Leere trotz neuer Regelung: Strandkörbe an der Ostsee werden abgebaut

| Tourismus Tourismus

Eigentlich sollte ein neuer Erlass den Streit um Aufstellzeiten für Strandkörbe in Mecklenburg-Vorpommern befrieden. Doch trotz der Neuregelung räumen große Verleiher ihre Körbe wie in den Vorjahren bis Mitte Oktober weg. Mit dem im März veröffentlichen Erlass habe man nur die Gemüter beruhigen wollen, kritisiert der Warnemünder Strandkorbverleiher Matthias Treichel. Die Bewirtschaftung sei unter den vorgesehenen Bedingungen aber unwirtschaftlich. Bis Mitte Oktober wollte er seine Körbe wegräumen.

Auch der Warnemünder Verleiher Alexander Fritz will über Mitte Oktober hinaus keine Körbe stehen lassen. Das gelte auch für andere Betreiber in Warnemünde, sagt Fritz, der auch Sprecher des dortigen Pächterverbunds ist.

Bis zum diesjährigen Erlass durften Strandkörbe nur von Anfang April bis Mitte Oktober an den Badestränden stehen. Als Grund wurden der Küstenschutz und die mit Sturmfluten verbundenen Gefahren genannt. Ausnahmen waren in der Regel nur für wenige Tage, etwa für Veranstaltungen, erlaubt. 

Beschränkung hinderte Geschäft in den Herbstferien

Der Streit um diese Beschränkungen im Tourismusland MV hatte teils überregional für Schlagzeilen gesorgt. Nach dem Sinn der Regelung hatte etwa der «Spiegel» den Schweriner Umweltminister Till Backhaus (SPD) gefragt - während dieser eigenen Angaben zufolge im Strandkorb bei sich zu Hause saß.

Kritiker hatten auf das Geschäft verwiesen, das den Betreibern während der Herbstferien entgehe oder Richtung Polen verwiesen, wo solche Auflagen nicht bestünden. Die deutsch-polnische Grenze verläuft auf der Urlaubsinsel Usedom quer über den Strand.

Im März dieses Jahres veröffentlichte das Schweriner Umweltministerium dann einen Erlass, der das Aufstellen von Strandkörben und anderen mobilen Anlagen der Tourismuswirtschaft an den Stränden Mecklenburg-Vorpommerns neu regelt. Demnach dürfen jetzt auch nach Beginn der Sturmflutsaison ab dem 16. Oktober eines Jahres «mobile, leicht transportfähige Objekte», die keiner Baugenehmigung bedürfen - wie etwa Strandkörbe -, aufgestellt werden. Demnach tragen Gemeinden und Strandkorbvermieter die Verantwortung für den Abbau innerhalb von zwölf Stunden im Fall einer Sturmhochwasserwarnung. 

Treichel kritisiert, dass es nicht erlaubt sei, zum Beispiel Strom- oder Wasseranschlüsse zu verlegen. Objekte zur Bewirtschaftung dürften maximal fünf Quadratmeter groß sein. Das sei nicht einmal die Größe eines Bierwagens. Nur Strandkörbe an den Strand zu stellen, ohne Gastronomie etwa mit Glühwein, funktioniere aber in der kälteren Jahreszeit nicht, bemängelt der Strandkorbverleiher.

Verleiher: Gäste erwarten Essen und Trinken

Ähnlich äußert sich Fritz. Zum Strandkorbverleih gehöre mehr als ein «Muttchen mit Bauchtasche». Die Gäste erwarteten Essen und Trinken. Auch Vandalismus sei ein Problem, wenn Strandkörbe allein am Strand stehen sollten. Er erkenne den Erlass zwar als «symbolisches Entgegenkommen» an. Mit der Praxis habe er aber wenig zu tun.

Etwas anders stellt sich die Situation in Heringsdorf auf Usedom dar. Dort will etwa Jörg Erdmann bis Ende Oktober einige Körbe stehen lassen, wie eine Mitarbeiterin sagt. Ein entsprechender Antrag sei beim zuständen Staatlichen Amt für Landwirtschaft und Umwelt (Stalu) gestellt worden. 

Ähnlich sieht es bei Sandra und Alexander Birkholz aus, die ebenfalls in Heringsdorf verleihen. Sie hätten einen Antrag für 20 Körbe gestellt, die bis Anfang November stehen bleiben sollen, sagte Sandra Birkholz. Dazu gehöre auch eine kleine Versorgungshütte. Vergangenes Jahr hätten sich Urlauber beschwert, nachdem sie zum 15. Oktober alles abgebaut hatten. Man wolle die Herbstferien dieses Jahr noch mitnehmen, die in Berlin und Brandenburg bis Anfang November dauern. Aus der Region kommen traditionell viele Urlauber auf die Urlaubsinsel in Vorpommern.

Gemeinden änderten ihre Strandsatzung nicht

Nach Auskunft des Stalu Mittleres Mecklenburg ändert der neue Erlass die Situation im Vergleich zu den Vorjahren nicht wesentlich. Das Amt ist für Rostock und Umgebung und damit auch für Warnemünde zuständig. Die Regelungen griffen schon deshalb nicht, weil keine der Gemeinden ihre Strandsatzung entsprechend geändert habe, hieß es von der Behörde. 

Für die vier bislang erhaltenen Anträge (drei aus Kühlungsborn und einer aus Warnemünde) «auf Aufstellung von baulichen Anlagen und Gegenständen nach dem 15.10.» fehlten damit die Voraussetzungen. Hinzu kämen sachliche Mängel der Anträge, etwa ein ungeeigneter Standort oder eine zu große Grundfläche der beantragten Anlage.

Beim Stalu Westmecklenburg wurden nach dortigen Angaben keine Anträge für das Aufstellen von Strandkörben nach dem 15. Oktober gestellt. (dpa)


Zurück

Vielleicht auch interessant

Erstmals seit drei Jahren könnte es bei der Lufthansa wieder Streiks der Piloten geben. Die Mitglieder der Vereinigung Cockpit sind laut einer Urabstimmung bereit zum Arbeitskampf.

Laut einer aktuellen Umfrage waren bereits 54 Prozent der Deutschen im vergangenen Jahr als Alleinreisende unterwegs. Trotz der wachsenden Beliebtheit von Solo-Reisen sehen sich Urlauber mit einem wesentlichen Ärgernis konfrontiert: Einzelzimmer-Zuschläge.

Der Lufthansa-Konzern ist zwar groß, aber wenig profitabel. Bis zum Jahr 2030 will Konzernchef Spohr die weltweite Nummer 4 straffen. Auf der Streichliste stehen vor allem Jobs in Deutschland.

Die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) haben das Ende der Nightjet-Verbindungen von Wien nach Paris und von Berlin nach Paris bekannt gegeben. Ab dem Fahrplanwechsel am 14. Dezember 2025 werden diese beiden Routen nicht mehr angeboten. Grund sind fehlende Zuschüsse aus Frankreich – trotz guter Nachfrage und Kritik aus der Politik.

Ein Bericht von Hessenschau.de zeigt die konsequente Haltung der Stadt Frankfurt am Main im Kampf gegen die Zweckentfremdung von Wohnraum. Seit Einführung der städtischen Ferienwohnungssatzung im Jahr 2018 wurden Maßnahmen ergriffen, um den knappen Wohnraum zu schützen.

Die Breitachklamm in den Allgäuer Alpen ist das Naturwunder des Jahres 2025. Bei der Online-Wahl der Heinz Sielmann Stiftung setzte sich das bayerische Naturdenkmal deutlich gegen die Konkurrenz durch und sicherte sich den Titel.

Die Stuttgart-Marketing GmbH steht vor der Eröffnung eines zentralen Projekts für die Tourismusbranche: Das Haus des Tourismus. Die neue Einrichtung am Stuttgarter Marktplatz soll als Visitenkarte sowie Schaufenster für den gesamten Tourismus in Baden-Württemberg fungieren.

Die balearische Insel Ibiza hat einen bedeutenden Schritt zur Regulierung ihres Beherbergungssektors vollzogen: Im Rahmen einer konzertierten Aktion wurden 2.831 illegale Angebote für die kurzfristige Ferienvermietung vom Markt genommen. Dies entspricht einer Kapazität von 14.532 Betten.

Wo Thüringen beim Thema Tourismus hinsteuert, hat das Land in einem Strategiepapier bis 2025 aufgeschrieben. Wie es weitergeht, wird derzeit erarbeitet. Für Verzögerung sorgt das neue Landesmarketing.

Luxus ist ein schillerndes Versprechen, doch in der Spitzenhotellerie gewinnt er erst Gestalt, wenn Architektur, Handwerk, Service und Atmosphäre ineinandergreifen und ein Erlebnis entsteht, das weit über eine bequeme Nacht hinausführt.