Block-Prozess: Die Sicht des Vaters und Applaus für Delling

| War noch was…? War noch was…?

Im Prozess um die Entführung der Block-Kinder aus Dänemark geht es am zehnten Verhandlungstag um die Perspektive des Vaters. Das Hamburger Landgericht will am Mittwoch (9.30 Uhr) weiter den Ex-Mann von Christina Block vernehmen. Stephan Hensel hatte am Dienstag damit begonnen, den Überfall in der Silvesternacht 2023/24 an seinem Wohnort in Süddänemark aus seiner Perspektive zu schildern. 

«Ich hatte Todesangst», sagte der 51 Jahre alte Nebenkläger. Er habe versucht, sich zu wehren, aber permanent Schläge und Tritte abbekommen. Gleichzeitig habe er die Kinder schreien hören. Dann seien die Autos mit den Kindern davongerast.

Der damals zehnjährige Sohn und die 13-jährige Tochter von Christina Block und Stephan Hensel waren mutmaßlich von Mitarbeitern einer israelischen Sicherheitsfirma entführt und zur Mutter nach Deutschland gebracht worden. Nach wenigen Tagen mussten sie aufgrund einer Gerichtsentscheidung wieder zu ihrem Vater nach Dänemark zurückkehren.

Jahrelanger Sorgerechtsstreit

Die Tochter des Gründers der Steakhaus-Kette «Block House», Eugen Block, soll laut Anklage zu der Entführung den Auftrag gegeben haben. Die 52-Jährige bestreitet das. Der Tat war ein jahrelanger Sorgerechtsstreit vorausgegangen. Hensel hatte die Kinder nach einem Wochenendbesuch im August 2021 nicht mehr zur Mutter zurückgebracht. Gerichte bestätigten, dass Christina Block das Aufenthaltsbestimmungsrecht hatte und der Vater die Kinder zurückgeben müsse. Sie konnte diesen Anspruch aber in Dänemark nicht durchsetzen. 

Angeklagter hat «Rettungsaktion» gestanden

Die Rückholaktion soll eine israelische Sicherheitsfirma durchgeführt haben. Nach Darstellung von Block war diese Firma ausschließlich zur Überprüfung der Cybersicherheit des zur Block-Gruppe gehörenden Elysée-Hotels angeworben worden und handelte ihr zufolge bei der Rückholaktion auf eigene Faust.

Ein mitangeklagter Israeli hat im Prozess gestanden, in der Silvesternacht 2023/24 gemeinsam mit weiteren Beteiligten die beiden Kinder gewaltsam aus der Obhut des Vaters in Dänemark entführt zu haben. Es sei aber nicht um eine Entführung gegangen, betonte der 36-Jährige. Der Chef der Sicherheitsfirma habe erklärt, es gehe um eine Rettung der Kinder vor ihrem angeblich gefährlichen Vater, der seinen Sohn und seine Tochter manipuliere. Er habe das damals geglaubt.

Der Lebensgefährte von Christina Block, Gerhard Delling, hatte am Dienstag in einer Erklärung vor Gericht bestritten, etwas Unrechtes getan zu haben. Der frühere Sportmoderator ist wegen Beihilfe angeklagt. Er soll das Zusammentreffen der Hamburger Unternehmerin mit ihren beiden jüngsten Kindern am 1. Januar 2024 in Baden-Württemberg organisiert und ihre gemeinsame Rückkehr nach Hamburg koordiniert haben. Der 66-Jährige wird außerdem verdächtigt, gegenüber Kriminalbeamten falsche Angaben gemacht zu haben.

Applaus für Delling im Gericht - «Nie etwas Unrechtes getan»

Als Sportmoderator kommentierte Gerhard Delling vom Spielfeldrand, im Prozess um die Entführung der Block-Kinder vor dem Hamburger Landgericht sitzt er jetzt als Angeklagter mittendrin. «Normalerweise rede ich zweimal 45 Minuten», sagt der 66-Jährige zu Beginn seiner Erklärung zu den Vorwürfen gegen ihn. Heute werde er sich kürzer fassen. 

Zu seiner Linken sitzt seine Lebensgefährtin Christina Block (52). Die Tochter des Gründers der Steakhaus-Kette «Block House», Eugen Block, ist angeklagt, die Entführung ihrer beiden jüngsten Kinder aus der Obhut des Vaters in Dänemark in Auftrag gegeben zu haben, was sie bestreitet. Rechts von Delling sitzt Blocks Ex-Mann Stephan Hensel (51). Er wurde bei der Rückholaktion nach Angaben der Staatsanwaltschaft niedergeschlagen und ist Nebenkläger.

Delling betont, dass es für ihn nie in Rede gestanden habe, etwas Unrechtes zu tun oder gar Gewalt anzuwenden. «Ich hätte niemals gedacht, dass ich als absolut rechtstreuer Bürger jemals vor Gericht stehen würde.»

Delling ist wegen Beihilfe angeklagt. Er soll das Zusammentreffen Blocks mit ihrem damals zehnjährigen Sohn und der 13 Jahre alten Tochter am 1. Januar 2024 in Baden-Württemberg organisiert und ihre gemeinsame Rückkehr nach Hamburg koordiniert haben. Delling wird außerdem verdächtigt, gegenüber Kriminalbeamten falsche Angaben gemacht zu haben.

Delling: Ich habe Christina Block getröstet

Er habe Christina Block Mut zugesprochen und versucht, ihre Lage zu verstehen, erklärt der Angeklagte weiter. Unzählige Menschen hätten seiner Lebensgefährtin gesagt, sie würden in einer solchen Lage jedes Mittel in die Hand nehmen, um ihre Kinder wiederzusehen. Die Mutter habe aber auf den beschwerlichen Weg der Gerichte gesetzt. Er habe sie beruhigt, getröstet und aufgebaut. Auf die konkreten Vorwürfe der Anklage geht er nicht ein und will auch keine Nachfragen beantworten.

Delling sagt, er habe Christina Block in der Corona-Zeit kennengelernt. Mit ihren vier Kindern habe er sich sehr gut verstanden. Eine Tochter habe ihn statt Gerhard «Gernhard» genannt, weil sie ihn so gern hatte.

Acht Monate habe er die Kinder erlebt, sechs davon intensiv. Er habe immer die Überzeugung vertreten, dass Kinder Vater und Mutter brauchen, sagt der 66-Jährige. Blocks zweitältester Tochter, die bis heute bei der Mutter lebt und unter der Trennung der Eltern leide, habe er gesagt, dass ihr Vater immer ihr Vater bleiben werde.

Delling: Christina Block hatte gutes Verhältnis zu den Kindern

Die beiden jüngsten Kinder leben seit Ende August 2021 bei ihrem Vater in Dänemark. Nach Ansicht der Hamburger Staatsanwaltschaft behielt er sie nach einem Wochenendbesuch widerrechtlich bei sich.

Delling betont, Christina Block habe ein gutes Verhältnis zu ihren Kindern gehabt. «Sie hat sie schon gar nicht geschlagen oder auch nur aggressiv behandelt», sagt er zu den Vorwürfen, die von der Seite des Vaters erhoben werden. Die jüngste Tochter habe nicht einschlafen können, ohne dass ihr die Mutter noch etwas vorlas und mit ihr kuschelte. Gemeinsam hätten sie Spiele gespielt. In seinem beruflichen Leben und in Stiftungen habe er sich für ein faires Miteinander eingesetzt und sich gegen Gewalt positioniert. «Ich habe selbst drei wunderbare Töchter, die nie geschlagen wurden.»

Die Zuschauer im Gerichtssaal reagieren mit spontanem Applaus auf Dellings Erklärung. Die Vorsitzende Richterin Isabel Hildebrandt schreitet sofort ein: Sie dulde keinen Applaus im Zuschauerraum.

Vater spricht von Todesangst

Gegen Ende des neunten Verhandlungstages beginnt die Richterin mit der Vernehmung von Hensel. Er schildert den Überfall in der Silvesternacht 2023/24 aus seiner Perspektive. «Ich hatte Todesangst», sagt der Nebenkläger. «Ich wurde auf den Bauch geworfen.» Er habe versucht, sich zu wehren. «Ich kriegte permanent Schläge und Tritte.» Gleichzeitig habe er die Kinder schreien hören. Dann seien die Autos mit den Kindern davongerast.

Die beiden jüngsten Kinder des Ex-Paares leben seit Ende August 2021 bei ihrem Vater in Dänemark. Nach Ansicht der Hamburger Staatsanwaltschaft hatte er sie nach einem Wochenendbesuch widerrechtlich bei sich behalten. Es folgte ein langer Sorgerechtsstreit mit der Mutter. Einige Tage nach der Entführung entschied das Hamburger Oberlandesgericht, dass die Kinder zurück zum Vater müssen. Die Befragung von Hensel wird am Mittwoch fortgesetzt.

Block-Häuser sollten nach Entführung geschützt werden

Nach Delling verliest die Verteidigerin die Erklärung eines wegen Beihilfe mitangeklagten Sicherheitsunternehmers. Der 58 Jahre alte Deutsche schildert darin, dass er keine Anzeichen hatte, dass jemand beauftragt worden sein könnte, die Kinder aus Dänemark zurückzuholen. 

Er habe Anfang Januar kurzfristig von Firmengründer Eugen Block den Auftrag bekommen, dessen Haus und das seiner Tochter vor Pressevertretern und unberechtigten Personen zu schützen. 

Bevor die Kinder eintrafen, habe er die Fenster im Haus der Mutter verriegeln lassen. Es sei nicht darum gegangen, den Jungen und das Mädchen einzusperren. Sie sollten nur nicht unbedacht auf die Straße laufen und vor Presse und unberechtigten Personen geschützt werden. Seine Hamburger Firma habe nichts mit der Entführung zu tun und habe ständig mit der Polizei kooperiert.

Angeklagte Block-Verwandte: Habe mit Entführung nichts zu tun

Im Hamburger Prozess um die Entführung der Block-Kinder aus der Obhut ihres Vaters in Dänemark hat eine angeklagte Verwandte der Unternehmerin ihre Sicht der Geschehnisse geschildert. Die Staatsanwaltschaft wirft der 49-Jährigen Beihilfe vor. Sie habe nichts mit der Entführung zu tun und erst am 1. Januar 2024 erfahren, dass die Kinder wieder zurück in Deutschland seien, berichtete sie unter Tränen im Gerichtssaal.

Der damals zehnjährige Sohn und die 13-jährige Tochter von Christina Block waren in der Silvesternacht 2023/24 mutmaßlich von Mitarbeitern einer israelischen Sicherheitsfirma entführt worden. Die Tochter des Gründers der Steakhaus-Kette «Block House», Eugen Block, soll laut Anklage nach einem langen Sorgerechtsstreit mit dem in Dänemark lebenden Vater dazu den Auftrag gegeben haben. Die 52-Jährige bestreitet das.

Reaktion auf Bitte von Christina Block

Sie habe lediglich der Bitte entsprochen, Christina Block und ihre Kinder am 2. Januar abends mit dem Auto am Rande von Hamburg abzuholen und nach Hause zu bringen, berichtete die Verwandte weiter. Die Kinder sollten in dieser Situation jemanden sehen, «dem sie vertrauen». 

Sie habe bis August 2021 ein sehr enges Verhältnis zu den Kindern gehabt. Damals hatte Blocks Ex-Mann den Jungen und das Mädchen nach einem Wochenendbesuch bei sich behalten. Die Kinder seien der Familie «von heute auf morgen entrissen worden». Es sei kein Kontakt mehr möglich gewesen.

Für sie sei Anfang 2024 klar gewesen, dass die Mutter in diesem Moment das Aufenthaltsbestimmungsrecht hatte, sagte die Angeklagte weiter. Die mutmaßlich für die Entführung verantwortliche Sicherheitsfirma hatte die Kinder nach Süddeutschland gebracht. Die Mutter fuhr nach eigenen Angaben mit der Bahn dorthin, um sie abzuholen. Die mutmaßlichen Entführer sorgten dafür, dass Block und die Kinder zurückgefahren wurden - aber nicht die ganze Strecke, außerhalb von Hamburg wurden sie abgesetzt. (dpa)


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

In Reaktion auf den Tod der Hamburger Familie in Istanbul haben Behörden 24-Stunden-Überwachung für Betriebe angeordnet.: Alle Unternehmen seien verpflichtet, Tag und Nacht Audio- und Videoaufnahmen zu machen und diese 30 Tage lang aufzubewahren.

Die Unternehmerin Christina Block soll den Auftrag erteilt haben, zwei ihrer Kinder aus der Obhut des Ex-Manns zu entführen. Dessen neue Ehefrau wendet sich als Zeugin direkt an die Angeklagte.

Zum Welttoilettentag feiert Berlin seine historischen Klo-Häuschen, auch Café Achteck genannt. Wo früher Menschen ihr Geschäft verrichteten, werden heute zum Teil Burger gebraten.

Seit vier Monaten läuft der Prozess gegen Christina Block wegen der Entführung ihrer Kinder aus der Obhut ihres Ex-Manns. Jetzt meldet sich der Großvater der Kinder erneut zu Wort.

Im Fall der in Istanbul gestorbenen Hamburger Mutter und ihrer zwei Kinder haben Ermittler weitere Personen festgenommen. Dabei handelt es sich um zwei Hotelangestellte sowie eine Person, die Schädlingsbekämpfung in dem Hotel der Familie durchgeführt hat.

Der Komiker und Künstler Otto Waalkes zeigt rund 150 seiner Gemälde im Hotel Taschenbergpalais Kempinski Dresden. Besucher erwartet eine Mischung aus Kunst, Humor - und den berühmten Ottifanten. Auch Tee spielt eine Rolle.

Nach dem Tod einer Hamburger Mutter und ihrer zwei Kinder im Türkeiurlaub ist ihr Hotel in Istanbul evakuiert worden. Die Behörden haben zudem sämtliche Gegenstände aus dem Hotel mitgenommen, um sie im Labor zu untersuchen.

Betonblöcke, Messerverbote und Videokameras: Die deutschen Weihnachtsmärkte rüsten nach Anschlägen in früheren Jahren massiv auf. Doch der Schutz ist teuer. Und die Besucher sorgen sich trotzdem.

Der Urlaub einer Familie aus Deutschland endet in der Katastrophe. Eine Mutter und ihre zwei Kinder sterben nach einem typischen Sightseeing-Tag in Istanbul. Ermittler haben Essen im Verdacht.

Eine etwa hundert Jahre alte Trommelwaschmaschine aus den 1920er Jahren von Miele hat in einer deutschlandweiten Suche den ersten Platz als älteste betriebsbereite Gewerbewaschmaschine erreicht. Das Gerät ist im Besitz des Fördervereins der Ortsfeuerwehr Burgdorf-Schillerslage bei Hannover.