Nächste Corona-Lockerungen in New York - und wann kommen Touristen?

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Zehn Jahre in Folge konnte die New Yorker Tourismusbehörde einen Rekord nach dem anderen verkünden. Die Zahl der Besucher der US-Ostküstenmetropole kletterte in immer neue Höhen, 2019 auf fast 67 Millionen. Für dieses Jahr hatte NYC & Company einen neuen Rekord erwartet, doch dann kam die Coronavirus-Pandemie. Die Tourismusbehörde musste nicht nur alle Prognosen für 2020 nach unten korrigieren, sondern auch mehr als die Hälfte ihrer eigenen Mitarbeiter freistellen.

Die Pandemie hat den Sehnsuchtsort von Millionen Menschen weltweit besonders hart getroffen. Mehr als 210 000 der rund 8,4 Millionen Einwohner New Yorks haben sich bereits mit dem Virus infiziert, rund 23 000 sind nach einer Infektion gestorben. Inzwischen aber sinken die Zahlen beständig - auch dank umfangreicher Einschränkungen des öffentlichen Lebens.

Am Montag (6. Juli) kann deshalb die dritte Phase der Lockerungen starten: Nach unter anderem Bauarbeiten in der ersten Phase und Friseursalons, Geschäften und Außenbereichen von Restaurants in der zweiten, dürfen dann auch beispielsweise Nagelstudios und Tattoo-Läden ihre Türen wieder öffnen. Abstands- und Hygieneregeln gelten weiter.

«Die New Yorker haben unglaubliche Widerstandsfähigkeit in dieser Krise gezeigt und dank ihrer harten Arbeit sind wir in der Spur für die dritte Phase«, sagte Bürgermeister Bill de Blasio. Eine Einschränkung musste allerdings bereits gemacht werden: Anders als zuvor geplant dürfen Restaurants, Bars und Cafés ihre Innenbereiche nicht mit dem Beginn der dritten Phase wieder öffnen. Das liegt auch daran, dass in vielen anderen US-Bundesstaaten, die bereits vor einiger Zeit wieder komplett geöffnet haben, die Neuinfektionszahlen zuletzt dramatisch zugenommen haben.

Das einstige Epizentrum der Pandemie in den USA steht inzwischen besser da, aber bis die Touristen aus dem Ausland wieder in die dicht besiedelte Millionenmetropole kommen können, dürfte es noch ein weiter Weg sein. Derzeit gelten für viele Länder - darunter auch Deutschland - erstmal sowieso noch weitgehende Einreiseverbote, deren Ende bislang nicht absehbar ist. Aber selbst wenn die Touristen dann kommen können, werden sie wohl eine veränderte Stadt vorfinden.

Viele Attraktionen wie die Theater des Broadway oder die Metropolitan Oper haben schon angekündigt, vor 2021 gar nicht erst wieder aufzumachen. In der Stadtverwaltung gibt es erste Überlegungen, Hotelzimmer in bezahlbaren Wohnraum für Bedürftige umzuwandeln.

«Ich bin Optimist. Ich hoffe, dass um Weihnachten rum die Touristen aus dem Ausland wieder kommen werden», sagt Erol Inanc. Der 53-jährige Münchner lebt seit fast 30 Jahren in der Stadt und organisiert Komplett-Pakete für Paare, die in New York heiraten wollen. Die letzte Trauung hat Inanc im Dezember betreut. «Seitdem ist das Geschäft komplett zusammengebrochen. An den meisten Tagen bekomme ich noch nicht einmal E-Mails.» Inanc hat auf Erspartes zurückgreifen können und seine Freundin, die als Krankenschwester auch Covid-Patienten betreut hat, im Haushalt unterstützt. «Das ist die schlimmste Krise, die ich hier in New York erlebt habe, weil es sich so in die Stadt reingefressen hat. Es gibt eine neue Demut und Bescheidenheit.» 

Im Seafarers International House in Manhattan, der früheren Deutschen Seemannsmission von New York, übernachten normalerweise rund 38 000 Menschen pro Jahr. Im März musste das Gästehaus schließen und beherbergte dann noch für einige Monate Covid-19-Patienten, die sich dort nach einem Krankenhausaufenthalt erholten. Wann wieder reguläre Übernachtungsgäste empfangen werden könnten, sei derzeit unklar, sagt Henryk Behnke, der seit 1998 in New York lebt und seit einiger Zeit für das Seafarers International House arbeitet. Familie und Freunden aus Deutschland rät der Berliner derzeit, nicht vor Frühjahr 2021 wieder nach New York zu kommen. «Die Stadt hat sich verändert», sagt der 52-Jährige. «Aber es ist zu hoffen, dass ihr Wesen bleibt.»

Sanel Huskanovic hofft darauf, dass vielleicht schon im Oktober oder November wieder Touristen aus Europa nach New York kommen können. Der 38-Jährige, der in Bosnien geboren wurde und später als Kriegsflüchtling nach Deutschland kam, betreibt normalerweise ein Reisebüro vor allem für deutschsprachige Touristen ganz in der Nähe des Times Square. «Die Energie der Stadt hat sich enorm verändert, denn es fehlen ja ungefähr fünf Millionen Touristen pro Monat. Das ist ganz schön viel Energie und ganz schön viele Menschen - ganz schön viele glückliche Menschen.»

Viele der mehr als 600 000 Menschen, die normalerweise pro Jahr aus Deutschland nach New York reisen, buchen bei Huskanovic Touren und Ausflüge. Die letzten Gäste hat er im März betreut, inzwischen kann Huskanovic die Miete für Büro und Wohnung nicht mehr zahlen und schläft bei Freunden auf dem Sofa. Aber er gebe nicht auf, sagt Huskanovic - genau wie New York. «Die Stadt ist schon so oft gefallen, aber immer wieder aufgestanden. Deswegen liebe ich New York so sehr, weil es sich immer wieder neu erfindet. Hier habe ich gelernt, dass man eine Krise als Chance sehen muss.»


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