«Wie eine Wiedergeburt» - Mallorca erwacht aus Pandemie-Schlaf

| Tourismus Tourismus

Partysänger Peter Wackel feierte auf Instagram mit einem Corona-Bier, während Joan sich auch ohne Alkohol «wie im Rausch» fühlte. Mallorca erwacht aus dem Pandemie-Schlaf: Nachdem am Donnerstag bereits das Kultlokal Bierkönig am Ballermann nach Monaten der coronabedingten Schließung die Pforten wieder geöffnet hatte, durften Gastronomen der spanischen Urlaubsinsel und der anderen Balearen am Sonntag erstmals seit März auch im Innenbereich wieder Gäste bewirten. «Das fühlt sich an wie eine Wiedergeburt», meint Joan, der an der Playa de Palma einen Souvenirladen betreibt.

Derzeit überschlagen sich regelrecht die guten Nachrichten für die Menschen auf der liebsten Insel der Deutschen. Ab Montag dürfen zum Beispiel Besucher aus Großbritannien (sowie aus weiteren neun Ländern mit besonders guter Pandemie-Lage wie etwa Israel, China und Japan) ohne jede Auflage in Spanien einreisen. Und vom 7. Juni an dürfen alle vollständig Geimpften ebenfalls ohne Corona-Beschränkungen ins Land. Das bedeutet, dass Millionen Deutsche praktisch wieder wie vor der Pandemie nach Mallorca fliegen dürfen.

Unterdessen kommen immer mehr Besucher nach Mallorca: An diesem Wochenende standen allein auf dem Flughafen Son Sant Joan in Palma von Freitag bis Sonntag 1141 Flüge auf dem Plan - 106 mehr als vor einer Woche. Der Hotelier-Verband FEHM sieht das Licht am Ende des Tunnels und spricht von einem «Weg in die Erholung».

Das ist für die Balearen, wo der Tourismus in normalen Zeiten für mehr als ein Drittel des Volkseinkommens sorgt, immens wichtig: Allein Deutsche und Briten machten zusammen nämlich rund 60 Prozent aller 13,6 Millionen Ausländer aus, die 2019 die Insel besuchten. Wegen Corona gab es 2020 einen Einbruch dieser Besucherzahl um fast 90 Prozent auf etwa 1,7 Millionen.

Es gab vor allem ein großes Laden- und Restaurantsterben. Auch für TV-Kultauswanderin Daniela «Danni» Büchner kamen die guten News zu spät: Im Februar musste die einstige Dschungelcamp-Finalistin (43) wegen finanzieller Probleme ihr Café «Faneteria Büchner» im Badeort Calla Millor im Osten Mallorcas schließen.

Auch wenn der Himmel am Sonntag grau und wolkenverhangen war: Von der langen Tristesse ist auf Mallorca deutlich weniger zu spüren. «Der Ballermann ist zurück»; jubelte die «Mallorca Zeitung», die von «Glücksgefühlen» und «Gänsehaut» zu berichten wusste. Bei Urlaubern, und auch bei Einheimischen: «Das Leben hat wieder einen Sinn», sagte etwa die 36-jährige Ella aus Leverkusen bei der Eröffnung des Bierkönigs einem Reporter des Wochenblattes. Für Paco geht es derweil um Handfesteres als um Party oder um den Sinn des Lebens: «Wir verdienen wieder Geld. Wir können unsere Familien endlich wieder ernähren», meinte der 57 Jahre alte Taxifahrer.

Auch Wackel freut sich: «Ein Stück Normalität kehrt auf die Insel zurück.» Es sei aber «natürlich noch nicht alles so, wie man es von früher kennt», bemerkte die Ballermann-Berühmtheit auf Instagram. In der Tat: Restaurants, Bars, Cafés und auch Wackels zweites Zuhause, der Bierkönig, dürfen die Innenbereiche vorerst nur bis 18 Uhr öffnen. Die Außenbereiche darf man bis 23 Uhr benutzen.

Es gelten jedoch weiterhin strenge Auflagen. An einem Tisch dürfen maximal vier Personen sitzen. Der Betrieb an der Theke bleibt verboten. Es herrscht weiterhin eine Maskenpflicht auch im Freien (nur nicht am Strand und beim Baden) und zwischen Mitternacht und sechs Uhr darf man nur mit triftigem Grund aus dem Haus.

Wilde Partys werde es dieses Jahr mit Sicherheit nicht geben, warnte Regionalpräsidentin Francina Armengol - die dem berüchtigten «Sauftourismus» ohnehin den Kampf angesagt hat - immer wieder in Interviews. Man will einfach die beachtlichen Erfolge im Kampf gegen Corona nicht leichtfertig aufs Spiel setzen.

Zuletzt haben sich auf den Balearen nur 19 Menschen je 100 000 Einwohner binnen sieben Tagen infiziert. Diese Sieben-Tage-Inzidenz liegt in Spanien derzeit nur in Valencia, Kastilien-La Mancha und Ceuta niedriger. Dabei hatten Mallorca und die anderen Inseln der Region im Winter zeitweilig die höchsten Werte des Landes. Das hat sich geändert: «Die Balearen sind die sicherste Tourismus-Destination des Mittelmeeres», versicherte Armengol erst am Mittwoch voller Stolz auf der Tourismusmesse Fitur in Madrid.


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Berlin hat im laufenden Jahr bisher weniger Besucherinnen und Besucher angezogen als in den Vorjahren. Knapp 9,2 Millionen Gäste besuchten in den ersten neun Monaten 2025 die Hauptstadt.

​​​​​​​Tripadvisor hat seine Finanzergebnisse für das dritte Quartal 2025 bekannt gegeben und gleichzeitig eine tiefgreifende Umstrukturierung eingeleitet. Diese Neuausrichtung soll das Unternehmen als einen durch Erlebnisse geführten und KI-fähigen Konzern positionieren. Als Folge der strategischen Verschiebung wird ein Personalabbau vorgenommen.

Die Europäische Union hat einen entscheidenden Schritt zur Harmonisierung der Emissionsberechnung im Transportwesen vollzogen. Nach langjährigem Prozess wurde eine politische Einigung erzielt. Diese schafft einen gemeinsamen Rahmen und legt eine einheitliche Methode zur Berechnung von Treibhausgasemissionen im Güter- und Personenverkehr fest.

Mehrere Millionen Menschen reisen jedes Jahr in ein kleines südbadisches Dorf, um den Europa-Park zu besuchen. Eine Schweizer Familie knackt eine besondere Marke - und bekommt Geschenke.

Sommer, Sonne, volle Strände – so stellen sich viele den Urlaub in Schleswig-Holstein vor. Doch auch im Winter zieht Deutschlands nördlichstes Bundesland zahlreiche Besucher an. Besonders der Dezember gilt als kleine Hochsaison.

Walfleisch und unversteuerte Zigaretten finden Beamte in Kiel und Hamburg immer wieder im Reisegepäck: Besonders während der Kreuzfahrt-Saison sind die Beamten von Zoll und Bundespolizei gefordert.

Die niedersächsische Tourismusbranche steht durch den Klimawandel vor großen Herausforderungen. Eine aktuelle Umfrage zeigt, dass fast 80 Prozent der Betriebe bei der Umsetzung von Anpassungsmaßnahmen vor allem an den Kosten scheitern.

Thüringens Tourismusbranche hat im vergangenen Jahr mehr Umsatz erwirtschaftet. Tagesausflüge sorgen für fast die Hälfte. Wie viel geben Besucher im Schnitt aus – und wer profitiert am meisten?

Die Nachfrage nach Outdoor-Aktivitäten in deutschen Urlaubsregionen ist auch in den Herbst- und Wintermonaten groß. Eine aktuelle Analyse zeigt, welche Regionen dabei am beliebtesten sind und welche Aktivitäten im Fokus stehen.

Die klassischen Kennzahlen zur Messung des touristischen Erfolgs, wie Ankünfte und Übernachtungen, reichen nicht mehr aus, um die Entwicklung einer Destination ganzheitlich zu beurteilen. Zu diesem Schluss kamen Fachleute aus Tourismus und Wissenschaft beim dritten Jahresdialog des Bayerischen Zentrums für Tourismus (BZT) in Kempten.