Museumsinsel Berlin öffnet

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Das Museum ist jetzt eine Einbahnstraße. «Wir führen die Besucher mit Pfeilen durch die Räume», sagt Ralph Gleis. Der Leiter der Alten Nationalgalerie in Berlin zeigt auf Blätter mit den Grundrissen seiner drei Etagen. Dicke grüne Filzstriche markieren, wo es von Dienstag an langgehen soll im klassizistischen Bau. Dann gehört die Alte Nationalgalerie mit ihren Werken des 19. und frühen 20. Jahrhunderts zu jenem Teil der Museumsinsel, der nach zwei Monaten Corona-Pause wieder öffnen darf.

Die Museumsinsel ist ein Hotspot. «Zentrum des Tourismus», sagt Gleis nüchtern. Er könnte auch sagen: Weltkulturerbe. Sechs große Häuser zwischen Spree und einem Seitenarm des Flusses. Pergamonaltar oder Nofretete sind Schlagwörter. Jährlich gut drei Millionen Menschen kamen zuletzt auf die Insel, auch wenn vieles noch bis in die 2030er Jahre sehr komplizierte und teils verschlossene Baustelle bleibt.

Hier hängt alles mit allem zusammen. Zu den Staatlichen Museen zählen 13 Sammlungen in 19 Häusern. Neben der Alten Nationalgalerie öffnen auf der Museumsinsel auch Altes Museum und Pergamon-Panorama, noch einige Jahre Surrogat für das baubedingt kaum zugängliche Pergamon-Museum. Zudem macht die Gemäldegalerie am Kulturforum auf.

"Weiter vorsichtig und restriktiv"

Die ersten Häuser sind auch eine Test. Die Staatlichen Museen sollen eher defensiv vorgehen. «Wir sind weiter sehr vorsichtig und wollen auch in Zukunft lieber restriktiver sein, als das zu locker zu handhaben», hatte der Präsident der von Bund und Ländern getragenen Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Hermann Parzinger, angekündigt. Die Staatlichen Museen sind Teil der Stiftung.

Hinter den historischen Mauern der Museumsinsel gibt es viele Höhepunkte: So hat etwa Gleis in nur einem Raum seiner Alten Nationalgalerie so viel Spitzenwerke von Caspar David Friedrich (1774-1840), dass sie als Sonderausstellung in anderen Metropolen die Kassen klingeln lassen würden.

Doch Publikumsandrang und Bargeldkassen sind nicht die Zeichen der Corona-Zeit. «Es sollen keine Schlangen im Museum entstehen, deswegen gibt es Einlass mit Zeitfenstern und nur Online-Tickets, die auch einfach und kurzfristig mit QR-Code gebucht werden können», schildert Gleis die Vorbereitungen.

Vor dem Museum, am Eingang, auf den Ausstellungsetagen gibt es mehr Aufsichtspersonal. «Es wird viel auf die Kommunikation der Aufsicht ankommen», sagt Gleis. Dort sei geschult und verstärkt worden, die Regelungen müssten den Besuchern im Zweifel erläutert werden. In der Beachtung von richtigem Abstand sei das Personal ja geübt - «sonst nur bei den Kunstwerken, nun auch zwischen den Besuchern».

Markierungen auf dem Boden definieren Abstände. Hinweise auf notwendige Vorkehrungen habe es viele gegeben, sagt Gleis. «Wir haben da auch von den Supermärkten gelernt.»

Zahl der Besucher wird beschränkt

Zudem wird die Zahl der Besucher beschränkt. «Wir lassen jetzt nicht mehr als 300 Besucher ins Museum.» Sonst sind es auch mal doppelt so viele. Neben dem von Absperrungen unterstützten Einbahnstraßensystem mussten einige Dinge von den Ausstellungsebenen verschwinden. «Wir haben alle Touchscreens an den Objekten und die ausliegenden Kataloge eingesammelt.» Nichts soll dazu verleiten, von mehreren Menschen berührt zu werden.

Wo Tickets kontrolliert werden müssen, sichern neben den für alle obligatorischen Schutzmasken Trennscheiben aus Plexiglas den notwendigen Abstand. Das Allerweltsmaterial ist laut Gleis in Corona-Zeiten nicht mehr leicht zu bekommen: «Plexiglas ist das neue Toilettenpapier.»

Wer all das überwunden hat, kann sich «jenseits von Massentourismus, ohne Geschiebe und Gedränge» auf Kunst pur konzentrieren. Ein Museum sei ohnehin ein Ruhepol, in diesen entschleunigten Zeiten lasse sich das gut nutzen für eine Ablenkung vom Corona-Stress. «Da werden sich jetzt exklusive Rundgänge ergeben, bei denen man Räume für sich allein genießen kann», sagt Gleis. Wann ergibt sich sonst die Chance auf so ein Tête-à-tête mit Caspar David Friedrich?

(dpa)


 

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