Quarantäneregeln für britische Urlauber durchkreuzen bei Tui Sommer-Planung

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Die wechselnden Quarantäneregeln für britische Urlauber durchkreuzen beim Reisekonzern Tui die Planung für den Sommer. Wegen der schwachen Buchungsentwicklung in dem Land streicht Tui-Chef Fritz Joussen das Angebot für die wichtigsten Reisemonate des Jahres zusammen. In Deutschland kommt das Geschäft jedoch deutlich besser aus dem Corona-Tief heraus.

«Der deutsche Markt ist im Juli schon gut gelaufen», sagte Joussen am Donnerstag in einer Telefonkonferenz zu den Quartalszahlen. Viele Kunden buchten ihre Reisen wegen der anhaltenden Unsicherheit jedoch äußerst kurzfristig.

Wegen der dürftigen Nachfrage in Großbritannien will Joussen im Sommer konzernweit jetzt nur noch rund 60 Prozent so viele Reisen anbieten wie im Sommer 2019. Im Mai hatte der Manager noch 75 Prozent angepeilt. Für den deutschen Markt geht er weiterhin von etwa 75 bis 80 Prozent des Vorkrisenniveaus aus.

Der deutsche Staat hatte den Tui-Konzern in der Corona-Krise mit Milliardensummen vor dem Untergang gerettet. Für die Rückzahlung der Hilfsgelder hat sich Tui inzwischen mehr Zeit verschafft und eine milliardenschwere Kreditlinie bis Sommer 2024 verlängert. Zudem kommt das eingeleitete Sparprogramm schneller voran als geplant.

Im dritten Geschäftsquartal bis Ende Juni gelang es dem Konzern aus Hannover erstmals seit Beginn der Pandemie, den Geldabfluss im laufenden Geschäft zu stoppen: Dank zunehmender Reisebuchungen und entsprechender Anzahlungen der Kunden floss im laufenden Geschäft mehr Geld zu als ab. Unter dem Strich belief sich der Zufluss auf 320 Millionen Euro.

Ein großer Teil der Anzahlungen bezog sich jedoch auf Reisen, die erst im laufenden Quartal stattfinden. In den Monaten April bis Juni erzielte Tui einen Umsatz von rund 650 Millionen Euro - rund neunmal so viel wie im Lockdown-Quartal ein Jahr zuvor. Vom Vorkrisenniveau aus dem Jahr 2019 blieb der Konzern aber weit entfernt.

Unter dem Strich stand ein Verlust von 935 Millionen Euro, gut ein Drittel niedriger als im vom Lockdown geprägten Vorjahreszeitraum. Damit hat der Konzern inzwischen sogar sein letztes Eigenkapital verloren: Es liegt nun bei minus 525 Millionen Euro. Direkte Folgen hat dies aber erst einmal nicht.

Jetzt baut Joussen darauf, dass die Nachfrage für den Sommer in den kommenden Wochen weiter anzieht. «Dort, wo wir die unternehmerische Freiheit haben, neu zu starten, sind wir sehr erfolgreich. Wo wir eingeschränkt werden und die Regierungen Unsicherheit schaffen, spiegelt sich das in unseren Buchungen wider», sagte der Manager.

So hatte die Regierung in London eine grüne Liste mit Ländern aufgestellt, in die heimische Urlauber reisen können, ohne nach der Rückkehr in Quarantäne zu müssen. Allerdings strich sie wenig später Portugal wieder von der Liste. Viele Urlauber traten die vorzeitige Rückreise an, andere stornierten ihre Reisen oder buchten gar nicht erst. Im abgelaufenen Quartal habe Tui in England unter dem Strich praktisch keine Buchungen hinzubekommen, berichtete Joussen.

Ganz anders in Deutschland: Im Juli zählte der Konzern rund doppelt so viele Urlauber aus seinem Heimatland wie aus Großbritannien. Normalerweise liegen die Buchungen aus beiden Ländern bei Tui in etwa gleichauf. Die Nachfrage aus England beginne aber erst jetzt anzuziehen.

Insgesamt verzeichnete Tui in den vergangenen Wochen nach eigenen Angaben jedoch einen deutlichen Anstieg der Nachfrage. So zählt der Konzern bisher rund 4,2 Millionen Buchungen für den Sommer. Die Preise lägen dabei im Schnitt neun Prozent höher als im Sommer 2019, hieß es. Das bedeutet aber nicht, dass vergleichbare Reisen so viel teurer geworden sind. Urlauber hätten diesmal vielmehr besonders viele Pauschalreisepakete gebucht, hieß es.

Die geöffneten Hotels im Mittelmeerraum seien «gut gefüllt», sagte Joussen. Das Tui-Angebot auf der Fernstrecke, das vor der Pandemie etwa ein Fünftel des Programms ausmachte, finde aber nicht statt. Die verheerenden Waldbrände in Griechenland und der Türkei hätten bisher keinen Einfluss auf die Buchungen, sagte er.

Viele Kunden entscheiden sich wegen der anhaltenden Unsicherheit rund um die Pandemie aber erst auf den letzten Drücker für eine Buchung. Derzeit sei eine Woche vor Abflug im Regelfall erst 75 bis 80 Prozent der Sitze in einem Flugzeug vergeben. In dieser letzten Woche steige die Auslastung dann noch um knapp 15 Prozentpunkte. Binnen weniger Tage kämen also noch um die 30 Passagiere pro Flugzeug hinzu. (dpa)


 

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