Rügen statt Malle? Vorbereitungen für Urlaub in Corona-Zeiten laufen

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Betreiber von Campingplätzen, Hoteliers, Gastwirte, Vermieter von Ferienhäusern und Reiseveranstalter stehen in den Startlöchern. Sie warten in der Corona-Krise auf grünes Licht für die Sommerreisezeit. Aktuell dürfte es zunächst auf Ferien zwischen Rügen und Zugspitze statt auf Mallorca oder Kreta hinauslaufen. Erste Attraktionen wie Museen, Zoos und Ausstellungen dürfen in allen Bundesländern unter Auflagen wieder öffnen. Einige Ministerpräsidenten haben zudem einen Drei-Stufen-Plan für ein allmähliches Anlaufen von Tourismus, Gastronomie und Hotellerie in Deutschland vorgelegt.

Der Deutsche Tourismusverband rechnet mit einer schrittweisen Lockerung, von der zunächst Ferienhäuser und andere Unterkünfte zur Selbstversorgung profitieren dürften. Auch Urlaub auf dem Bauernhof dürfte dazu zählen.

«Generell wird der ländliche Raum in diesem Jahr beim Sommerurlaub eine besondere Rolle spielen. Denn der Tourismus muss sich ein bisschen besser verteilen», sagte Norbert Kunz, Geschäftsführer des Deutschen Tourismusverbandes. Zugleich warnte er: «Viele Akteure können in der Krise noch maximal ein bis zwei Monate ohne staatliche Hilfe überleben. Es besteht die Gefahr, dass manche Unterkünfte oder Hotels im Sommer nicht mehr da sind, das Angebot für Urlauber also schrumpft.»

Die Branche fordert neben Hilfen einen bundesweit abgestimmten Fahrplan. «Wir müssen wissen, was und zu welchen Bedingungen passiert», sagte beispielsweise Christian Günther, Geschäftsführer des Bundesverbandes der Campingwirtschaft in Deutschland. Ganz ohne Einschränkungen wird der Urlaub wohl auch in der Heimat nicht sein.

FERIENHÄUSER/WOHNUNGEN: Nicht alle werden vermutlich im ersten Schritt Urlaub in einem Ferienhaus machen können. «Als große Gruppe oder mit mehreren Familien zu verreisen, wird solange nicht möglich sein, wie die allgemeinen Kontaktbeschränkungen bestehen bleiben», erwartet Michelle Schwefel, Geschäftsstellenleiterin des Deutschen Ferienhausverbandes. Zunächst könnten voraussichtlich Menschen, die zusammen wohnen, auch gemeinsam reisen. «Das könnte die Familie, die WG oder das Paar sein. Durch die Erfassung der Gastgeber zum Beispiel über Kurkarten könnte dies überprüft werden», sagte Schwefel. Aktuell stornierten einige Gäste aus Angst vor Kurzarbeit, andere weil sie gerne Urlaub unter normalen Bedingungen machen möchten. «Allerdings werden diese Lücken zunehmend wieder neu gebucht.»

CAMPINGPLÄTZE: «Viele Campingplatz-Betreiber sind schon auf dem Platz und bereiten sich vor», berichtet Günther. «Wir gehen davon aus, dass die Betreiber binnen maximal einer Woche Schutzmaßnahmen wie beispielsweise Acrylglasscheiben an der Rezeption, ausreichend Spender für Desinfektionsmittel, Abstandsregeln in Restaurants oder Schulung der Mitarbeiter umsetzen können.» Für die Branche sind vor allem die klassischen Ferienmonate Juli und August entscheidend, sie stehen für bis zu 80 Prozent des Jahresumsatzes. «In den vergangenen Wochen wurden 75 Prozent der Buchungen für den Sommer storniert», sagte Günther. «Sollte die Öffnung der Campingplätze für Urlauber beschlossen werden, dürfte es mit den Buchungen aber ganz schnell nach oben gehen.»

HOTELS/GASTSTÄTTEN: Viele Betriebe haben nach Angaben des Hotel- und Gaststättenverbandes Dehoga bereits ein Sicherheitskonzept erstellt. «Aber noch wissen wir nicht im Detail, welche konkreten Schutzmaßnahmen die Bundesländer für unsere Betriebe beschließen werden», sagte Dehoga-Hauptgeschäftsführerin Ingrid Hartges. Der «Bild am Sonntag» sagte sie: «Am 6. Mai müssen ein klarer Fahrplan für meine Branche und ein Rettungsfonds beschlossen werden.»

REISEVERANSTALTER: Große Veranstalter machen ihr Geschäft vor allem mit Pauschal- und Bausteinreisen für klassische Urlaubsziele rund um das Mittelmeer. Allerdings haben Tui und Co. zuletzt ihr Engagement auf dem Heimatmarkt ausgeweitet. «Wir können relativ schnell in wenigen Tagen Vorlauf Hotels und Ferienclubs startklar machen», sagte ein Tui-Sprecher. Derzeit arbeite man an einheitlichen Standards für Hotels und Clubs. Dabei gehe es um Hygiene, Abstand beim Essen oder abendlichen Barbesuch, aber auch das Sportangebot. «Fußball-Turniere wird es erst einmal nicht geben. Am Ende wird es darauf ankommen, dass alle Maßnahmen auch mit der Politik abgestimmt sind.»

Aus Sicht des Veranstalters FTI könnte es eine Option sein, Hotels in der Anlaufphase nur zu etwa 50 Prozent zu füllen, das würde vieles entzerren. «Für Buffets müsste man neue Ansätze entwickeln, den Restaurant- und Café-Betrieb könnte man aber sicher über neue Hygiene- und Abstandskonzepte gut organisieren», sagte Ralph Schiller, Geschäftsführer bei der FTI Group.

FERIENREGIONEN: Besonders gefragt sind FTI zufolge in Deutschland die klassischen Lieblinge, die Ostsee-Küste und das Voralpenland. «Wir erwarten jedoch, dass in den kommenden Wochen auch speziell naturnahe Hotels mit hohem Erholungsfaktor in nicht allzu weiter Ferne zum Wohnort sehr gefragt sein werden», sagte FTI-Manager Schiller. Vor der Ausweitung der Corona-Pandemie gingen für den Sommer nach Angaben des Deutschen Tourismusverbandes bereits etwa 70 Prozent der Buchungen für beliebte Regionen wie Nord- und Ostsee oder Bayern ein. Eine Stornierungswelle verzeichneten die Mitglieder des Verbandes für Sommerreisen noch nicht. Kunz ist zuversichtlich: «Urlaub in Deutschland wird in diesem Sommer sehr begehrt sein.»

AUSLANDSREISEN: Wann Sonnenhungrige wieder zu klassischen Urlaubszielen rund um das Mittelmeer aufbrechen können, ist aktuell noch nicht abzusehen. Die weltweite Reisewarnung des Auswärtigen Amtes für Touristen gilt noch bis mindestens 14. Juni. Damit sind über Pfingsten noch keine Urlaubsreisen ins Ausland möglich, die Hauptferienzeit im Sommer ist aber noch nicht betroffen - die Schulferien beginnen erst vom 22. Juni an. Die Reisebranche gibt den Sommer noch nicht verloren. So kann Branchenprimus Tui bislang keinen Trend vom Ausland ins Inland feststellen. «Die Gäste, die umbuchen, bleiben ihren Zielen treu. Sie verschieben ihre Reise lediglich zeitlich um einen oder mehrere Monate», sagte der Sprecher. (dpa)


 

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