Italien lässt große Kreuzfahrtschiffe nicht mehr in die Lagune von Venedig

| Tourismus Tourismus

Italiens Regierung hat ein Einfahrverbot für große Kreuzfahrtschiffe durch die Lagune Venedigs beschlossen. Die Maßnahme gelte für Kreuzfahrtschiffe mit mehr als 25 000 Bruttoregistertonnen oder einer Länge über 180 Metern beziehungsweise mehr als 35 Metern Höhe, teilte die Regierung am Dienstagabend in Rom mit. Ab dem 1. August sollen keine Kreuzfahrer mehr durch die Lagune fahren. Das Verbot gilt auch für Pötte, die gewisse Abgasnormen überschreiten.

Schiffe, die als nachhaltig gelten oder nicht unter die Kriterien für das Verbot fielen, dürften weiterhin die Lagune passieren, hieß es weiter. Es könne sich dabei etwa um Kreuzfahrtschiffe mit einer Größenordnung von rund 200 Passagieren handeln. Die Regierung sah darin nach eigenen Angaben einen wichtigen Schritt zum Schutz der venezianischen Lagune.

Seit Jahren streiten Aktivisten, Einheimische und die Tourismus-Industrie um die Kreuzer in der Lagune. Sie hat mehrere kleine Landstreifen und Inseln und ist weitgehend vom offenen Meer abgetrennt. Dort liegt auch die historische Altstadt mit ihren Touristenattraktionen. Die Riesenschiffe zerstören nach Ansicht von Kritikern die Lagune, beschädigen die Fundamente der Stadt und verschmutzen die Luft. Der Kreuzfahrttourismus bringe der Stadt auch wenig wirtschaftliche Vorteile, weil die Passagiere dort nicht schliefen und oft nur wenig Geld ausgäben.

Der Verband der Kreuzfahrt-Reedereien sagte der Deutschen Presse-Agentur am Dienstagabend, das Verbot sei «keine schlechte Nachricht». Auf Venedig hätte die Industrie ohnehin in diesem Jahr keine Priorität gelegt. Nun habe man etwas mehr Planungssicherheit, da der Hafen in Marghera, an dem derzeit etwa Containerschiffe anlegen, für den Übergang als temporäre Anlegestelle dienen solle.

Das Infrastruktur-Ministerium teilte am Abend mit, dass für die Anlegestellen in Marghera 157 Millionen Euro an Investitionen bereitgestellt werden sollten. Minister Enrico Giovannini sagte, es sei ein unausweichlicher Schritt, um die Umwelt, Landschaft, Kunst und Kultur Venedigs zu schützen.

Dabei handelt es sich allerdings um eine Lösung auf Zeit. Parallel sucht der Hafen von Venedig nach Anlege-Vorschlägen außerhalb der Lagune für die Zukunft, damit die Schiffe nicht mehr durch den Canale della Giudecca, vorbei am berühmten Markusplatz fahren.

Bis zum 31. Dezember 2021 können Ideen vorgestellt werden, aus denen eine fünfköpfige Expertenrunde die drei besten aussucht. Dafür sollen bis zum 31. Dezember 2022 Machbarkeitspläne entwickelt werden. Bis zum 30. Juni 2023 soll das Gewinnerprojekt feststehen. Das Infrastruktur-Ministerium will dafür 2,2 Millionen Euro bereitstellen.

Der große Schock kam vor wenigen Wochen als Unesco-Experten vorschlugen, Venedig auf eine Negativ-Liste zu setzen, unter anderem wegen der Kreuzfahrtriesen. Sie hatte zum Beispiel gefordert, die Schiffe zu geeigneteren Häfen in der Umgebung umzuleiten. Die Kulturbehörde der Vereinten Nationen will ab Mitte Juli darüber entscheiden. Venedig und seine Lagune haben seit 1987 den Welterbestatus der Unesco. Das Label lässt sich touristisch gut für Einnahmen durch die örtliche Wirtschaft nutzen.

Der Kreuzfahrtbetrieb war wegen der Corona-Pandemie über Monate ausgesetzt. Erst seit kurzem legen wieder große Pötte, die theoretisch einige Tausend Menschen transportieren können, aus Venedig ab. Anfang Juni machte nach eineinhalb Jahren das erste Kreuzfahrtschiff unter lautstarken Protesten wieder die Leinen los.

Zurück

Vielleicht auch interessant

Die Tourismuspolitik der Landesregierung von Schleswig-Holstein hat aus Sicht der Branche Verbesserungspotenzial. Dies zeige das diesjährige Tourismus-Politbarometer, das der Tourismusverband Schleswig-Holstein am Dienstag in Kiel vorstellte.

Die Insolvenz des drittgrößten europäischen Reiseveranstalters FTI sorgt für Turbulenzen. Doch die Menschen werden dennoch reisen, erwartet Tourismusexperte Kirstges.

Der Reisekonzern FTI meldet Insolvenz an. Noch nicht begonnene Reisen würden voraussichtlich ab Dienstag (4. Juni) nicht mehr oder nur teilweise durchgeführt werden können, teilte das Unternehmen mit.

Die Bundesregierung hat neue staatliche Hilfen für den Reisekonzern FTI abgelehnt. Ein Sprecher des Wirtschaftsministeriums sagte am Montag in Berlin, es gebe dafür haushalterische, rechtliche und wirtschaftliche Gründe.

Der Reisekonzern FTI meldet Insolvenz an. Noch nicht begonnene Reisen würden voraussichtlich ab Dienstag (4. Juni) nicht mehr oder nur teilweise durchgeführt werden können, teilte das Unternehmen mit.

Erst Corona, dann der Ukrainekrieg. Jetzt fehlt in Bulgariens Badeorten das Personal. Viele bulgarische Köche, Kellner und Zimmermädchen sind wegen der besseren Bezahlung jetzt in anderen Urlaubsländern tätig.

Erst am Samstag waren Tausende auf Mallorca auf die Straße gegangen, um gegen Massentourismus zu protestieren und Maßnahmen zu fordern. Der Bürgermeister der Inselhauptstadt Palma prescht nun vor.

Die allermeisten Destinationen im Freistaat verbuchen einen erfolgreichen Winter. Allerdings sollten künftig die Freizeitangebote aufgrund des geringeren Schnees angepasst werden.

Glenn Fogel, der CEO von Booking Holdings und dessen Flaggschiff Booking.com, war mit einem Gesamtpaket von 46,7 Millionen Dollar der bestbezahlte CEO der Reisebranche unter den Chefs der S&P 500-Unternehmen im Jahr 2023.

Das österreichische Tarifvergleichsportal Durchblicker hat knapp 40.000 Reiseversicherungs-Vergleiche analysiert und herausgefunden, dass pro Kopf im Schnitt 1.800 Euro für eine einzelne Reise ausgegeben wird – rund 300 Euro weniger als im Vorjahr.