Tourismusforscher fürchtet Rückkehr der Flugscham

| Tourismus Tourismus

Dass gerade auch Flugreisen schädlich fürs Klima sind, scheint angesichts der aktuellen Reiselust der Menschen nach den Corona-Einschränkungen in der allgemeinen Wahrnehmung etwas in den Hintergrund geraten zu sein. Doch das wird sich nach der Einschätzung des Tourismusforschers Prof. Harald Zeiss von der Hochschule Harz wieder ändern.

«Ich glaube, wir sind noch in einer Nachholphase, die ein, zwei Jahre dauern wird», sagt Zeiss. «Aber wir werden wieder in eine Art Flugbewusstseinsphase kommen, in der man von anderen zunehmend kritisch gesehen wird, wenn man fliegt.» In der sich Urlauber immer weniger trauen würden, von Flugreiseerfahrungen zu erzählen. «Weil andere womöglich sagen: Mit deinem Verhalten schädigst du doch die Umwelt, die du genießen willst.»

Das vor Ausbruch der Pandemie weitverbreitete Schlagwort Flugscham würde er aktuell noch nicht nutzen - aber Zeiss glaubt, dass es wiederkommen wird.

Mit Blick auf Klima und Nachhaltigkeit reisen, darüber wird viel geredet. Nur in der Buchungspraxis schlägt das offenbar noch eher wenig durch. So heißt es etwa in der aktuellen ADAC-Tourismusstudie: Nur fünf bis zehn Prozent der Befragten seien bereit, auch nur einen kleinen Aufpreis für nachhaltige Leistungen zu zahlen. Auch Themen wie der CO2-Fußabdruck der Reise spielten bei der Buchung eine untergeordnete Rolle.

Bei Tui sieht man das Thema Nachhaltigkeit derzeit zwar noch nicht sehr stark in den Buchungen, aber das komme. «Wie schon bei früheren Trends wird das im höherwertigen Segment anfangen und sich von dort über alle Angebote etablieren», schätzt der Sprecher ein.

Dabei sei Nachhaltigkeit nicht unbedingt ein Thema, das Kosten verursacht, sagt Tourismusforscher Zeiss. «Man kann nachhaltigen Urlaub machen, der nicht teurer ist.» Etwa, indem man eben nicht weit wegfliegt, sondern eher in der Nähe verreist, indem man der Bahn den Vorzug vorm Flieger gibt. «Das ist mehr eine Frage der persönlichen Einstellung als eine Frage der Größe des Geldbeutels.»

Dass neben Kreuzfahrten gerade Flugreisen oft klimaschädlich sind, scheint angesichts der aktuellen Reiselust der Menschen nach den Einschränkungen durch Corona in der allgemeinen Wahrnehmung etwas in den Hintergrund geraten zu sein. (dpa)


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

235 TVertreter der internationalen Reiseindustrie und 110 Medienvertreter aus 38 Ländern nehmen am 50. Germany Travel MartTM (GTM) der DZT in Chemnitz teil. Vom 21. Bis 23. April 2024 informieren sie sich beim GTM über die neuesten Trends, Entwicklungen und touristischen Produkte in Deutschland, lernen die Region kennen und verhandeln Geschäftsabschlüsse.

Als erste Stadt der Welt verlangt Venedig jetzt Eintritt: Wer ein paar Stunden zwischen Markusplatz und Rialtobrücke verbringen will, muss zahlen. Die Tourismusbranche beobachtet das genau.

Amsterdam will die Hälfte der anlegenden Flusskreuzfahrtschiffe streichen. Innerhalb von fünf Jahren solle die Zahl der Schiffe, die in der Stadt anlegen dürfen, halbiert werden. Die Stadt schätzt, dass dadurch pro Jahr rund 270 000 Touristen weniger die Stadt besuchen werden. 

 

Mehr als 11 Millionen verkaufte Tickets, von vielen als Tarifrevolution gefeiert: Das Deutschlandticket im Nah- und Regionalverkehr wird bald ein Jahr alt. Seit dem 1. Mai 2023 kann es bundesweit im Nah- und Regionalverkehr genutzt werden. Der monatliche Preis liegt in der Regel bei 49 Euro - aber wie lange noch?

Der Reisekonzern FTI wechselt den Besitzer und soll frisches Kapital bekommen. Das in der Corona-Krise in Bedrängnis geratene Unternehmen sieht darin die Grundlage für Wachstum.

Vom Flughafen Hahn hat Billigflieger Ryanair den deutschen Markt aufgerollt. Auch 25 Jahre später spielt der Hunsrück-Flughafen noch eine Rolle in der Strategie der Iren.

Tourismus ist für Spanien überlebenswichtig. Trotzdem wächst vielerorts im Lande der Verdruss gegenüber den stetig zunehmenden Besuchermassen. Betroffen ist nun auch eine einstige «Friedensoase».

Wer in diesem Jahr hierzulande ein Ferienhaus mietet, darf einer Umfrage zufolge mit weitgehend stabilen Preisen rechnen. Weniger als die Hälfte der Ferienhausvermieter erhöht einer Umfrage zufolge in diesem Jahr die Preise. 90 Prozent der Vermieter rechnen mit gleich vielen oder mehr Buchungen als im Vorjahr.

Bereits zum 20. Mal verleiht der Deutsche Tourismusverband den Preis an Projekte, die neue Ideen im Tourismus umsetzen und als Innovationsmotor gesehen werden. Der Fokus liegt auch in diesem Jahr auf Nachhaltigkeit.

Für viele beginnt mit der warmen Jahreszeit auch die Freizeitparksaison – doch wohin nur am besten? Um die Entscheidung zu erleichtern, hat das Online-Reiseportal kurz-mal-weg.de 92 Freizeitparks in Deutschland nach ihrer Social-Media-Beliebtheit bewertet.