Stufenplan für Tourismus-Wiederbelebung in Mecklenburg-Vorpommern

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Die Landesregierung in Schwerin stellt für Hotels und Gaststätten in Mecklenburg-Vorpommern ein Ende der Zwangsschließungen in Aussicht, will sich aber auf ein konkretes Datum noch nicht festlegen. «Wir wollen anknüpfen an die alte Erfolgsgeschichte, haben aber das Ziel, zu einem sicheren Tourismus unter Corona-Zeiten zu kommen», sagte Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) am Donnerstag in Schwerin nach einem Tourismusgipfel von Branchenvertretern und Landesregierung. Dabei verabredeten beide Seiten einen fünfstufigen Plan zur schrittweisen Wiederbelebung des Tourismus, der wegen der Corona-Pandemie Mitte März vollständig zum Erliegen gekommen war.

Als erstes dürfen demnach vom 1. Mai an auch wieder auswärtige Besitzer von Ferienwohnungen nach Mecklenburg-Vorpommern kommen. Davon profitieren nach Angaben von Wirtschaftsminister Harry Glawe (CDU) 64 000 Menschen. Das Nutzungsverbot für die eigene Immobilien war heftig kritisiert, gerichtlich mit Verweis auf den Infektionsschutz aber bestätigt worden. Zudem können 11 000 Dauercamper auf die Campingplätze zurückkehren, einschließlich Auswärtiger mit einem eingetragenen Zweitwohnsitz dort. «Das sind erste, vorsichtige Signale, dass wir uns wieder für den Tourismus öffnen», sagte Schwesig. Die anhaltend geringe Infektionsquote im Nordosten schaffe den Raum dafür, doch dürften Rückschläge nicht provoziert werden, warnte sie vor zu hohen Erwartungen an eine rasche Rückkehr zur Normalität.

Über weitere Lockerungsschritte soll am 5. Mai auf der Grundlage der dann vorliegenden Infektionszahlen beraten werden, sagte die Regierungschefin. Sollten die Zahlen nach den ersten Lockerungen für den Handel und Sportstätten niedrig bleiben, können als Schritt zwei eine vorsichtige Wiedereröffnung der Gastronomie folgen. Das schließe unter Umständen auch Boots- und Strandkorbverleih ein, sagte Wirtschaftsminister Glawe.

Später sind der Vereinbarung zufolge in einem dritten Schritt Übernachtungen für Urlauber aus Mecklenburg-Vorpommern denkbar. Unter strengen Auflagen könne in einem vierten Schritt dann Urlaub für alle Bundesbürger im Nordosten erlaubt werden, ehe dann in Schritt fünf auch Tagestourismus wieder ermöglicht werden soll und auch ausländische Gäste wieder kommen dürfen. Zeitliche Vorstellungen zu den weiteren Schritten äußerte Schwesig nicht.

Mit dem nun verabredeten Stufenplan seien Vorschläge der Branche aufgegriffen worden, sagte die Präsidentin des Landestourismusverbandes, Landtagspräsidentin Birgit Hesse, räumte aber ein, dass nicht alle Erwartungen erfüllt wurden. «Wir hätten es natürlich noch besser gefunden, wenn wir bereits Daten hätten nennen können», sagte sie. Dies sei aber angesichts der noch unklaren Entwicklung der Corona-Pandemie schwierig und der Gesundheitsschutz müsse Vorrang haben. Das bedeute, dass nach jeder Lockerung der Corona-Schutzmaßnahmen die Wirkung genau zu prüfen und der weitere Kurs darauf abzustimmen sei.

Am Vormittag hatten Hoteliers aus der Mecklenburgischen Seenplatte vor der Staatskanzlei für ein baldiges Ende der Zwangsschließung gastronomischer Einrichtungen demonstriert. Mehrere Sprecher forderten eine Gleichbehandlung mit dem Einzelhandel, der unter strengen Hygieneauflagen und Zugangsbeschränkungen seit Montag wieder öffnen darf. Regelmäßiges Desinfizieren und die Einhaltung von Sicherheitsabständen seien auch in der Gastronomie gut machbar.

Katja Jedwillat vom Hotel «Goldene Kugel» in Waren/Müritz verwies auf die wachsende finanzielle Not der Unternehmen und forderte unter dem Beifall der Demonstranten einen Neustart für Hotellerie und Gastronomie zum 4. Mai. Die vom Staat angebotenen Kredite würden die Probleme bestenfalls in die Zukunft verschieben. «Wir verdienen unser Geld lieber selber, statt Bittsteller zu sein», sagte sie.

Auch der Hotel- und Gaststättenverband des Landes machte deutlich, dass er raschere Lockerungen befürwortet. «Wir haben in Mecklenburg-Vorpommern die bundesweit geringste Infektionsquote. Es gibt keine nachvollziehbaren Argumente dagegen, die Häuser unter Einhaltung strenger Hygienevorschriften schrittweise zu öffnen, zunächst etwa für die heimische Bevölkerung», sagte der Präsident des Dehoga-Landesverbandes, Lars Schwarz. Unternehmer und Mitarbeiter bräuchten endlich eine Perspektive.

Der Vorsitzende der AfD-Fraktion im Landtag, Nikolaus Kramer, kritisierte eine «selektive Benachteiligung der für die Wirtschaft wichtigsten Branche» im Land. Das Risiko, sich in einem Gastronomiebetrieb anzustecken, sei nicht höher als im Schuhgeschäft. Hotels und Gaststätten müssten daher - wie schon die meisten Geschäfte des Einzelhandels - sofort wieder öffnen dürfen, forderte er.

Die Vorsitzende der Linksfraktion, Simone Oldenburg, bezeichnete den Stufenplan für die langsame Öffnung des Tourismus als «wichtigen Schritt und positives Signal an die gesamte Branche. «Es ist richtig, dass bei allen Schritten immer die aktuellen Entwicklungen der Infektionszahlen im Auge behalten werden müssen», betonte sie. Unverständlich sei aber, dass die Landesregierung keinerlei Signale an die Unternehmen sende, ob und wie diese in der nächsten Zeit unterstützt werden könnten. «Viele Unternehmen der Branche haben das Ende der Fahnenstange erreicht», konstatierte Oldenburg. (dpa)


 

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