Ein Prozess um die Pleite des einst bei jungen Menschen beliebten Reiseunternehmens Rainbow Tours hat mit einem Eklat begonnen. Einer der Angeklagten aus der Nähe von Berlin erschien nicht vor dem Landgericht Hamburg - angeblich wegen des Verdachts auf eine Corona-Erkrankung.
Die Wirtschaftsstrafkammer bezweifelte jedoch die Glaubwürdigkeit der Angaben, die die Pflichtverteidigerin des 61-Jährigen per Mail und Anruf unmittelbar vor Prozessbeginn gemacht hatte. Sie hatte nur eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung und den Überweisungsschein eines Arztes übermittelt, der für Covid-19 eine falsche Diagnose-Kennziffer angab und - zur Verwunderung des Gerichts - die Krankheit als «Covit-19» bezeichnete. Auf Anregung des Staatsanwalts erließ die Strafkammer einen Haftbefehl. Nun könnte der Angeklagte zum nächsten Termin am kommenden Mittwoch vorgeführt werden, sagte ein Gerichtssprecher.
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Die beiden übrigen Angeklagten sind der ehemalige Inhaber und Geschäftsführer von Rainbow Tours, der zugleich ein Busunternehmen betrieb, sowie ein Insolvenzverwalter. Die Staatsanwaltschaft wirft dem früheren Inhaber vorsätzliche Insolvenzverschleppung, Bankrott und Betrug vor. Der 58-Jährige soll die beiden Firmen 2011 verkauft haben, obwohl diese bereits zahlungsunfähig waren. Mit der Herauszögerung des Insolvenzantrags habe er die rentablen Bereiche der Unternehmen retten wollen.
Der 64 Jahre alte Insolvenzverwalter ist wegen Beihilfe angeklagt. Der dritte Angeklagte, gegen den nun der Haftbefehl erlassen wurde, soll die zahlungsunfähigen Unternehmen gekauft und ihren Sitz nach Neustrelitz (Mecklenburg-Vorpommern) verlegt haben. Die Anklage gegen den 61-Jährigen lautet ebenfalls auf vorsätzliche Insolvenzverschleppung und Bankrott. In den Insolvenzverfahren wurden nach Angaben der Staatsanwaltschaft offene Forderungen von 2,5 Millionen Euro gegen das Reiseunternehmen und von 2 Millionen gegen das Busunternehmen angemeldet.
Gegen zwei weitere Angeklagte wurde das Verfahren nach Angaben des Gerichts gegen eine Zahlungsauflage von 5000 und 2000 Euro eingestellt. Ein sechster Angeklagter, ein ehemaliger Rechtsberater der Unternehmen, ist nicht auffindbar. Die Strafkammer hat neun weitere Termine bis kurz vor Weihnachten angesetzt. (dpa)