NABU-Kreuzfahrt-Ranking 2019: Die Luft wird etwas sauberer, Klimabelastung steigt

| Tourismus Tourismus

Der Kreuzfahrtmarkt boomt und belastet trotz einzelner Verbesserungen die Luft und auch das Klima zunehmend. Das ist das Ergebnis des NABU-Kreuzfahrtrankings 2019, das der Umweltverband am heutigen Mittwoch in Hamburg vorstellte. Ein kleiner Teil der Flotte wird zwar zunehmend sauberer, das Gros der Branche setzt aber weiterhin auf Schweröl und verzichtet auf den Einsatz von Abgastechnik.

Besonders verheerend schlägt die Klimabilanz der Schiffe zu Buche, die der NABU dieses Jahr zusätzlich in den Fokus nimmt. Sämtliche der 89 bewerteten Schiffe werden mit fossilen Kraftstoffen betrieben, die enorme Treibhausgasemissionen verursachen. Einzig zwei Segelschiffe schneiden hier besser ab, entsprechen jedoch auch nicht dem gängigen Schiffstypus.

NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller: "Es ist ein Schlag ins Gesicht der Jugend, dass sich die Kreuzfahrtbranche im Grunde geschlossen dem Klimaschutz verweigert. Gerade dieser Tage kann niemandem entgangen sein, unter welch enormen Handlungsdruck die Weltgemeinschaft angesichts der Klimakrise steht. Dennoch spülen die Anbieter Jahr für Jahr weitere Riesenschiffe auf den Markt, die allesamt mit fossilen Kraftstoffen betrieben werden. Das ist absolut unzeitgemäß und verantwortungslos. Die Kreuzfahrt darf nur mit Nullemissionsantrieben eine Zukunft haben."

Laut NABU dominieren Schweröl-getriebene Dieselmotoren weiterhin die Antriebstechnik. Seit Kurzem nehmen auch immer mehr Kreuzfahrtschiffe mit Flüssiggasantrieb den Betrieb auf. Doch auch dieses Flüssiggas (LNG - liquid natural gas) ist weiterhin ein vollständig fossiler Brennstoff, der zudem teilweise mit erheblichen Eingriffen in die Umwelt gewonnen wird. Hinzu kommt der sogenannte "Methanschlupf", bei dem das hoch-potente Klimagas "Methan" in die Atmosphäre entweicht. Entsprechend bietet der Gasantrieb zwar in puncto Luftschadstoffminderung unbestreitbare Vorteile gegenüber Marinediesel und Schweröl, nicht jedoch in Hinblick auf die Klimabilanz der Flotte.
 

Daniel Rieger, NABU-Leiter Verkehrspolitik: "Die Steuerbefreiung mariner Kraftstoffe in Zeiten der Klimakrise ist fatal und muss dringend beendet werden. Solange der Einsatz fossiler Energieträger massiv subventioniert wird und auch die Emissionsstandards und Anforderungen an Energieeffizienz der Schiffe lächerlich gering sind, wird es keine Antriebswende in der Schifffahrt geben. Wir müssen die gesetzlichen Bestimmungen massiv verschärfen, um die Entwicklung und den flächendeckenden Einsatz emissionsfreier Technologien auch in der Schifffahrt zu befördern. Anders kann die Branche nicht bis 2050 komplett klimaneutral werden."

Der NABU erfasste dieses Jahr erstmalig Technologien zum Klimaschutz im Bereich der Antriebe und der Energieversorgung, die nun in einer gesonderten Kategorie ausgewiesen sind. Einzig zwei Segelschiffe sowie jene Schiffe, die über einen Landstromanschluss verfügen und über diesen ihren Energiebedarf während der Liegezeit im Hafen mit Strom aus erneuerbaren Quellen speisen, schneiden hier besser ab. Auch Hurtigruten setzt mit dem Hybridschiff "Roald Amundsen" neue Maßstäbe, die einen Effizienzgewinn des weiterhin dieselelektrischen Antriebs und damit eine CO2-Minderung ermöglichen.

Die Bewertung anhand der Luftschadstoffemissionen führt wie auch bereits im vergangenen Jahr die deutsche Reederei AIDA mit ihrem jüngsten Flottenzugang, der AIDA Nova an. Der italienische Mutterkonzern von AIDA, Costa Crociere, konnte mit seinem ebenfalls flüssiggasbetriebenen Neuzugang "Costa Smeralda" gleichziehen. Auf dem dritten Platz landen drei Schiffe der Reederei Hapag-Lloyd: Die "Europa 2", Sieger des Jahres 2013, sowie die beiden neuen Expeditionskreuzfahrtschiffe "Hanseatic Nature" und "Hanseatic Inspiration". Weit abgeschlagen und seit jeher auf die letzten Plätze abonniert sind die Schiffe der Branchenriesen MSC und Royal Caribbean. Auch der deutsche Anbieter TUI Cruises rangiert mittlerweile nur noch auf dem 13. Platz.

Partikelfilter und Stickoxidkatalysatoren sind weiterhin Mangelware. Immerhin hat dafür mit dem französischen Anbieter Ponant die erste Reederei den freiwilligen Abschied vom Schweröl verkündet und damit die Voraussetzung für zeitgemäße Abgasnachbehandlung geschaffen. Nach wie vor fordert der NABU den generellen Verzicht auf Schweröl und den flächendeckenden Einsatz von Abgastechnik für alle Schiffe im Bestand.

Malte Siegert, Leiter Umweltpolitik beim NABU Hamburg: "Dass heute noch Schiffe mit einem Jahrzehnte alten technischen Standard unterwegs sind, ist ein Skandal. Die umfassende Reduktion von Luftschadstoffen ist heute technisch möglich. Die Technologien für Neubau und Nachrüstung sind verfügbar und kosten einen Bruchteil im Vergleich zu den Baukosten für ein neues Schiff. Jetzt gilt es, saubere Abgastechnik schnellst möglich auf allen Schiffen zu verbauen und zur gesetzlichen Vorschrift für das Einlaufen in Häfen zu machen. Außerdem ist die Landstrompflicht in allen europäischen Häfen überfällig." Das setzt neben der ernsthaften Bereitschaft der Kreuzfahrtunternehmen auch voraus, dass z.B. in Hamburg und nicht nur in Altona, sondern auch an den Terminals in der Hafencity und Steinwerder Landstromanlagen installiert werden.


Zurück

Vielleicht auch interessant

Berlin hat im laufenden Jahr bisher weniger Besucherinnen und Besucher angezogen als in den Vorjahren. Knapp 9,2 Millionen Gäste besuchten in den ersten neun Monaten 2025 die Hauptstadt.

​​​​​​​Tripadvisor hat seine Finanzergebnisse für das dritte Quartal 2025 bekannt gegeben und gleichzeitig eine tiefgreifende Umstrukturierung eingeleitet. Diese Neuausrichtung soll das Unternehmen als einen durch Erlebnisse geführten und KI-fähigen Konzern positionieren. Als Folge der strategischen Verschiebung wird ein Personalabbau vorgenommen.

Die Europäische Union hat einen entscheidenden Schritt zur Harmonisierung der Emissionsberechnung im Transportwesen vollzogen. Nach langjährigem Prozess wurde eine politische Einigung erzielt. Diese schafft einen gemeinsamen Rahmen und legt eine einheitliche Methode zur Berechnung von Treibhausgasemissionen im Güter- und Personenverkehr fest.

Mehrere Millionen Menschen reisen jedes Jahr in ein kleines südbadisches Dorf, um den Europa-Park zu besuchen. Eine Schweizer Familie knackt eine besondere Marke - und bekommt Geschenke.

Sommer, Sonne, volle Strände – so stellen sich viele den Urlaub in Schleswig-Holstein vor. Doch auch im Winter zieht Deutschlands nördlichstes Bundesland zahlreiche Besucher an. Besonders der Dezember gilt als kleine Hochsaison.

Walfleisch und unversteuerte Zigaretten finden Beamte in Kiel und Hamburg immer wieder im Reisegepäck: Besonders während der Kreuzfahrt-Saison sind die Beamten von Zoll und Bundespolizei gefordert.

Die niedersächsische Tourismusbranche steht durch den Klimawandel vor großen Herausforderungen. Eine aktuelle Umfrage zeigt, dass fast 80 Prozent der Betriebe bei der Umsetzung von Anpassungsmaßnahmen vor allem an den Kosten scheitern.

Thüringens Tourismusbranche hat im vergangenen Jahr mehr Umsatz erwirtschaftet. Tagesausflüge sorgen für fast die Hälfte. Wie viel geben Besucher im Schnitt aus – und wer profitiert am meisten?

Die Nachfrage nach Outdoor-Aktivitäten in deutschen Urlaubsregionen ist auch in den Herbst- und Wintermonaten groß. Eine aktuelle Analyse zeigt, welche Regionen dabei am beliebtesten sind und welche Aktivitäten im Fokus stehen.

Die klassischen Kennzahlen zur Messung des touristischen Erfolgs, wie Ankünfte und Übernachtungen, reichen nicht mehr aus, um die Entwicklung einer Destination ganzheitlich zu beurteilen. Zu diesem Schluss kamen Fachleute aus Tourismus und Wissenschaft beim dritten Jahresdialog des Bayerischen Zentrums für Tourismus (BZT) in Kempten.