Kommunen in Mittelhessen wollen Millionen in neue Thermen investieren

| Tourismus Tourismus

16 Thermen gibt es in Hessen - und in den kommenden Jahren könnten weitere hinzukommen. Die Städte sehen die Millionen-Projekte als wichtigen Faktor für Wirtschaft, Tourismus und Lebensqualität.

Schwimmen, saunieren, Wellness - Erholungssuchende schätzen die Vorzüge der hessischen Thermen. Nach schwierigen Jahren während der Corona-Pandemie und der Energiekrise, als die Thermen im Bundesland monatelang schließen oder teils ganz dichtmachen mussten, ist derzeit wieder einiges in Bewegung. Mit gleich mehreren Projekten sticht der Wetteraukreis hervor, die Rede ist bereits von einem neuen «Bäder-Dreieck» in Mittelhessen.

Thermen-Projekt in Bad Vilbel im Haushalts- und Finanzausschuss

So scheint sich beim geplanten Megaprojekt Thermenwelt Bad Vilbel nach jahrelangen Verzögerungen derzeit etwas zu tun. An diesem Donnerstag (12. Dezember) ist das Vorhaben Thema im Haushalts- und Finanzausschuss der Stadt im Wetteraukreis. Die Thermengruppe Josef Wund plant dort ein großes Bad mit Gesundheits- und Wellnessbereich, Sportbad, großer Saunalandschaft und Familienbad mit Rutschenwelt.

Bis dato waren für das Vorhaben Kosten von rund 200 Millionen Euro veranschlagt, doch mittlerweile dürften sie sich unter anderem durch höhere Material- und Baukosten erhöht haben - eine Summe von rund 400 Millionen Euro brachten kürzlich die Stadtwerke Bad Vilbel ins Spiel. Der Bauantrag wird derzeit von der Bauaufsicht des Wetteraukreises geprüft, mit einer Genehmigung wird bis Mitte 2025 gerechnet. Im Kern soll es zuletzt um den Brandschutz der Therme und konkret darum gegangen sein, wie das Gebäude im Falle eines Feuers schnellstmöglich geräumt werden kann.

Therme mit Hotel - Bad Salzhausen verspricht sich Aufwertung

Deutlich kleinere Dimensionen soll eine geplante neue Therme in Nidda-Bad Salzhausen haben. Rund 40 Millionen Euro sind dort für ein Bad mit angegliedertem Hotel veranschlagt. Zuletzt hatte der Niddaer Haushalts- und Finanzausschuss beschlossen, dass entsprechende Verträge mit dem potenziellen Investor und Betreiber Interspa erarbeitet werden sollen, wie Niddas Bürgermeister Thorsten Eberhard (CDU) sagt. Final sei das alles natürlich erst entschieden, wenn die Tinte unter den Verträgen trocken sei.

Für den Standort in der ländlichen Region gehe es um ein wichtiges Projekt - neben rund 70 Arbeitsplätzen sollen Therme und Hotel dem Heilbad auch eine touristische Aufwertung bringen. Ursprünglich war geplant, die vor gut zwei Jahren geschlossene frühere Bad Salzhausener Therme durch ein Gesundheitszentrum zu ersetzen - doch von dem jetzigen Vorhaben verspricht sich das Heilbad mehr Anziehungskraft auf Kurgäste und Tagesausflügler.

Bad Nauheimer Therme übertrifft Erwartungen 

Davon profitiert auch die Stadt Bad Nauheim mit ihrer vor fast genau einem Jahr eröffneten Sprudelhof Therme. «Wir erhalten positives Feedback von Unternehmen und Gewerbetreibenden, sodass die Investition für die Stadtentwicklung lohnend war und ist», erklärt eine Stadtsprecherin auf Anfrage. Die auf die für Bad Nauheim relevanten Wirtschaftsfaktoren Gesundheit und Tourismus ausgerichtete Therme sei eingebettet in das Gesamtangebot der Stadt mit Kureinrichtungen, Gastronomie und Einzelhandel, auch beim Marketing gebe es Kooperationen.

Eine Konkurrenz zu dem Thermen-Großprojekt im nur rund 25 Kilometer entfernten Bad Vilbel fürchtet man in Bad Nauheim nicht. Die dort geplante Thermenwelt ziele eher auf Freizeitspaß ab, während in Bad Nauheim Gesundheit und Erholung im Vordergrund stünden, sagt der Geschäftsführer der Sprudelhof Therme, Jens Bonnard. Das erste Jahr sei sehr zufriedenstellend verlaufen, und die Erwartungen seien übertroffen worden. Selbst in den Sommermonaten habe es einen guten Zulauf von Besuchern gegeben, die die Therme als Alternative zum Freibad genutzt hätten.

Heilbäderverband hebt Bedeutung der Thermen hervor 

Auch in anderen Kommunen in Hessen sind ähnliche Projekte in Planung oder in Bau, so etwa der Neubau des Lagunen-Erlebnisbades in Willingen, das im kommenden Jahr eröffnet werden soll. Beim Hessischen Heilbäderverband sieht man die Entwicklungen positiv. Thermen seien mit ihren Bau- und Betriebskosten zwar Herausforderungen für die Kommunen, aber auch wichtige Frequenzbringer, sagt Verbandsgeschäftsführerin Almut Boller. So verschafften die 16 hessischen Thermen an ihren jeweiligen Standorten auch Einzelhandel, Restaurants und Cafés mehr Kundschaft beziehungsweise Gäste. «Sie sorgen dafür, dass die Wirtschaftskraft des Ortes gestärkt wird, das führt zu lebendigen Innenstädten», sagt Boller. 

Zugleich hebt sie den Wert der Thermen für die Gesunderhaltung der Menschen hervor - hier spiele die Bewegung im Wasser eine große Rolle, ob es um Babys, Schulkinder oder ältere Menschen mit Erkrankungen des Bewegungsapparates gehe. Hinzu komme: Wenn Heilbäder wie Bad Nauheim, Bad Vilbel oder Bad Salzhausen diesen Status erhalten wollten, seien sie verpflichtet, ihr Heilwasser auch zur Anwendung zu bringen. (dpa)


Zurück

Vielleicht auch interessant

Mehrere Millionen Menschen reisen jedes Jahr in ein kleines südbadisches Dorf, um den Europa-Park zu besuchen. Eine Schweizer Familie knackt eine besondere Marke - und bekommt Geschenke.

Sommer, Sonne, volle Strände – so stellen sich viele den Urlaub in Schleswig-Holstein vor. Doch auch im Winter zieht Deutschlands nördlichstes Bundesland zahlreiche Besucher an. Besonders der Dezember gilt als kleine Hochsaison.

Walfleisch und unversteuerte Zigaretten finden Beamte in Kiel und Hamburg immer wieder im Reisegepäck: Besonders während der Kreuzfahrt-Saison sind die Beamten von Zoll und Bundespolizei gefordert.

Die niedersächsische Tourismusbranche steht durch den Klimawandel vor großen Herausforderungen. Eine aktuelle Umfrage zeigt, dass fast 80 Prozent der Betriebe bei der Umsetzung von Anpassungsmaßnahmen vor allem an den Kosten scheitern.

Thüringens Tourismusbranche hat im vergangenen Jahr mehr Umsatz erwirtschaftet. Tagesausflüge sorgen für fast die Hälfte. Wie viel geben Besucher im Schnitt aus – und wer profitiert am meisten?

Die Nachfrage nach Outdoor-Aktivitäten in deutschen Urlaubsregionen ist auch in den Herbst- und Wintermonaten groß. Eine aktuelle Analyse zeigt, welche Regionen dabei am beliebtesten sind und welche Aktivitäten im Fokus stehen.

Die klassischen Kennzahlen zur Messung des touristischen Erfolgs, wie Ankünfte und Übernachtungen, reichen nicht mehr aus, um die Entwicklung einer Destination ganzheitlich zu beurteilen. Zu diesem Schluss kamen Fachleute aus Tourismus und Wissenschaft beim dritten Jahresdialog des Bayerischen Zentrums für Tourismus (BZT) in Kempten.

Der Einzelhändler Tchibo ist mit dem Angebot „Tchibo Travel“ in das Reisesegment zurückgekehrt. Über die Plattform tchibo-travel.de können Kundinnen und Kunden ab sofort Urlaubsangebote buchen, die Vorteile umfassen.

Der europäische Ski-Preisindex von Holidu liefert Wintersportfans einen Überblick über die Gesamtkosten in der Saison 2025/26. Die Analyse berücksichtigt Skigebiete in Europa mit mehr als 20 Pistenkilometern und kombiniert die Tagespreise für Skipässe mit den Unterkunftskosten.

Mallorca gilt seit Jahrzehnten als das beliebteste Reiseziel der Deutschen im Ausland. Doch das Bild bekommt plötzlich Risse. Die Sonnen-Insel verliert für viele im kühlen Norden an Glanz. Warum?