Regierung will «zeitnah» Kreditantrag von Thomas Cook entscheiden

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Der insolvente deutsche Reiseveranstalter Thomas Cook muss weiter auf finanzielle Unterstützung des Staates warten. Die Bundesregierung wolle «zeitnah» über den Antrag des Unternehmens für einen staatlichen Überbrückungskredit entscheiden, sagte eine Sprecherin von Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) am Montag in Berlin. Was «zeitnah» genau bedeutet, ließ sie offen. Das Unternehmen hofft auf einen Neustart unter der Traditionsmarke Neckermann Reisen. «Ich sehe gute Chancen, die glorreiche Vergangenheit wiederzubeleben», sagte Stefanie Berk, Geschäftsführerin der deutschen Thomas Cook.

Neckermann sei nach wie vor die volumenstärkste Reisemarke des Unternehmens in Deutschland. «Es muss uns allerdings gelingen, verloren gegangenes Vertrauen wiederzugewinnen», sagte Berk der Deutschen Presse-Agentur. «Wir alle bei Thomas Cook, aber auch bei der Zurich Versicherung versuchen, unsere betroffenen Kunden so viel wie möglich zu unterstützen.» Am Montag waren nach Angaben des Unternehmens noch etwa 17 000 Gäste unterwegs. Anfang vergangener Woche waren es 140 000.

Der Reiseveranstalter hat beim Bund und beim Land Hessen einen Überbrückungskredit beantragt. «Dieser soll uns die Wiederaufnahme des Geschäftsbetriebs ermöglichen, parallel dazu werden Gespräche mit Investoren geführt», sagte Berk.

In der vergangenen Woche hatten der Bund und Hessen für den ebenfalls zum britischen Mutterkonzern gehörenden Ferienflieger Condor einen sogenannten Massekredit über 380 Millionen Euro beschlossen. Condor bekommt so finanziellen Spielraum, um sich von der Muttergesellschaft zu lösen.

Die deutsche Thomas Cook, zu der unter anderem Neckermann Reisen, Öger Tours und Bucher Reisen gehören, war in den Sog der Pleite des britschen Mutterkonzerns geraten. Mitte vergangener Woche stellten drei deutsche Thomas-Cook-Gesellschaften Insolvenzantrag. Die Zurich Deutschland hat den Urlaub und die Rückreise der Thomas-Cook-Kunden abgesichert.

Zur Stimmung bei der deutschen Thomas Cook sagte Berk: «Nach dem ersten Schock überwiegt bei unseren Mitarbeitern inzwischen die Hoffnung.» Alle seien bemüht, die Folgen für die Kunden so gering wie möglich zu halten und sie umfassend zu informieren. «Die Situation für die rund 2000 Beschäftigten ist hart, aber man merkt Aufbruchstimmung», berichtete Berk. «Der Auftritt der vorläufigen Insolvenzverwalter vergangene Woche auf der Betriebsversammlung hat den Eindruck hinterlassen, dass die Sanierung gelingen kann.» Die Löhne und Gehälter der Mitarbeiter sind den Angaben zufolge bis Ende November 2019 durch das Insolvenzgeld gesichert.

Die Beschäftigten in Deutschland hatten Berk zufolge bis zuletzt auf eine Rettung des Mutterkonzerns gehofft. «Die Abfolge der Ereignisse war so nicht erwartet worden. Es war ein Schock für die Mitarbeiter.» Berk zufolge war eine Einigung in wesentlichen Punkten erreicht worden. «Doch in der Schlussphase sind die Verhandlungen gescheitert». Zu den genauen Gründen wollte sich die Managerin nicht äußern. Die britische Thomas Cook hatte mit Investoren über eine zusätzliche Finanzierung in Höhe von 200 Millionen Pfund verhandelt.

Der Chef der spanischen Hotelkette Iberostar, Miguel Fluxá, hatte jüngst der spanischen Regionalzeitung «Última Hora» gesagt: «Die Pleite hätte vermieden werden können, auch wenn sie unvermeidbar war.» Spanische Hoteliers und andere Unternehmen hätten Schulden in einer Gesamthöhe von 100 Millionen Pfund (etwa 110 Mio. Euro) in Aktien der britischen Thomas Cook umwandeln wollen. Banken hätten aber zusätzliche Sicherheiten gefordert. Die britische Regierung hatte eine Finanzierungsbitte des Reisekonzerns über 150 Millionen Pfund (knapp 170 Mio Euro) abgelehnt. Thomas Cook war für die Hotelkette ein wichtiger Vertriebspartner.

Von Friederike Marx und Andreas Hönig, dpa


 

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