ITB Berlin NOW und Statista über die Zukunft der deutschen Reisebranche

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Die Corona-Pandemie mit Lockdown-Maßnahmen und anhaltenden Diskussionen über einen angemessenen Umgang mit dem Infektionsgeschehen ist Anfang 2021 weiterhin omnipräsent. Doch Impfkampagnen wie auch die bevorstehenden Frühlings- und Sommermonate geben Hoffnung auf eine baldige Rückkehr zu mehr Normalität. Dabei rücken auch die Themen Urlaub und Reisen für viele Menschen wieder stärker in den Fokus.

Nach überstandener Pandemie wird in der Reisebranche ein starker Aufschwung erwartet, Reise-Start-ups inklusive neuer Technologien erleben seit Jahren einen Boom und es lassen sich klare Trend-Themen erkennen. Die ITB Berlin und Statista schauen gemeinsam auf neuartige Entwicklungen in der Branche und gehen beispielsweise auf die wachsende Bedeutung des Faktors Nachhaltigkeit ein. Darüber hinaus werden Dauerbrenner-Themen wie der klassische Strandurlaub betrachtet, sodass ein allseitiger Ausblick in die Zukunft der Reiseindustrie entsteht.
 

Strandurlaub eindeutig beliebteste Urlaubsart der Deutschen – Natur- und Outdoor-Erlebnisse gewinnen im Zuge der Corona-Pandemie an Relevanz

Daten aus Statistas Global Consumer Survey (GCS), einer der weltweit größten Konsumentenbefragungen, zeigen, dass die Präferenzen der Deutschen in Bezug auf beliebte Urlaubsarten auch in Krisenzeiten weitestgehend stabil bleiben. So gaben im Jahr 2018 über die Hälfte der Deutschen zwischen 18 und 64 Jahren an, üblicherweise Strandurlaube zu machen, womit diese klar Platz 1 im Beliebtheits-Ranking aller Reisetypen belegten. Auf den Plätzen zwei, drei und vier folgten Besuche von Familie und Freunden, Wochenendausflüge sowie Aufenthalte in All inclusive Resorts. Im Jahr 2020 gingen die Werte aller Urlaubsarten – analog zu den realen Umsatzzahlen im Tourismussektor wenig überraschend – stark zurück.

Spannend ist aber: Während die meisten Plätze im Beliebtheits-Ranking konstant blieben, sind die von Natur- und Outdoor-Erlebnissen geprägten Aufenthalte an Seen und Bergen sowie der klassische Campingurlaub in ihrem Rang jeweils aufgestiegen (Seen und Berge von Platz 6 auf 5, Camping von Platz 9 auf 7). Die meist städtisch geprägten Reiseaktivitäten Sightseeing wie auch der Shopping-Ausflug sind in ihren Rängen gesunken (Sightseeing von Platz 5 auf 6, Shopping Ausflug von Platz 7 auf 8). Der Strandurlaub lag auch 2020 unangefochten an der Spitzenposition.

Der Trend zu Urlaubsaktivitäten in Deutschlands Natur, der durch die Corona-Pandemie an Relevanz gewonnen hat, wird auch an den (relativen) Suchhäufigkeiten bestimmter Schlagwörter bei der Google-Suche deutlich. Im Sommer 2020 wurde um ein Vielfaches häufiger nach den Begriffen „Wandern“ und „Fahrradtour“ recherchiert als im Vergleichszeitraum 2019. Der Natur-Trend schlägt sich auch in den Aufrufen der beliebtesten Deutschen Outdoor-Internetseiten nieder, welche 2020 ebenfalls einen deutlichen Besucheranstieg verzeichneten. Die Webseite von „Komoot“, einer deutschen Plattform zur Outdoor-Routenplanung beispielsweise, wurde im Juli 2020 knapp 8,5 Millionen Mal aufgerufen. Im Juli 2019 waren es mit circa 4 Millionen weniger als halb so viele Aufrufe.

Nachhaltigkeitsthemen rücken auch in der Tourismusbranche mehr und mehr in den Fokus

Daten der Rascasse GmbH, eine auf künstlicher Intelligenz basierende „Consumer-Insights-Plattform“, weisen aktuell über zwei Millionen Deutsche aus, die am Thema Wandern interessiert sind, darunter knapp 58 Prozent Frauen und 42 Prozent Männer mit einem Durchschnittsalter von etwa 32 Jahren. Diese Zielgruppe setzt sich verstärkt mit den Themen Umweltbewusstsein und Klimawandel auseinander. Das Wanderinteresse scheint dabei gerade in Süddeutschland stark ausgeprägt zu sein. Auffällig ist, dass in ebenjenen Gebieten auch das deutschlandweit größte Interesse an nachhaltigem Reisen besteht. Generell scheint Nachhaltigkeit in der Tourismusbranche mehr und mehr an Bedeutung zu gewinnen: Hier weist Rascasse aktuell circa 3,1 Mio. Deutsche als Zielgruppe aus, etwa doppelt so viele wie noch 2018. Die Zielgruppe begeistert sich neben Outdoor-Aktivitäten unter anderem für nachhaltige Kleidung, Fashion Blogs und die Social-Media Plattform Instagram.

Und auch die Befragungsdaten des GCS von Statista belegen den Nachhaltigkeits-Trend im Tourismus: Der Anteil an Befragten, die der Aussage „Wenn es ums Reisen geht, ist Nachhaltigkeit für mich wichtig“ zustimmen, hat sich seit 2018 von 10,8Prozent auf 17,8Prozent erhöht. Des Weiteren gaben im Jahr 2020 39,1Prozent der Befragten an, ihr Smartphone im Urlaub als Reiseführer zu nutzen – 2018 waren es lediglich 26,6Prozent. Zudem scheint laut GCS der Stellenwert niedriger Preise bei der Wahl verschiedener Angebote gestiegen zu sein: 35Prozent aller Befragten stimmten 2020 der Aussage: „Wenn es ums Reisen geht, suche ich immer nach dem günstigsten Angebot“ zu, während dies 2018 nur knapp 29Prozent taten.

Trendthemen werden von Start-ups aufgegriffen – starker Anstieg an Neugründungen im Bereich Nachhaltigkeit, personalisiertes Reisen und Virtual Reality in den 2010er Jahren

Diese und weitere Trends werden in der Tourismusbranche auch von Start-up-Unternehmen immer wieder aufgegriffen und durch neue Angebote auf dem Markt mitbestimmt. In den 2010er Jahren hat es insbesondere in bestimmten Bereichen einen enormen Zuwachs an Neugründungen gegeben. Rund um die Thematik „Nachhaltigkeit“ wurden zwischen 2000 und 2009 insgesamt 38 Start-up-Gründungen in der Reisebranche verzeichnet. In der Zeit zwischen 2010 und 2019 waren es hingegen schon 175 Neugründungen. Ganz ähnlich sieht der Start-up Zuwachs in den Bereichen personalisiertes Reisen und Virtual Reality aus, in welchen die Anzahl an Unternehmensneugründungen von 48 beziehungsweise 11 in den 2000er Jahren auf satte 336 beziehungsweise 139 in den 2010er Jahren anstieg. Ein weiterer Anstieg in der aktuellen Dekade gilt laut Experten als wahrscheinlich.


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