teil der Flug- und Hotelkontingente im vergangenen Jahr zu damaligen Preisen eingekauft. Je näher das Abreisedatum rückt, desto teurer kann es allerdings für Kurzentschlossene werden, weil die Reise möglicherweise nicht mehr aus dem bestehenden Kontingent bedient werden kann. Nach Einschätzung von Tui-Chef Fritz Joussen könnte es in diesem Jahr weniger Last-Minute-Schnäppchen geben.

Nach einer Umfrage der GfK-Konsumforscher im Auftrag des Bayerischen Zentrums für Tourismus (BZT) möchten 69 Prozent der Befragten, die generell verreisen, in diesem Sommer auf jeden Fall in den Urlaub fahren. Dabei ist ein niedriger Preis für jeweils ein Drittel der Reisewilligen, die noch nicht gebucht haben oder noch unsicher sind, ein wichtiges Kriterium für die Wahl des Urlaubsziels.

Flugpassagiere müssen sich wegen gestiegener Treibstoffkosten infolge des Ukraine-Krieges jedenfalls auf höhere Ticketpreise im Sommer einrichten. Darauf weisen die Luftverkehrskonzerne Lufthansa und Air France-KLM hin. «Steigende Kosten müssen wir an unsere Kunden weitergeben», sagte Lufthansa-Finanzchef Remco Steenbergen jüngst.

Eine Delle bei den Buchungen stellte der Reisekonzern FTI Group nach Beginn des Ukraine-Krieges fest. Inzwischen habe die Nachfrage wieder stark angezogen, sagt FTI-Chef Ralph Schiller. «Der Buchungseingang ist für die gesamte Zeit seit den Osterferien bis in den Herbst gut, und wir übertreffen in begehrten Zielgebieten die Vor-Corona-Zahlen von 2019.» Besonders gefragt sind Schiller zufolge unter anderem Ziele rund um das Mittelmeer, etwa Kroatien, Griechenland und die Türkei, sowie Ägypten. «Hier könnte es zu den begehrten Terminen in der Sommersaison eng werden mit den Plätzen.»

Auch Veranstalter Alltours spürt nach eigenen Angaben «einen enormen Nachholbedarf». Die täglichen Buchungseingänge für den Sommer lägen derzeit zwischen 40 und 80 Prozent über denen des Vor-Corona-Sommers 2019. «Für bereits gebuchte Reisen wird es bei Alltours definitiv keinen Kerosinzuschlag geben», betont eine Sprecherin.

DER Touristik berichtet von aktuell stabilen Preisen für die Türkei sowie die Balearen und die Kanaren. Langstreckentrips zum Beispiel nach Thailand oder in die Karibik seien sogar rund fünf Prozent günstiger als im vergangenen Sommer. Trotz des deutlich gestiegenen Buchungseingangs rechnet das Unternehmen nicht mit Engpässen zur Hauptreisezeit. «Allerdings gibt es eine extrem hohe Nachfrage nach qualitativ hochwertigen Produkten. Vor allem die Ziele Türkei, Griechenland und die Balearen sind sehr nachgefragt.»

Ungeachtet des aktuellen Booms liegen die Umsätze der Reisebüros und Veranstalter für das bisherige Tourismusjahr dem DRV zufolge insgesamt noch unter dem Niveau der Vergleichszeitraums von 2019. «Vor diesem Hintergrund rechnen wir zwar mit einem hervorragenden Sommer, werden das Vor-Corona-Niveau aber in diesem Jahr voraussichtlich noch nicht erreichen», bekräftigte Fiebig eine frühere Prognose. Für 2023 zeigte er sich vorsichtig optimistisch, trotz des nicht absehbaren Verlaufs des Ukraine-Kriegs und der gestiegenen Inflation. (dpa)


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Berlin hat im laufenden Jahr bisher weniger Besucherinnen und Besucher angezogen als in den Vorjahren. Knapp 9,2 Millionen Gäste besuchten in den ersten neun Monaten 2025 die Hauptstadt.

​​​​​​​Tripadvisor hat seine Finanzergebnisse für das dritte Quartal 2025 bekannt gegeben und gleichzeitig eine tiefgreifende Umstrukturierung eingeleitet. Diese Neuausrichtung soll das Unternehmen als einen durch Erlebnisse geführten und KI-fähigen Konzern positionieren. Als Folge der strategischen Verschiebung wird ein Personalabbau vorgenommen.

Die Europäische Union hat einen entscheidenden Schritt zur Harmonisierung der Emissionsberechnung im Transportwesen vollzogen. Nach langjährigem Prozess wurde eine politische Einigung erzielt. Diese schafft einen gemeinsamen Rahmen und legt eine einheitliche Methode zur Berechnung von Treibhausgasemissionen im Güter- und Personenverkehr fest.

Mehrere Millionen Menschen reisen jedes Jahr in ein kleines südbadisches Dorf, um den Europa-Park zu besuchen. Eine Schweizer Familie knackt eine besondere Marke - und bekommt Geschenke.

Sommer, Sonne, volle Strände – so stellen sich viele den Urlaub in Schleswig-Holstein vor. Doch auch im Winter zieht Deutschlands nördlichstes Bundesland zahlreiche Besucher an. Besonders der Dezember gilt als kleine Hochsaison.

Walfleisch und unversteuerte Zigaretten finden Beamte in Kiel und Hamburg immer wieder im Reisegepäck: Besonders während der Kreuzfahrt-Saison sind die Beamten von Zoll und Bundespolizei gefordert.

Die niedersächsische Tourismusbranche steht durch den Klimawandel vor großen Herausforderungen. Eine aktuelle Umfrage zeigt, dass fast 80 Prozent der Betriebe bei der Umsetzung von Anpassungsmaßnahmen vor allem an den Kosten scheitern.

Thüringens Tourismusbranche hat im vergangenen Jahr mehr Umsatz erwirtschaftet. Tagesausflüge sorgen für fast die Hälfte. Wie viel geben Besucher im Schnitt aus – und wer profitiert am meisten?

Die Nachfrage nach Outdoor-Aktivitäten in deutschen Urlaubsregionen ist auch in den Herbst- und Wintermonaten groß. Eine aktuelle Analyse zeigt, welche Regionen dabei am beliebtesten sind und welche Aktivitäten im Fokus stehen.

Die klassischen Kennzahlen zur Messung des touristischen Erfolgs, wie Ankünfte und Übernachtungen, reichen nicht mehr aus, um die Entwicklung einer Destination ganzheitlich zu beurteilen. Zu diesem Schluss kamen Fachleute aus Tourismus und Wissenschaft beim dritten Jahresdialog des Bayerischen Zentrums für Tourismus (BZT) in Kempten.