Keine Reisewelle zu Ostern - Sommergeschäft läuft nur zögerlich an

| Tourismus Tourismus

Auf Hoffnung folgt Ernüchterung: Die Corona-Krise hat die Reisebranche zunächst weiter fest im Griff. Das Ostergeschäft dürfte weitgehend ausfallen und das Sommergeschäft mit Pauschalreisen kommt nur zögerlich Schwung. Viele Sonnenhungrige legen ihre Urlaubsplanung angesichts von Reisebeschränkungen und der Unsicherheit über den Verlauf der Pandemie vorerst auf Eis. Dabei ist die Reiselust Umfragen zufolge groß. Davon profitieren bislang vor allem Anbieter von Ferienwohnungen zwischen Rügen und Garmisch-Partenkirchen. Teilweise liegen die Buchungsanfragen über dem Angebot.

Nach der jüngsten Reiseanalyse der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen (FUR) würde eine große Mehrheit der Bundesbürger im Frühjahr oder Sommer gerne in den Urlaub fahren. Es gibt aber noch viel Unsicherheit und viele Bedenken. Das bekommt die Branche zu spüren.

«Eine große Reisewelle an Ostern werden wir vermutlich nicht sehen», berichtet Norbert Fiebig, Präsident des Reiseverbandes DRV. Das gilt nach Einschätzung des Deutschen Tourismusverbandes (DTV) auch für Ziele in Deutschland: «Für die Osterzeit und bis in den Mai hinein ist laut vieler Gastgeber eine teilweise große Zurückhaltung bei den Buchungen erkennbar.»

Seit der Ankündigung erster Impfstoffe ziehen die Buchungen für Sommer an – allerdings noch auf niedrigem Niveau. Nach Auswertungen von Travel Data + Analytics (TDA) lag der Umsatz mit Vorausbuchungen für Pauschalreisen für diesem Sommer Ende Dezember zusammengerechnet um 68 Prozent unter dem noch von der Corona-Pandemie unbeeinflussten Vorjahreszeitraum.

Marek Andryszak, TUI Deutschland-Chef, hofft auf wachsende Nachfrage Sonnenhungriger ab dem Frühjahr. «Im Januar und Februar rechnen wir wegen des Lockdowns noch mit einer Buchungsvorsicht der Kunden, doch danach, spätestens zu Ostern mit einer breiten Erholung.» Für eine nachhaltige Erholung des Geschäfts ab spätem Frühjahr spricht aus seiner Sicht unter anderem das europaweite Hochfahren der Corona-Impfungen und Corona-Tests für die Gäste.

FTI-Group-Geschäftsführer Ralph Schiller ist zuversichtlich, «dass Urlaub in vielen Ländern ab Frühjahr oder spätestens Sommer 2021 ohne größere Einschränkungen wieder möglich sein wird». Veranstalter versuchen das Geschäft mit der Möglichkeit kostenloser Umbuchungen oder Stornierungen anzuschieben.

Und wohin zieht es die Menschen, wenn es wieder losgeht? Die Branche rechnet damit, dass zunächst Ziele in Deutschland begehrt sein werden. «Traditionell sind die Destinationen an der Küste und im Alpenraum stets gefragte Ziele der Deutschen beim Urlaub im eigenen Land», berichtet der Deutsche Tourismusverband. Auch Seenregionen im Binnenland und die Mittelgebirge dürften von dem Trend zum Urlaub im Inland profitieren. Begehrt für Sommer und Herbst seien momentan vor allem Ferienwohnungen und Häuser.

Dem Deutschen Ferienhausverband zufolge sind beliebte Ziele an Nord- und Ostsee sowie in der Alpen für die Hauptreisezeit Juli und August bereits zu etwa 60 Prozent belegt. «Es ist davon auszugehen, dass es im Sommer voll wird». Auf den Nordseeinseln Norderney und Borkum gab es demnach zuletzt sogar mehr Buchungsanfragen für Ferienwohnungen im Juli und August als freie Unterkünfte.

Auch Länder, die mit dem Auto oder der Bahn zu erreichen sind, zum Beispiel Italien, Österreich und Polen werden nach Einschätzung des DRV von der Reiselust der Bundesbürger profitieren. «Je nach weiterem Verlauf der Corona-Pandemie werden dann auch wieder die beliebten Ziele am Mittelmeer gefragt sein. Hier sehen wir – wie bereits 2020 – Griechenland und Spanien vorne», sagt DRV-Präsident Fiebig. Mit Überfüllung in den Zielgebieten rechnet er nicht. «Allenfalls punktuell könnte es zu einem stärkeren Ansturm kommen, wie an einigen deutschen Zielen im vergangenen Jahr gesehen.»

DER-Touristik-Manager Sven Schikarsky schließt aber nicht aus, dass es in Griechenland, Deutschland und Österreich aufgrund der Nachfrage von Reisenden auch aus anderen Ländern knapp werden könnte. «Das gilt natürlich vor allem für die Ferienzeiten, in denen die Nachfrage seit jeher hoch ist.» Die Buchungslage für den Sommer sei gegenwärtig besser als coronabedingt zunächst befürchtet.

Tui-Manager Andryszak weist darauf hin, dass der Branchenprimus vor allem wegen der wohl erst später begehrten Fernziele mit bis zu 20 Prozent weniger Flugreisen im Vergleich zu den Jahren vor der Corona-Krise plant. «In den Ferien im Juli und August ist es durchaus wahrscheinlich, dass die Jets auf manchen Strecken im Mittelmeerraum schnell ausgebucht sein werden.» (dpa)


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Erst am Dienstag verließ die Boeing 737-8 die Lackierhalle im englischen Norwich und schon ist sie mit 180 Passagieren unterwegs nach Fuerteventura. Vorher wurde das Mittelstreckenflugzeug rund 300 Gästen am Flughafen Hannover vorgestellt.

Der Luftverkehr trägt stark zur Klimakrise bei. Mit technischen Lösungen klimaschonendes- oder gar klimaneutrales Fliegen zu ermöglichen, könnte laut einem Bericht noch sehr lange dauern.

Wie verschiedene Branchenmedien berichten, drohen der Deutschen Zentrale für Tourismus (DZT), die maßgeblich aus dem Etat des Wirtschaftsministeriums finanziert wird, Mittelkürzungen in Millionenhöhe. Verschiedene Landesmarketingorganisationen sollen bereits einen „Brandbrief“ an Bundeswirtschaftsminister Habeck geschickt haben.

Die Sturmfluten im Winter hatten einige Ostfriesische Inseln stark getroffen, Badestrände wurden fast komplett weggespült. Mit frischen Sandaufschüttungen werden sie nun für die Saison instand gesetzt.

Was haben Venedig, Salzburg und Cannes gemeinsam? Sie gelten als besonders beliebte Ziele für Städtetrips und gehören zu den überfülltesten Reisedestinationen im Sommer. Doch in welchen Städten gibt es die wenigsten Touristen?

Wer an die pulsierende Metropole an der Themse denkt, meint oft bunte Lichter und Trubel bis zum Morgen. Soho und Covent Garden gelten als Traumorte vieler Touristen auf der Suche nach Partys, als Hotspots der Nacht. Doch die Realität sieht anders aus.

Im Jahr 2023 haben so viele Menschen wie noch nie auf Campingplätzen in Deutschland übernachtet. Rund 42,3 Millionen Gästeübernachtungen verzeichneten die Campingplätze hierzulande im vergangenen Jahr. Das waren 5,2 Prozent mehr Übernachtungen als im Jahr 2022 und 18,2 Prozent mehr als im Vor-Corona-Jahr 2019.

Eine aktuelle globale Auswertung von SAP-Concur-Daten zeigt, dass Mitarbeiterausgaben von 2019 bis 2023 insgesamt um 17 Prozent gestiegen sind, in Deutschland sogar um 19 Prozent. Übernachtungen und Bewirtungen zählen zu den häufigsten Mitarbeiterausgaben.

Ein Urlaubsflug hat vergangene Woche am Frankfurter Flughafen einen Großeinsatz von Rettungskräften ausgelöst. Mehrere Medien hatten von 70 Betroffenen berichtet. Passagiere des Fluges erhoben im Anschluss Vorwürfe gegen die Crew.

Ein Campingportal hat die Preise von über 20.000 europäischen Campingplätzen in 34 Ländern ausgewertet. War Camping in der Schweiz in den Vorjahren an der Spitze des Preis-Rankings, so gilt Italien in 2024 als teuerstes Campingland.