Weniger Urlaubsflüge aus Deutschland

| Tourismus Tourismus

Den Titel „Reiseweltmeister“ konnte Deutschland trotz seiner vergleichsweise kleinen Bevölkerung bereits mehrfach gewinnen. Im vergangenen Jahr reichte es nach den U.S.A. und China zwar nur für den dritten Platz, die Anzahl der Flüge zu den Lieblingszielen der Deutschen dürfte aber trotzdem auch im Jahr 2019 beträchtlich gewesen sein. Weiterhin an erster Stelle liegen hier die Balearen (Spanien), gefolgt von Hurghada (Ägypten), den Kanaren (Spanien) und der Türkischen Riviera.

Nun hat das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt e. V. (DLR) eine Studie veröffentlicht, laut der die touristischen Passagierzahlen in Deutschland 2020 sinken werden. Typische Flughäfen der Ferienflieger wie Düsseldorf oder Dortmund werden aber trotzdem an ihren Kapazitätsgrenzen bleiben und auch das Parken am Hannover Flughafen wird vermutlich nicht einfacher werden.

Globaler Luftverkehr mit Wachstum

Überraschend ist ein Rückgang der Passagiere nicht nur wegen der großen Urlaubslust der Deutschen, sondern auch weil eine zweite Studie des DLR zeigt, dass der globale Luftverkehr um jeweils 1,6 Prozent in den nächsten 20 Jahren ansteigen wird. In Deutschland sinkt hingegen die Anzahl der Flüge in 202 insgesamt um 2,5 Prozent, bei Flügen in touristisch geprägte Regionen gibt es einen Rückgang von etwa einem Prozent. Laut Dr. Peter Berster vom Institut für Flughafenwesen und Luftverkehr des DLR „ist der Ferienflieger-Markt 2020 größtenteils von Stagnation und Schrumpfung geprägt.“

Die Studie zeigt außerdem, dass der Rückgang der touristischen Flüge nicht alle Urlaubsregionen gleichstark trifft. Am stärksten betroffen ist die Karibik mit einem Minus von 15 Prozent sowie Türkei mit einem Minus von vier Prozent. Die besonders günstigen Urlaubsziele Bulgarien und Rumänien können sich trotz des allgemeinen Rückgangs sogar um ein Plus von vier Prozent freuen.

15.000 Flüge nach Spanien und Italien

Wie im vorherigen Jahr werden auch 2020 Spanien und Italien mit zusammen 15.000 Flügen die aufkommensstärksten Zielländer deutscher Touristen bleiben, während die Türkei unverändert den dritten Platz einnimmt. Einem leichten Wachstum von Flügen nach Spanien steht dabei ein Minus von circa sechs Prozent von Flügen nach Italien gegenüber. Der aufkommensstärkste Einzelflughafen bleibt wie seit über zehn Jahren Palma de Mallorca, der von 23 deutschen Flughafen angeflogen wird. Die meisten Flüge nach Palma de Mallorca starten aus Düsseldorf, gefolgt von Frankfurt (Main) und Köln/Bonn.

Auch das Angebot ohne Umstieg erreichbarer Urlaubsziele bleibt laut der Analyse des DLR 2020 relativ konstant. In der aktuellen Saison entfallen jedoch Direktflüge nach Turkmenistan und Malaysia, dafür können von Deutschland nun Armenien und die Slowakei durch neue Angebote erreicht werden. Insgesamt können aus Deutschland über 100 Staaten direkt erreicht werden.

Verschiebungen im Mittelmeerraum

Deutlich sichtbar ist die wellenförmig verlaufende Entwicklung der Touristenströme vor allem im Mittelmeerraum. Berster erklärt, dass „während die Türkei weniger Touristen aus Deutschland empfängt, das benachbarte Griechenland ein Plus von sieben Prozent und Zypern sogar ein Plus von 54 Prozent erfahren.“ Auch in Deutschland teilen sich die zurückgehenden Touristenflüge nicht auf alle Verkehrsflughäfen identisch auf. München und Frankfurt (Main) werden 2020 praktisch unverändert viele Touristen befördern, Hamburg, Berlin und Düsseldorf erwarten deutliche Rückgänge und für Dortmund prognostizieren die Luftverkehrsforscher sogar ein kleines Wachstum.

90 Prozent der Urlaubsflieger bleiben in Europa

Unverändert im Vergleich zu den vorherigen Jahren fliegen auch 2020 90 Prozent aller in Deutschland startenden Flugzeuge Ziele in Europa an, 22 Prozent verlassen sogar nicht die Bundesrepublik. Zu den gefragtesten Übersee-Warmwasserzielen gehört trotz des Rückgangs weiterhin die Karibik, gefolgt von Regionen in Afrika und Asien. Den größten Einbruch verzeichnen Flüge nach Kuba, die innerhalb eines Jahres um 30 Prozent sinken. Die U.S.A. und Kanada können hingegen etwa sieben Prozent mehr Touristen aus Deutschland im laufenden Jahr erwarten.

Lufthansa und Eurowings mit 50 Prozent Marktanteil

Die meisten Flüge aus Deutschland werden auch 2020 durch die Lufthansa durchgeführt, gefolgt von Eurowings, Ryanair und Easyjet. Während die Lufthansa ein Plus von 2,5 Prozent verzeichnet, muss Easyjet mit einem Minus von zehn Prozent kalkulieren. Dies ist besonders unter Berücksichtigung der Air Berlin Insolvenz überraschend, weil Easy Jet einen Teil des innerdeutschen Verkehrs übernehmen konnte. Auch für Eurowings, Ryanair und Condor rechnen die Wissenschaftler des DLR mit einem Rückgang von fünf bis zehn Prozent. Die größten Gewinner des Jahres sind sehr wahrscheinlich TUIfly und Wizz, deren Passagieraufkommen um zehn Prozent ansteigen soll.

Dominiert wird der Luftverkehr in Deutschland aber trotzdem weiterhin durch die Lufthansa und das Tochterunternehmen Eurowings, die 2020 einen Marktanteil bei Touristenflügen von etwa 50 Prozent erreichen werden. Dies entspricht 43.000 Starts pro Monat.

Etwa die Hälfte aller Flüge von deutschen Flughäfen entfallen laut den Wissenschaftlern um Berster auf längere Urlaubsreisen, 15 Prozent auf private Kurztrips. Das übrige Drittel wird von Geschäftsreisenden beansprucht. Dabei ist auffällig, dass ein Großteil der innerdeutschen Verbindungen aus geschäftlichen Gründen genutzt werden, während Auslandsflüge innerhalb von Europa zu 60 Prozent und zu anderen Kontinenten sogar zu 70 Prozent von Touristen genutzt werden.

Coronavirus erschwert Prognose

Wie Berster erklärt, erschwert der Coronavirus eine präzise Prognose der Wissenschaftler. Als die Studie erstellt wurde, gingen zwar bereits Flüge nach China deutlich zurück, andere Ziele wurden aber nahezu unverändert angeflogen. Sollte die Ausbreitung des Virus auch in der Hauptsaison noch bestehen, ist daher statt des prognostizierten leichten Rückgangs mit einem wesentlich stärkeren Einbruch der Touristenflüge in alle Regionen der Welt zu rechnen.


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Der Tourismus in Brandenburg hat im vergangenen Jahr einen regelrechten Boom erlebt. Man blicke auf ein sehr erfolgreiches Jahr zurück, sagt die Tourismus-Marketing Brandenburg GmbH und rechnet auch für 2024 mit guten Zahlen.

Die Menschen in Deutschland lassen sich von Konjunkturflaute oder Streiks die Reiselaune bislang nicht verderben. Die Branche präsentiert zum ITB-Auftakt teils Rekordzahlen.

Auf der Tourismusmesse ITB ist Künstliche Intelligenz ein Hauptthema. Denn so wie überall, wird sie auch im Reisesektor immer wichtiger - und beeinflusst, wie und wo künftig Urlaub gemacht wird.

Insgesamt stehen auf dem Messegelände 12.000 Parkplätze für die Besucher bereit. Es wird empfohlen, den Radiohinweisen zu folgen und das Leitsystem zu den 5.000 Zusatzparkplätzen am nahe gelegenen Olympischen Platz zu nutzen.

Für ihre vorab gebuchten Reisen haben die Bundesbürger im Touristikjahr 2022/23 insgesamt 79 Milliarden Euro ausgegeben. Das sind 27 Prozent mehr als im Vorjahr. Gegenüber dem Rekordwert im Vor-Corona-Jahr 2018/19 stiegen die Ausgaben um 14 Prozent.

Die Reisebranche sieht sich zurück auf Kurs: Die Buchungszahlen steigen, mehr Menschen als im vergangenen Jahr wollen trotz Belastungen durch die Inflation verreisen, ein Teil will mehr Geld für die schönsten Wochen des Jahres ausgeben.

Der Tourismus in Brandenburg hat im vergangenen Jahr einen regelrechten Boom erlebt. Man blicke auf ein sehr erfolgreiches Jahr zurück, sagt die Tourismus-Marketing Brandenburg GmbH und rechnet auch für 2024 mit guten Zahlen.

Die Buchungen für die Sommerreisezeit laufen auf Hochtouren. Der Reisekonzern DER Touristik verzeichnet eine deutlich gestiegene Nachfrage.

Beim 12. Tag des barrierefreien Tourismus am 6. März 2024 erörtern unter anderem politische Entscheider, Vertreter der Betroffenenverbände, Wirtschaftsunternehmen und andere Organisationen verschiedene Aspekte rund um das Thema Inklusion auf Reisen.

Mecklenburg-Vorpommern ist als Urlaubsland immer noch beliebt. Der Tourismusbeauftragte bemängelt jedoch fehlende Investitionen in die Zukunft. Der Dehoga-Präsident sieht das anders.