ITB 2024 - «Reisehunger stärker denn je» - Buchungen über Rekordsommer 2019

| Tourismus Tourismus

Das Geschäft mit den schönsten Wochen des Jahres brummt wieder. Die Menschen in Deutschland sind in Reiselaune trotz Konjunkturflaute, Inflation und Streikwellen bei Bahn und Lufthansa. «Der Reisehunger der Menschen in Deutschland ist stärker denn je und wächst weiter», sagte der Präsident des Deutschen Reiseverbandes (DRV), Norbert Fiebig, am Montag zum Auftakt der weltgrößten Reisefachmesse ITB Berlin (5. bis 7. März). Der Buchungsumsatz für die wichtige Sommersaison liege derzeit deutlich über dem Vor-Corona-Rekord 2019. 

Mehr Menschen als im vergangenen Jahr möchten Umfragen zufolge in diesem Jahr verreisen. Nach Angaben des DRV teilten bei einer aktuellen GfK-Umfrage 79 Prozent (plus 2 Prozentpunkte) mit, eine Urlaubsreise zu planen. Zudem wollen 25 Prozent mehr oder wesentlich mehr dafür ausgeben als 2023. Gespart wird nach Erkenntnissen der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen (FUR) eher in anderen Bereichen. «Die eine lange Reise gehört für die meisten im Leben dazu», sagte der Studienleiter der FUR-Reiseanalyse Ulf Sonntag jüngst. 

Mit Stand Ende Januar haben dem DRV zufolge 24 Prozent mehr Menschen in Deutschland eine Veranstalterreise für diesen Sommer gebucht als ein Jahr zuvor. Der Umsatz mit Pauschalreisen oder Bausteinreisen, deren einzelne Elemente wie Hotel und Flug individuell zusammengestellt werden können, lag um 30 Prozent über dem Vorjahr. Der Rekordsommer 2019 vor der Corona-Pandemie wird beim Umsatz bislang um 11 Prozent übertroffen, auch wegen gestiegener Preise. Die Zahl der Gäste hinkt gegenüber 2019 dagegen noch um 17 Prozent hinterher.

Mit Blick auf die geplanten Streiks bei der Bahn und bei Lufthansa in der ITB-Woche sagte Fiebig: «Das ist kein gutes Bild, das aus Deutschland in die Welt getragen wird». Die Ausstände schadeten der gesamten Wirtschaft und dem Vertrauen in den Wirtschaftsstandort Deutschland.

Signifikantes Umsatzwachstum erwartet

DRV-Präsident Fiebig erwartet im Gesamtjahr ein «signifikantes» Umsatzwachstum, auch wenn es nicht in dem bisherigen Tempo weitergehen dürfte. Zugleich werde die Lücke bei der Kundenzahl gegenüber dem Vor-Corona-Jahr 2019 kleiner.

«Die Sehnsucht nach Sonne und Strand ist auch aktuell wieder sehr groß», sagte auch DER Touristik-Zentraleuropa-Chef Ingo Burmester. Die Zahl der Gäste aus Deutschland für den Sommer liegt nach seinen Angaben (Stand: Mitte Februar) bislang 33 Prozent über dem Niveau des Vorjahreszeitraumes. Der Buchungsumsatz stieg um 47 Prozent. «Wir sehen also, dass die Nachfrage weiter zunimmt; Reisen bleibt auch 2024 Priorität».

Branchenprimus Tui berichtete ebenfalls jüngst von gestiegener Nachfrage trotz schwächelnder Konjunktur in Deutschland. «Urlaubsreisen haben nach wie vor eine hohe Priorität bei unseren Kunden. Das ist stabiler, als wir gedacht hätten», so Tui-Finanzvorstand Mathias Kiep. Der in der Corona-Krise auf staatliche Hilfe angewiesene Veranstalter FTI Group sieht sich dank gestiegener Nachfrage wieder auf Wachstumskurs.

Kritik an geplanter Anhebung der Ticketsteuer

Beliebteste Reiseziele für den Sommer sind dem Reiseverband zufolge aktuell die Türkei, gefolgt von Spanien und Griechenland. Billiger dürfte Reisen in der Summe in diesem Jahr aber nicht werden. Der Flughafenverband ADV kritisierte die geplante Anhebung der Ticketsteuer im Flugverkehr. Allein von 2019 bis 2024 seien die staatlich veranlassten Belastungen für den Flughafenstandort Deutschland um mehr als 50 Prozent gestiegen. «Das ist ein fatales Signal für Reisende und Tourismusunternehmen», sagte ADV-Hauptgeschäftsführer Ralph Beisel.

Reiseausgaben um fast 10 Milliarden gestiegen

Im vergangenen Reisejahr 2022/23, das am 31. Oktober endete, erholte sich Branche von dem Einbruch in der Corona-Pandemie. «Die Deutschen haben fast 10 Milliarden Euro mehr als vor der Pandemie für das Reisen ausgegeben», berichtete der DRV-Präsident.

Für ihre Trips mit mindestens einer Übernachtung, die vor Reiseantritt gebucht wurden, gaben die Bundesbürger 2022/23 demnach 79 Milliarden Euro aus. Gegenüber dem Rekordwert von 69,5 Milliarden Euro im Vor-Corona-Jahr 2018/19 nahmen die Ausgaben um 14 Prozent zu, auch weil die Preise zulegten.

Der Umsatz mit Pauschal- und Bausteinreisen stieg 2022/23 den Angaben zufolge im Vergleich zum Reisejahr davor um 31 Prozent auf 37,3 Milliarden Euro. Gefragt waren auch Auslands- und Fernreisen sowie Kreuzfahrten nach den deutlichen Rückgängen in der Pandemie.

Internationaler Tourismus auf Erholungskurs

Der internationale Tourismus dürfte der Welttourismusorganisation der Vereinten Nationen (UNWTO) zufolge im laufenden Jahr das Niveau vor der Pandemie wieder erreichen. Erste Schätzungen deuteten auf ein Wachstum von zwei Prozent über dem Niveau von 2019 hin. Positiv sind die Erwartungen für Europa, unter anderem weil in Frankreich im Juli und August die Olympischen Sommerspiele 2024 stattfinden.

Im vergangenen Jahr erreichte der weltweite Tourismus mit geschätzt rund 1,3 Milliarden internationaler Gästeankünfte demnach 88 Prozent des Vor-Corona-Niveaus. Kräftige Zuwächse gab es den Angaben zufolge unter anderem in Europa und im Nahen Osten, zum Beispiel in Katar und Saudi-Arabien.  

Die ITB (5. bis 7. März) wird am Montagabend (18.00 Uhr) offiziell eröffnet. Gastland ist in diesem Jahr Oman. (dpa)


Zurück

Vielleicht auch interessant

Eine aktuelle Analyse von Google-Bewertungen zeigt auf, welche Flughäfen weltweit bei Passagieren in puncto Servicequalität, Komfort und Erlebnis besonders gut abschneiden. An der Spitze des Rankings positioniert sich der Singapore Changi Airport.

Fregate Island auf den Seychellen, eine privat geführte Insel, plant die Wiederaufnahme des Betriebs für den Herbst 2026. Dem Re-Launch ging ein grundlegender Neubau der Poolvillen, Anwesen und der gesamten Infrastruktur voraus. Die Betreiber zählen sich selbst zur Ultra-Luxushotellerie.

Der Reiseveranstalter TUI hat Reisen in das Renaissance Cairo Mirage City Hotel in Ägypten aus dem Programm genommen, nachdem bekannt wurde, dass über 150 aus Israel freigelassene palästinensische Ex-Häftlinge dort untergebracht waren. Auch die Lufthansa hat reagiert und ihre Flug-Crews vorsorglich in andere Unterkünfte verlegt.

Angebote für Verbände und Unternehmen sollen die Tourismusbranche in Rheinland-Pfalz nach vorn bringen. Die nun vorgestellte Tourismusstrategie sieht insgesamt sechs zentrale Handlungsfelder vor.

Die Schweizer Skigebiete Crans-Montana und Andermatt-Sedrun gehören Amerikanern, aber Flims, Laax und Falera verhindern nur mit viel Geld eine Übernahme aus dem Ausland.

Aus Sorge vor einer ausländischen Übernahme der lokalen Ski-Infrastruktur, haben die drei Wintersportgemeinden Flims, Laax und Falera im Kanton Graubünden den Kauf der Anlagen der Weissen Arena Bergbahnen AG beschlossen. Mit einem Gesamtvolumen von 94,5 Millionen Franken sichern die Gemeinden die touristischen Anlagen.

Schon länger wehren sich Gegner gegen das touristische Großprojekt Bernstein-Resort bei Ribnitz-Damgarten. Nun hat ein Gericht notwendige Arbeiten vorläufig gestoppt - wegen Fledermäusen.

Der Europa-Park im südbadischen Rust will dem Weltraum einen eigenen großen Themen-Bereich widmen. Eine Hauptattraktion wird die Achterbahn Euro-Mir sein, die abgebaut und mit neuer Technik komplett neu errichtet werden soll.

Der Bayerische Hotel- und Gaststättenverband unterstützt die Initiative zur Olympiabewerbung Münchens. Der Verband sieht darin langfristige Chancen für die bayerische Hauptstadt, die Betriebe der Branche sowie deren Gäste in ganz Bayern.

Eine aktuelle Umfrage der ÖHV beleuchtet die Reisepläne der Österreicher für die Herbstferien. Im Fokus stehen Inlandsreisen, kurze Aufenthalte und die Suche nach Erholung.