Weiße Flotte in Dresden: Insolvenz in Eigenverwaltung

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Die Sächsische Dampfschiffahrts GmbH wird ihre seit 2019 laufende Sanierung mit neuem Kurs und im Zuge eines Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung fortsetzen. Der Betrieb gehe weiter, sagte Geschäftsführerin Karin Hildebrand am Freitag. Die Dampfer fahren, die Mitarbeiter sind «voll motiviert», erklärte sie weiter. Die Arbeitsagentur zahlt nach ihren Angaben bis Ende August die Gehälter der knapp 200 Mitarbeiter.

Das Amtsgericht bestellte den Dresdner Rechtsanwalt Frank-Rüdiger Scheffler zum vorläufigen Sachwalter. Zudem ist der Sanierungsexperte Burkhard Jung, der der SDS bereits zur Seite steht, ab sofort Teil der Geschäftsführung. Nach dessen Angaben werden auch Angebote von interessierten Investoren geprüft. Mit Blick auf die Zukunft ist der Unternehmensberater zuversichtlich.

Für die aktuelle Situation nannte die SDS die Corona-Pandemie sowie «beihilferechtliche» Gründe als Ursachen. Die Schwierigkeiten nach zwei Niedrigwasser-Perioden konnten mit Hilfe von Jung sehr gut bewältigt werden, wie Hildebrand sagte. «Corona war für uns ein Tiefschlag, ein Stück höhere Gewalt», sagte Mitgeschäftsführer Jeffrey Pötzsch. Man habe bis dahin mit Erfolg daran gearbeitet, unabhängig von Wettereinflüssen zu werden. Nach Angaben von Unternehmensberater Jung hätte die SDS den «Sanierungsstempel» bekommen.

Die erheblichen Schäden durch totalen Umsatzausfall wegen Corona könnten durch Finanzierungshilfen nicht aufgefangen werden, sagte Jung. In dieser wirtschaftlichen Lage hatte auch die Suche nach einem Investor oder Finanzier keinen Erfolg. «Auch Schuldenerlass hilft jetzt nicht mehr, wir brauchen weiter Geld», sagte Hildebrand. Der Aufbau von Rücklagen zur Abfederung schlechter Zeiten misslang, die SDS hat negatives Stammkapital.

Das Unternehmen hatte am Mittwoch beim Amtsgericht Dresden Insolvenz angemeldet, nachdem zuvor die zweite Rate eines 2019 zugesagten Zwei-Millionen-Euro-Förderdarlehens vom Freistaat ausblieb. Zukunftsfähige Lösungsansätze würden im Rahmen ihres Förderauftrags konstruktiv begleitet, sagte eine Sprecherin der Sächsischen Aufbaubank.

Ein Eigenverwaltungsverfahren gibt Unternehmen den rechtlichen Rahmen, sich bei laufendem Geschäftsbetrieb neu aufzustellen. Die unternehmerische Verantwortung bleibt - im Unterschied zum regulären Insolvenzverfahren - in Händen der Geschäftsführung.

Der Freistaat will die SDS nach Angaben des Finanzministeriums auch auf dem neuen Weg unterstützen. «Die Sächsische Dampfschiffahrt und ihre historischen Raddampfer gehören zu Sachsen und Dresden und stellen ein einzigartiges kulturelles Erbe dar.»

Die SDS-Gruppe war 2019 durch Umsatzrückgänge aufgrund von Niedrigwasser in die roten Zahlen gerutscht. Eine geänderte Finanzierungsstruktur war Voraussetzung, dass weiter Geld von Banken und vom Freistaat fließt. Eigentümer der GmbH & Co. KG sind laut Jung 499 Kommanditisten mit unterschiedlichen Anteilen. Der Freistaat ist mehrheitlich an der GmbH als persönlich haftendem Gesellschafter beteiligt, das operative Geschäft führt die KG.

Die Flotte der SDS umfasst neun zwischen 1879 und 1929 gebaute historische Raddampfer sowie zwei moderne Fahrgastschiffe. Geschäftsführer Pötzsch hofft, dass viele Menschen Dampfer fahren. «Je mehr das Angebot in Anspruch nehmen, umso besser kommen wir durch diese Zeit.» (dpa)


 

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